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Evonik-Standort LülsdorfAngst vor noch mehr Gefahrgut bei Chemie-Transporten

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Die Transporte von und zum Evonik-Werk sind Anwohnern schon jetzt ein Dorn im Auge. 

  • Für diejenigen, die in der Nähe des Evonik-Standortes in Lülsdorf, sind die Chemietransporte ein bekannter Anblick.
  • Viele sorgen sich, wenn Gefahrgüter so dicht vor ihren Wohnorten transportiert werden.
  • Michael Reinhardt, Geschäftsführer der RSVG, äußerte sich zu den Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner.

Troisdorf – „Was kommt auf Sie zu, wollen Sie wissen“: In der Tat hatten die Mitglieder des städtischen Ausschusses den RSVG-Geschäftsführer Michael Reinhardt genau deswegen eingeladen. Chemietransporte, die auf dem Weg zum Evonik-Standort in Lülsdorf nur wenige Meter an Wohnhäusern in Sieglar und Eschmar vorbeirollen, sind Anwohnern und Politik gleichermaßen seit Jahren ein Dorn im Auge. Und nun weckt die erwartete Zunahme durch Transporte von Ethylenoxid zur geplanten PCC-Anlage in der Nachbarstadt zusätzliche Besorgnis.

Als Nebenunternehmer für DB Cargo und Captrain transportierte die RSVG zuletzt 74.000 Tonnen Fracht im Jahr. Zwei bis drei Waggons Ethylenoxid erwarte die kreiseigene Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft täglich, erklärte Reinhardt. Die übrigen zur geplanten Produktion von PCC notwendigen Mengen kämen per Schiff und Lastwagen. Ausführlich ging Reinhardt auf die Sicherheitsvorkehrungen ein. Schließlich, so führte er aus, würden schon jetzt Gefahrgüter durch Sieglar und Eschmar rollen: Unter Rohstoffen wie Kalisalzen, Laugen oder Ethanol sticht Chlor als besonders gefährlich heraus.

1,5 Millionen Euro von allen fünf Partnern

Bremsprüfung und Sichtkontrolle aller Waggons der Auftraggeber durch ausgebildete Wagenprüfer seien am Übergabebahnhof in Spich vorgeschrieben, sagte Reinhardt. Regelmäßig werden auch die Strecken geprüft, ausschließlich ausgebildetes und geprüftes Personal arbeite hier. Zwölf meldepflichtige Störfälle habe es binnen zehn Jahren gegeben, nur vier Mal gab es, so der Geschäftsführer, überhaupt Schaden. Je 1 Million Tonnenkilometer ergebe das statistisch 0,34 Unfälle. Schließlich führen die Züge auch nur mit 15 bis 20 Kilometern pro Stunde.

Eine Alternative zur Trasse mitten durch den Ort ist eine neue Güterbahnlinie, die Lülsdorf und Porz verbinden soll. „Jahre entfernt“ nicht zuletzt deshalb, weil die Trassenführung an die zukünftige Autobahn-Rheinquerung („Rheinspange“) angepasst werden soll. 47,7 Millionen Euro stehen als mögliche Kosten in einer Machbarkeitsstudie für das Projekt – Geld, das die RSVG allein keinesfalls aufbringen kann.

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Evonik, Rhein-Sieg-Kreis sowie die Städte Troisdorf und Niederkassel sind daher Wunschpartner. Um Fördermittel zu erhalten und die Kosten genauer zu ermitteln, muss das Projekt aber erst einmal weiter geplant werden. 1,5 Millionen Euro für jeden der fünf Partner fielen in den kommenden zwei Jahren an, sagte Reinhardt: „Ich bitte die Stadt, sich daran zu beteiligen.“

Nun sollen zunächst Planungsverantwortliche der Kreisverwaltung im Fachausschuss berichten. Über ein mögliches finanzielles Engagement der Stadt wird erst in den Beratungen zum Haushalt 2021/22 entschieden.

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