Export in die ganze WeltSo kompliziert ist die Herstellung pflanzlicher Arzneimittel

Lesezeit 2 Minuten
Das Unternehmen stellt in Spich pflanzliche Tabletten und Tropfen her.

Das Unternehmen stellt in Spich pflanzliche Tabletten und Tropfen her.

Troisdorf – Die Zahnpasta kommt in die Tube, wenn der Verschluss schon drauf ist. Sie wird von hinten befüllt und dann am hinteren Ende fest verschlossen. In Spich geschieht das jeden Tag. Auch zahlreiche Pillen werden dort gepresst und verpackt.

„Dazu kommen noch unsere Tropfen“, berichtet Dr. Jürgen-Andreas Mahling. Er ist Werksleiter und Geschäftsführer von Madaus. Die Firma mit ihren Gesundheitstropfen kennt fast jeder. 1200 Mitarbeiter hatte sie in der 90er Jahren. Doch dann kamen wirtschaftliche Schwierigkeiten, das Unternehmen aus Köln-Merheim wurde verkauft.

Neuer Inhaber

Madaus produziert jetzt in Spich mit 330 Mitarbeitern. „Wir haben uns sogar in letzter Zeit vergrößert“, berichtet Mahling. „87 Fachkräfte wurden neu eingestellt, die Auslastung am Standort um 30 Prozent gesteigert.“ Das freut den neuen Inhaber Mylan. Die Aktiengesellschaft hatte Madaus 2016 von der Firma Meda erworben, um sich breiter aufzustellen. „Die pflanzlichen Arzneimittel ergänzen sinnvoll unser Angebot“, so Mylan-Geschäftsführer Dr. Maximilian von Wülfing, der die langjährige Erfahrung von Madaus in dieser Branche lobte.

Heilpraktikerin Magdalene Madaus gab damals die Rezepte. Ihr Sohn, der Arzt Gerhard Madaus, sowie seine Brüder Friedemund und Hans gründeten 1919 das Unternehmen in Bonn. Echinacea wurde schnell eines der Hauptprodukte. 1947 kam der Umzug nach Köln-Merheim. 1996 wurde der Standort in Spich gegründet, der heute der Firmensitz ist.

Von Spich in die ganze Welt

Wie schwierig die Produktion der natürlichen Wirkstoffe ist, berichtet Apotheker und Heilpraktiker Dr. Oliver Ploss. So müsste Kraut des Purpursonnenhuts spätestens sechs Stunden nach dem Pflücken gepresset werden, damit der Saft für die Echinacea-Medikamente seine Wirkstoffe erhalte.

Wild wachsende Kräuter auf den Feldern müssten von Hand gepflückt werden, alles streng biologisch, „Unkrautvernichtungsmittel würden mit ihren Wirkstoffen das spätere Präparat verunreinigen“, erläutert der Experte.

Von Spich aus liefert die Firma in die ganze Welt. „Der Standort mit seiner Nähe zum Flughafen und der Autobahn ist logistisch gut“, so von Wülfing. In China und den Arabischen Emiraten würden die Produkte geschätzt. Am Standort Spich wird auch geforscht. „Wir haben weltweit das einzige Mittel, das bei einer Knollenblätterpilz-Vergiftung helfen kann, die sonst tödlich verläuft“, sagt Werksleiter Mahling. Es müsse jedoch schnell nach dem Verzehr eingenommen werden.

Zurzeit laufen Bauarbeiten auf dem Gelände an der Lütticher Straße. „Der Standort ist sicher und hat gute Perspektiven“, betont Mahling. „In Spich forschen wir für die Gesundheit und hier produzieren wir auch die Medikamente dazu.“

KStA abonnieren