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In TroisdorfGeflüchtete und Helfer feiern interkulturelles Sommerfest

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Beim gemeinsamen Essen sprachen Helfer und Geflüchtete über ihre Erlebnisse. 

Troisdorf – Als die Geflüchteten vor vier Jahren kamen, stellte das nicht nur den deutschen Verwaltungsapparat auf die Probe: Auch viele Bergheimer sahen sich mit großen Herausforderungen konfrontiert, als sie helfen wollten.

Umso schöner ist es, wenn diese Hilfe angekommen ist und man vier Jahre später gemeinsam auf das Erreichte zurückblicken kann – der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe der evangelischen und katholischen Kirche im Stadtteil Bergheim tat dies mit einem interkulturellen Sommerfest.

Vor der katholischen Pfarrkirche St. Lambertus tobt das Kirmes-Treiben, im Pfarrgarten dahinter tollen Kinder durch das Gras. Einheimische und Zugezogene sitzen gemeinsam an den Tischen und freuen sich über überwundene Sprachbarrieren.

Zum Fest sind alle zusammengekommen

„Anfangs haben wir vor allem Deutschkurse gegeben, bis die Leute die Sprache in den Integrationskursen lernten“, erinnert sich Ursula Rieger an die Anfänge der Geflüchtetenhilfe im Juli 2015. „Der Fokus lag auf dem gegenseitigen Kennenlernen der Kultur. Wir haben uns auch mit den Ämtern für diese Menschen auseinandergesetzt“, sagt sie.

Viele wohnen inzwischen nicht mehr in Bergheim, heute zum Fest sind sie aber noch einmal zusammengekommen. „Einige Menschen begleiten wir immer noch zum Arzt oder zu den Behörden. Denn oft bekommen sie Briefe, die sie zwar lesen können, aber nicht verstehen; Behördendeutsch kann kompliziert sein“, sagt Rieger.

„Wir betreuen heute auch eher einzelne Familien.“ Von rund 80 Aktiven vor vier Jahren sind etwa 15 geblieben. „Damals wie heute teilen wir uns die Arbeit, jeder tut so viel, wie er kann. Aber wir mögen die Arbeit mit Menschen, und es ist schön, ihnen zu begegnen“, schildert Ursula Rieger.

Vorurteile bauen sich ab

Eine der Familien, der Rieger und ihre Gruppe geholfen haben, ist die von Erta Lleshi. Sie kommt aus Albanien. „Am Anfang war es schlimm, weil wir hier die Sprache nicht konnten und man sich nur mit Händen und Füßen verständigen konnte“, erzählt sie. Dann hat sie einen Deutschkurs gemacht.

Seit zwei Jahren lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter Esia (4) in einer eigenen Wohnung. „Ich mache eine Ausbildung zur Friseurin, mein Mann arbeitet als Kfz-Mechatroniker“, sagt sie. „Frau Rieger und das Team begleiten mich noch zwei- bis dreimal in die Berufsschule. Aber ich liebe sie, sie sind meine Freunde“, sagt Lleshi.

„Die Leute wollen arbeiten, keiner will dem Sozialamt auf der Tasche liegen. Die, die da sind, beißen sich durch, und davor habe ich großen Respekt“, betont Rieger. „Der Schlüssel dazu ist die Sprache. Bei manchen klappt das gut, anderen fällt das immer noch schwer.“ Sie spüre aber, dass sich Vorurteile abbauten. „Die Leute sind stolz, wenn sie es am Ende geschafft haben.“

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Nach drei Jahren in Deutschland beherrscht Fatima Al-Halabi die Sprache gut. Auch für sie und ihre Familie war die Anfangszeit hart, „wir waren in vielen Städten“, sagt sie. Die Syrerin lebt mit ihrem Mann und den beiden Kinder in einer Wohnung in Bergheim.

„Hier sind die Leute alle sehr nett und helfen uns, wenn wir etwas brauchen. Ich genieße das Sommerfest, weil ich viele Leute treffe, die ich lange nicht gesehen habe“, sagt die 26-jährige. Zur Arbeit geht sie derzeit nicht – das dritte Kind ist unterwegs. Es wird das erste sein, das in Deutschland geboren ist.

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