Raupen-PlageSo entfernen Spezialisten Eichenprozessionsspinner

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Mit Schutzkleidung gesichert rückt Stephan Vester einem der beiden in Rotter See entdeckten Nestern des Eichenprozessionsspinner zu Leibe.

Mit Schutzkleidung gesichert rückt Stephan Vester einem der beiden in Rotter See entdeckten Nestern des Eichenprozessionsspinner zu Leibe.

  • Am Stamm einer Eiche im Stadtteil Rotter See hatte sich Eichenprozessionspinner eingenistet. Die haarigen Raupen sind für Menschen gefährlich.
  • Ein Mitarbeiter eines Baumpflegeunternehmens kam, um die Nester zu entfernen.
  • Dabei musste er es einiges beachten.

Troisdorf – Die Gefahr kommt ausgesprochen unscheinbar daher. Gerade einmal etwas mehr als handflächengroß ist das Gespinst, dem sich Stephan Vester am Donnerstagmorgen mit großer Vorsicht nähert. Der Mitarbeiter des Sankt Augustiner Baumpflegeunternehmens Arbor Care trägt einen blauen Overall mit Kapuze, Handschuhe, die mit Klebeband luftdicht mit den Ärmeln des Schutzanzuges verbunden sind, und einen Mundschutz.

Denn das Gespinst, das in etwa zweieinhalb Metern Höhe am Stamm einer Eiche hängt, ist das Nest des berüchtigten Eichenprozessionsspinners, einer Schmetterlingsart aus der Familie der Zahnspinner.

Mitarbeiter eines Gartenbauunternehmens, das die Bäume im Stadtgebiet routinemäßig unter anderem auf Standsicherheit, Krankheiten und Schädlingsbefall untersucht, hatten am Mittwoch auf einer Grünfläche unweit von Haus Rott im Stadtteil Rotter See zwei solcher Nester entdeckt und sofort Alarm geschlagen.

Brennhaare können Atemnot und Fieber auslösen

Denn die Brennhaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners können bei Mensch und Tier zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen (siehe „Atemnot und Fieber“).

Atemnot und Fieber

Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) sind Schmetterlinge aus der Familie der Zahnspinner. Temperaturabhängig verpuppen sich seine Raupen Mitte bis Ende Juni. Dazu spinnen sie sich in ockerfarbene Kokons ein und bilden ein Gespinstnest.

Gefährlich ist der direkte Kontakt mit den Raupen, die sechs Stadien durchlaufen. Sie sind von Anfang an stark behaart. Ab dem dritten Larvenstadium entwickeln sie mit Widerhaken versehene Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopein enthalten. Diese bleiben an Kleidung und Schuhen haften und lösen bei einem Kontakt toxische Reaktionen aus. Die Folge reichen von Juckreiz, Augenreizungen und Nesselsucht, Reizungen der Atemwege und Atemnot bis hin zu Schwindel und Fieber. (pf)

„Noch am Mittwoch haben wir die beiden betroffenen Bäume weiträumig mit Bauzäunen absperren lassen“, erläutert Martina Neuer von der Grünflächenabteilung des städtischen Umweltamtes. Zu groß war die Gefahr, dass Besucher der Grünanlage mit den Haaren der Raupen in Kontakt kommen, schließlich befinden sich in der Nähe eine Halfpipe für Skateboarder, ein Basketball- und ein Kinderspielplatz.

Stephan Vester nähert sich dem ersten Raupennest mit einer Sprühdose. „Darin ist ein Kleber, der verhindert, dass beim Entfernen des Nests die gefährlichen Brennhaare durch die Luft fliegen“, schildert er. Er sprüht das komplette Nest mit dem Kleber ein, dann kratzt er die verklebten Raupen vorsichtig vom Baumstamm in eine Plastiktüte.

Diese verschwindet in einem Müllsack, der zusammen mit den Schutzhandschuhen wiederum in einen weiteren Müllsack wandert. „Wir sind da sehr vorsichtig, damit wir nicht doch irgendwie mit den Härchen in Berührung kommen.“

Hubsteiger zur Bergung eines Nests benötigt

Das gleiche wiederholt der Experte an einer zweiten Eiche. Dort befindet sich das Nest allerdings in rund fünf Metern Höhe in einer Astgabel. Den Raupen, die sich dort bereits verpuppt haben, muss Stephan Vester deshalb mit Hilfe eines Hubsteigers zu Leibe rücken.

Auch dort dauert die Arbeit nur wenige Minuten, dann verschwindet auch das zweite verklebte Nest in einem Müllsack. „Das kommt in die Verbrennung, damit davon garantiert keine Gesundheitsgefahr mehr ausgeht“, sagt Stephan Vester, während Mitarbeiter des städtischen Bauhofs die vorsorglich aufgestellten Schutzzäune abbauen. Bis auf weiteres ist die Gefahr für Spaziergänger am Haus Rott nun gebannt.

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