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Training für TreppenlaufFeuerwehrleute üben im Troisdorfer Fitnessstudio

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39 Stockwerke stiegen die vier Troisdorfer Feuerwehrmänner auf dem „Stairmaster“ hinauf, alle in voller Montur mit Pressluftatmern, zwei sogar mit angeschlossener Maske. 

  • Vier Feuerwehrleute treffen sich in einem Troisdorfer Fitnessstudio, um für einen ganz besonderen Wettbewerb zu trainieren.
  • Statt die schwere Kleidung abzulegen, stellt sich das Quartett in voller Montur auf den "Stairmaster".
  • Die vier Kameraden bereiten sich auf den Turm-Lauf im Kölner Mediapark vor.

Troisdorf – Es ist schon ein kurioses Bild. Im Fitnessstudio „FitX“ am Troisdorfer Bahnhof schlendern die Sportler in leichten Trikots und kurzen Hosen zwischen den Geräten zu ihrer nächsten Station.

Auf dem Stepper absolvieren junge Frauen ihre Kilometer, am Rudergerät arbeitet sich ein junger Mann ab. Dazwischen streifen sich vier durchtrainierte Feuerwehrleute ihre Schutzkleidung über: dicke Jacken und Hosen, Handschuhe, Helm und Atemschutzgerät.

Treppenlauf im Köln-Turm am 4. August

Doch sie müssen keinen Brand löschen, das Quartett ist freiwillig gekommen, um zu trainieren. Denn sie wollen am 4. August beim Treppenlauf im Köln-Turm am Mediapark mitmachen. 39 Stockwerke, 714 Stufen und 132 Höhenmeter haben sie da vor sich.

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Und es gibt eine eigene Feuerwehrwertung, die sich noch einmal in zwei Kategorien unterteilt, mit und ohne Maske. Wer den Pressluftatmer aufsetzt, hat noch eine besondere Herausforderung zu meistern. Denn mit den etwa 1680 Litern Atemluft, mit 300 bar komprimiert, muss der Läufer bis oben auskommen.

23 Kilogramm Gepäck

Dabei trägt er seine komplette Ausrüstung. Immerhin neun Kilogramm wiegt allein die Kleidung, mit 14 Kilogramm schlägt das Atemluftgerät zu Buche. Weil sie sich als Gruppe angemeldet haben, zahlen die Troisdorfer 25 Euro pro Nase, Einzelstarter müssen 50 Euro hinblättern. Allerdings ist die Anmeldung geschlossen, der Lauf ist ausgebucht.

Ein Feuerwehrkamerad von Christian Derks, Oliver Formella, Thilo Götz und Marcel Kremer, allesamt hauptamtliche Feuerwehrleute, hatte bei „FitX“ nachgefragt, ob sie dort mal einen Testlauf auf dem „Stairmaster“ machen könnten.

Wie haben Sie das Training erlebt?

Thilo Götz (48): Wir testen das jetzt mal. Ich gehe gern laufen, aber das hier ist artverwandter zur Feuerwehr. Im Einsatz setze ich die Maske allerdings erst auf, wenn ich das Feuer sehe.

Christian Derks (40): Du merkst, wie du innerlich aufheizt in der Schutzkleidung und unter der Maske, das ist wie bei Skiklamotten. Es ist ja alles dicht, selbst die Handschuhe sind abgeklebt.

Oliver Formella (29): Es ging viel schneller, als ich gedacht habe. Beim Treppenlauf in Köln treten wir aber gegen die Cracks der Berufsfeuerwehren an, das sind deren Aushängeschilder.

Marcel Kremer (30): Es ist eine gesonderte Herausforderung in voller Montur. Wir haben keine Gebäude mit 39 Stockwerken, aber es gibt schon Hochhäuser mit zahlreichen Stockwerken.

„Von Beginn an haben wir eine hohe Hilfsbereitschaft erlebt“, sagt der Sportbeauftragte der Feuerwache, Thomas Reuter, kurz vor dem Start auf den großen Maschinen. Alexander Morel, Pressesprecher des Unternehmens, sagt, er sei sofort begeistert gewesen: „Die Feuerwehr hat bei uns nicht den Respekt wie in anderen Ländern. Wir machen das gerne, wenn es die anderen Kunden nicht stört.“ Anfragen gibt es auch von Polizei und Bundeswehr. Die anderen Kunden übrigens sind eher neugierig als genervt. Interessiert schauen sie herüber, was da wohl passiert.

Treppen laufen auf dem Stepper

Die stellvertretende Studioleiterin, Jana Kemski, erklärt den vier Ausdauerathleten die Spezialmaschinen. Auch hier ein kurioses Bild: Kräftige Männer in ihren voluminösen Schutzjacken schauen auf die zierliche, kleine Frau. Dann geht es los. Mit ruhigem Rhythmus, aber unaufhaltsam steigen die vier unwirklich anmutenden Gestalten die Treppenstufen hinauf, die unter ihnen durchlaufen. Laut hallen die schweren Stiefel auf den Stufen. Bald schon läuft Schweiß bei Kremer und Götz, die ohne Gerät und Maske laufen. Bei Derks und Formella ist das nicht zu erkennen, sie sind komplett eingepackt. Deutlich sind ihre Atemgeräusche über den Pressluftatmer zu hören.

Mit Luft gut ausgekommen

Thilo Götz, mit 48 Jahren der Älteste, ist nach 7:30 Minuten fertig, steigt herunter und lüftet erst einmal die Jacke. Kurz darauf ist Kremer durch, der es bewusst ruhiger hat angehen lassen. Die beiden Maskenträger benötigen natürlich länger, zwischen acht und neun Minuten. Am Ende haben sie gerade mal rund die Hälfte des Flascheninhalts aufgebraucht. „Als Übungszweck war das hervorragend“, sagt Formella. Derks erklärte aber auch, dass bei einem echten Einsatz andere Bedingungen herrschten. „Da ist die Hitze durch den Brand und wenig Sicht wegen des Rauchs.“

Ihre gute Grundfitness haben sie jedenfalls unter Beweis gestellt. Im vergangenen Jahr habe der Schnellste die Herausforderung mit Atemluftgerät in 6:40 Minuten geschafft, so Derks. So weit sind sie davon nicht entfernt. Der Langsamste war nach 36 Minuten oben. Da bewährt sich die Möglichkeit, während des 24-Stunden-Dienstes im gut ausgestatteten Sportraum der Wache trainieren zu können.

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