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Rhein-Sieg-KreisErste Corona-Impfungen klappen schneller als gedacht

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Maria-Luise Schnettker war eine der ersten, die von Thomas Reckers gegen Covid 19 geimpft wurde.

Maria-Luise Schnettker war eine der ersten, die von Thomas Reckers gegen Covid 19 geimpft wurde.

Troisdorf – „Nä, et hätt mir nit wieh jedonn“, die 85 Jahre alte Maria-Luise Schnettker gehörte zu den ersten Menschen, die am Sonntag gegen Covid 19 geimpft wurden. Die zierliche, aber rüstige Seniorin nahm das Medienaufgebot gelassen. Als Heimarzt Thomas Reckers ihr die Spritze in den Oberarm setzte, zuckte sie nicht einmal. Anschließend freute sie sich über den frisch erhaltenen Schutz. Und als der Mediziner sie nach einigen Minuten fragte, wie es ihr denn ginge, meinte sie nur: „Jetzt künne mer wieder Karnevalslieder singe“ und stimmte auch gleich eins an.

Die Dame hat früher in Köln-Kalk gewohnt und ist später in ein Pflegeheim nach Troisdorf gezogen. Reckers hatte 120 Impfdosen geordert, die im Laufe des Morgens gespritzt wurden. Er hatte Unterstützung von Dr. Jacqueline Hippler bekommen, Vorsitzende des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung im Rhein-Sieg Kreis. Die zollte Einrichtungsleiterin Kornelia Schloms und ihrem Team ein dickes Lob: „Das war alles sehr gut organisiert, die drei notwendigen Bögen hatten alle Bewohnerinnen und Bewohner unterschrieben. Wir konnten richtig gut Tempo geben.“

Die schwierigsten Kandidaten zuerst

Etwa vier Stunden benötigte Reckers, der auch seine gesamte Praxistruppe mitgebracht hatte. „Es hat schneller geklappt als gedacht“, resümierte er. „So eine große Zahl an Impfungen haben wir nicht jeden Tag, wir hatten keine Erfahrung.“ Dabei hatten sie mit den vermeintlich schwierigsten Kandidaten begonnen, den Bewohnern einer Demenzstation. Doch auch da griff die gute Vorbereitung. Die Betreuer hatten die Einverständniserklärungen vollständig ausgefüllt bereitgestellt.

Nur eine Frau habe sich vehement gegen die Impfung gewehrt. „Da haben wir es natürlich gelassen“, erklärte Reckers. Etwa 80 Senioren und noch einmal 40 Mitarbeiter hat er im ersten Anlauf geimpft. In zwei Wochen steht die zweite Runde für die andere Hälfte der insgesamt 178 Bewohner an. In 21 Tagen dann wird die notwendige, zweite Impfung durchgeführt.

„Es ist eine große Freude, den Start mitzubekommen“

Landrat Sebastian Schuster hatte sich eigens auf den Weg gemacht: „Es ist eine große Freude, den Start mitzubekommen und es macht Mut, dass das so gut geklappt hat.“ Wie Reckers ihm berichtete, hatte es bei den Senioren während der gesamten Aktion keine Anzeichen von Unverträglichkeit gegeben. Schnettker hatte dem aktiven Karnevalisten Schuster sicher besonders viel Freude bereitet.

Inzidenzzahl im Kreis liegt bei 159,3

Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen meldet am 27. Dezember um 0 Uhr für den Rhein-Sieg-Kreis eine Inzidenzzahl von 159,3. Im Vergleich zum 23. Dezember sind 373 Neuinfektionen dazu gekommen, damit summiert sich die Zahl der bislang gemeldeten Fälle auf 11 463, wie der Kreis mitteilt. Die meisten Positivtestungen gibt es mit 2157 in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen, das entspricht 19 Prozent. Es sind knapp drei Prozent mehr Frauen als Männer betroffen. Weitere sechs Menschen sind, so der Kreis, an oder mit Covid 19 gestorben. Insgesamt sind es im Kreisgebiet jetzt 177 Tote, die Zahl der aktuellen Fälle wird mit 1048 angegeben. (rvg)

Auch die Konstituierung des Impfstoffes funktionierte einwandfrei. Der Wirkstoff wurde mit der Kochsalzlösung zusammengerührt und geschwenkt. Jeweils fünf Impfdosen landeten in einer Phiole, aus der die Spritzen aufgezogen wurden. Die medizinische Fachangestellte Susanne Besenthal erledigte das mit professioneller Routine.

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„Es sind die Hausärzte, die die Impfung machen, und wir stehen hier am Sonntag“, sagte Dr. Hiepler. Etwa 300 sind in der Kassenärztlichen Vereinigung vertreten. „Wenn die alle impfen können, schaffen die mehr als jedes Impfzentrum.“ Hiepler hofft auf einen stabileren Impfstoff, der in den Praxen bei minus acht Grad Celsius gut gelagert werden kann. Möglicherweise könnte das das Präparat von Moderna sein, dessen Zulassung bald erwartet wird. In den kommenden zwei Monaten werden aber erstmal die mobilen Teams unterwegs sein.

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