TroisdorfNeue Sieglarer Pfarrerin erkämpfte sich in der DDR den Weg zum Beruf

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Von Berlin wechselte Pfarrerin Katherina Plume ins Rheinland. In der Hauptstadt war sie an einer Schule beschäftigt.

Von Berlin wechselte Pfarrerin Katherina Plume ins Rheinland. In der Hauptstadt war sie an einer Schule beschäftigt.

  • Seit ihrem Einführungsgottesdienst am 4. Oktober ist Katherina Plume die neue Gemeindepfarrerin in Troisdorf-Sieglar.
  • In der DDR aufwachsen, kam sie auf Umwegen zu einem Theologie-Studium.
  • Auf ihre neue Herausforderung in Troidorf blickt sie optmistisch.

Troisdorf – Im großen Saal der evangelischen Kreuzkirche in Sieglar stehen die Stühle einzeln und im Raum verteilt. Aktuell dürfen hier coronabedingt nur etwa 40 Menschen an Gottesdiensten teilnehmen. Katherina Plume zeigt in Richtung der Glasfront an der Saalrückseite. „Hier können wir Weihnachten aufmachen, und die Leute stehen davor.“ So könnten bei gutem Wetter und mit Masken und passendem Abstand vielleicht ein paar mehr Gläubige kommen, hofft Plume.

Seit ihrem Einführungsgottesdienst am 4. Oktober ist Katherina Plume die neue Gemeindepfarrerin in Troisdorf-Sieglar. Musik sei ihr sehr wichtig, sagt sie, denn die Evangelische Kirche sei ohne Musik nicht denkbar. In ihrer neuen Gemeinde wolle sie daher viel mit Musik arbeiten.

„Es war wie ein Stempel auf der Stirn“

Geboren in Frankfurt an der Oder, wuchs die heute 50-Jährige unter anderem in Potsdam und auf Rügen auf. Ihr Vater war selbst Pfarrer, was sie sehr geprägt habe: DDR-untypisch waren ihre Geschwister und sie christlich sozialisiert. „Es war selbstverständlich, dass wir nicht bei den Pionieren und der FDJ waren“, erzählt Plume. Es habe jeder gewusst, dass sie aus einer Pfarrfamilie kommt. „Es war wie ein Stempel auf der Stirn, der sagt: Du bist anders.“

Auch daran, wie in jedem Gottesdienst jemand saß, der kontrollierte und die Predigten mitschrieb, könne sie sich gut erinnern. „Das war total absurd.“ Umso schöner sei es gewesen, dass sich zwischen Gemeinden in Ost- und Westdeutschland häufig Partnerschaften mit gegenseitiger Unterstützung entwickelten.

Abitur durfte Katherina Plume in der DDR nicht machen. Stattdessen begann sie nach der zehnten Klasse eine Ausbildung zur Krankenschwester. Ihr Theologie-Studium konnte sie nur aufgrund einer besonderen Regelung beginnen: Wer Pfarrer werden wollte, konnte im Anschluss an eine abgeschlossene Berufsausbildung eine spezielle Prüfung machen und damit die Zulassung zum Studium erlangen.

Plume freut sich auf die neue Herausforderung

Ab 1990 studierte Plume an der Humboldt-Universität zu Berlin. „Ich habe mein Studium so befreiend erlebt“, erzählt die Pfarrerin. „Endlich habe ich das machen können, was ich wollte, und 1990 ausgerechnet in Berlin zu sein war schon toll.“ Der DDR weine sie keine Träne nach.

Nach zehn Jahren als Gemeindepfarrerin war Plume in den vergangenen vier Jahren Schulpfarrerin in Berlin. Nun der Wechsel ins Rheinland, mit dem sie auch privat verbunden ist, denn ihr Lebensgefährte wohnt in Sankt Augustin. Sie freue sich sehr, wieder in einer Gemeinde zu arbeiten, sagt Plume. Gerade Feiern wie Taufen, Konfirmationen oder Trauungen seien etwas ganz Besonderes.

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„Ich freue mich, die Menschen wieder mehr begleiten zu können“, sagt sie. Gleichzeitig sieht sie zahlreiche Herausforderungen für die Kirche. Außer vielen Austritten sei dies auch der fehlende Nachwuchs für kirchliche Berufe. „Wir dürfen aber nicht nur auf die Zahlen schauen“, betont Katherina Plume. „Wir müssen zu den Menschen gehen und ihnen zeigen, dass die Kirche für sie da ist.“ Und sie selbst möchte Teil davon sein.

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