Was ist wichtig für Neubürger?Unterwegs durch Troisdorf mit Kunsthistorikerin Moersch

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Unterwegs mit Kunsthistorikerin Anja Moersch

Unterwegs mit Kunsthistorikerin Anja Moersch

Troisdorf – Die alte Post in Troisdorf war im Jahr 1925 Vorlage für zahlreiche andere Gebäude dieser Art in Deutschland. Was Aldi und Lidl heute machen, ist also nichts Neues. Das berichtete Anja Moersch auf ihrem Rundgang durch die Stadt. Die Kunsthistorikerin ist Denkmalschutzbeauftragte für die Troisdorfer Innenstadt.

„Nachdem Peter Haas im vorigen Jahr seine offiziellen Touren für die Stadt eingestellt hatte, gab es immer wieder Anfragen danach“, so Peter Sonnet vom Presseamt. „Da waren wir froh, dass Anja Moersch das nun übernimmt. Sie hat einige Jahre Erfahrungen als Stadtführerin in Köln und ist mit Troisdorf sehr vertraut.“ Die Tour führte sogar zu Plätzen, die bald so nicht mehr im Stadtbild zu sehen sein werden.

Am Rathaus ging es um 14 Uhr los, drei Stunden waren für den Stadtrundgang für Neubürger eingeplant. Einige Teilnehmer der Gruppe: Corinna und Bernd Huber sind voriges Jahr von Eitorf nach Troisdorf gezogen. Sie wollten nun sehen, „was die Stadt zu bieten hat, das wir noch nicht entdeckt haben“.

Das im Jahr 1925 erstellte Postgebäude war seinerzeit Vorlage für zahlreiche Postämter in Deutschland.

Das im Jahr 1925 erstellte Postgebäude war seinerzeit Vorlage für zahlreiche Postämter in Deutschland.

Sogar Bernd Hubers Mutter Gabriele war dabei. Sie war mit ihrem VW-Bus von Hannover aus auf dem Weg nach Frankreich. Den informativen Zwischenstopp in Troisdorf nahm sie gerne mit. Heidrun Robakowsky hat ihre Ausbildung in Troisdorf bei Dynamit Nobel gemacht. Dann zog es sie sogar in ferne Länder. Jetzt aber ist sie wieder nach Troisdorf gezogen. Rosa Schwebs kam aus Berlin, um sich um ihre Mutter zu kümmern. „Die ist mit 99 Jahren gestorben.“ Heute gefalle es ihr hier. Schwebs: „Da bin ich einfach geblieben.“

Hier einige Stationen der Führung mit den Erklärungen von Moersch:

Die evangelische Johanneskirche wurde 1903 eingeweiht.

Die evangelische Johanneskirche wurde 1903 eingeweiht.

Das Rathaus

Das Rathaus und die Gebäude drum herum erinnern an das Unternehmen Dynamit Nobel (DN). 1994 kaufte die Stadt für 35 Millionen D-Mark das Verwaltungsgebäude von der Firma ab. Ein weiteres DN-Hochhaus gegenüber dem Rathaus, das jetzt abgerissen wird, war bei seiner Fertigstellung im Jahr 1956 das erste Hochhaus im damaligen Siegkreis.

Die Stadthalle

Die neue Stadthalle links gegenüber dem Rathaus wurde 2014 eingeweiht. Das alte Bürgerhaus in der Innenstadt wurde abgerissen. Ein Einkaufszentrum steht an seiner Stelle.

Termin

Die nächste Stadtführung findet am Samstag, 8. September, um 14 Uhr statt. Treffpunkt ist am Rathaus in der Kölner Straße 176 in Troisdorf. Weitere Informationen und Anmeldung in der Tourist-Information auf Burg Wissem, 02241/90 04 56 oder per E-Mail an tourist-information@troisdorf.de

Das Mahnmal

Links neben dem Rathauseingang befindet sich auf einer Wiesenfläche ein Mahnmal zur Erinnerung an die Menschen aus vielen Nationen, die während der Diktatur der Nationalsozialisten in Troisdorf zwangsweise arbeiteten. Viktor Bonato hat das Werk aus grauen Zimbabwe-Granit im Jahr 2003 errichtet.

Das DN-Hochhaus, das jetzt abgerissen wird, war bei seiner Fertigstellung im Jahr 1956 das erste Hochhaus im damaligen Siegkreis.

Das DN-Hochhaus, das jetzt abgerissen wird, war bei seiner Fertigstellung im Jahr 1956 das erste Hochhaus im damaligen Siegkreis.

Der Hans-Jaax-Platz

Am Hans-Jaax-Platz, nach einem ehemaligen Troisdorfer Bürgermeister benannt, fallen zwei markante Gebäude ins Auge. Das im Jahr 1901 eröffnete Hotel Kronprinz sowie das bereits erwähnte Postgebäude.

Die Kirche

Mit der Industrialisierung kam auch der evangelische Glauben wieder ins katholische Troisdorf. 1903 wurde die von Adolf Cornehls entworfene evangelische Johanneskirche im neoromanischen Stil eingeweiht.

Der „Dicke“

Besonders markant ist die Skulptur eines dickbauchigen Mannes am Fischerplatz. Karl-Henning Seemann schuf das Kunstwerk im Jahr 1967. 20 Jahre später fand die Skulptur in Troisdorf schließlich ihren endgültigen Platz. Allerdings geschah dies erst nach kontroversen Diskussionen im öffentlichen Raum. Dank einer Spendenaktion der Bevölkerung kamen schließlich 50 000 DM zusammen, die der Künstler für den „Dicken“ bekam.

„Der Dicke Mann“ steht seit 1987 am Fischerplatz.

„Der Dicke Mann“ steht seit 1987 am Fischerplatz.

Pfarrer-Kenntemich-Platz

Schon bald wird der Pfarrer-Kenntemich-Platz nicht mehr so zu sehen sein, wie er jetzt zu begehen ist. Er soll ein komplett umgestaltet werden. Die bisherige L-Form möchte Kneutgen durch Bebauung des westlichen Platzteils zum Rechteck verkürzen. Zwei Mehrfamilienhäuser sind dafür vorgesehen, in einem dritten Gebäude sollen Arztpraxen und Gastronomie einschließlich Außenflächen angesiedelt sein.

Die Verbindung zur nahen Fußgängerzone soll durch die Verwendung der gleichen Materialien und Stadtmöbel, wie sie auch in der Fußgängerzone zu sehen sind, betont werden.

Der Ursulaplatz

Auch der Ursulaplatz am Eingang zur Fußgängerzone von Siegburg aus kommend, wird sich in einigen Jahren völlig verändern. Der von Hannes Deutschle entworfene eckige Brunnen ist inzwischen versiegt. Das Areal soll komplett umgestaltet werden.

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