Vereinssport im Rhein-Sieg-KreisCorona-Pandemie führt zu Rückgang an Mitgliedern

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Der GC Burg Overbach um Klubmanager Antonio Catalán (Mitte) hat trotz der Corona-Pandemie gut lachen.

Rhein-Sieg-Kreis – Wie steht es um den organisierten Sport nach über einem Jahr mit massiven Einschränkungen durch die Corona-Pandemie? Waren es wirklich „medial befeuerte Negativszenarien“, wie es Christoph Niessen, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes (LSB) NRW, angesichts der Diskussionen um den vermeintlichen Mitgliederschwund noch im Februar formulierte? Oder sind den Klubs tatsächlich die Mitglieder in Scharen davongelaufen?

Bislang war vieles Spekulation. Jetzt hat der LSB die Zahlen der Bestandserhebung 2020 veröffentlicht. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Demnach hat die Vereinslandschaft in NRW einen empfindlichen Mitgliederrückgang zu verzeichnen. Der befürchtete Kahlschlag ist allerdings ausgeblieben.

Gemäß der aktuellen Erhebung (Stand: 1. April 2021) gibt es insgesamt etwa 4,92 Millionen Vereinsmitglieder. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich somit ein Rückgang von rund 166.000 Personen, also knapp 3,4 Prozent. Erstmals seit 2014 ist die Zahl unter die Fünf-Millionen-Grenze gerutscht.

Rückgang bei den jüngsten alarmiert

Am meisten alarmiert der Rückgang von knapp 16 Prozent bei den Kleinsten (bis sechs Jahre), dagegen bewegt sich die Altersgruppe „61 Jahre und älter“ mit rund 930.000 Personen auf nahezu identischem Vorjahresniveau.

Der Kreissportbund (KSB) Rhein-Sieg hat seine 19 Kommunen und Gemeinden unter die Lupe genommen. Während er rund 6600 Mitglieder (4,7 Prozent) verloren hat, sind die Rückgänge in Bad Honnef (6,4), Lohmar (8,7), Troisdorf (8,5) und Windeck (12,0) überdurchschnittlich hoch. Die Gemeinde Much verzeichnete indes ein Plus von 178 Mitgliedern (6,1).

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Das Tanzcorps „TeichGirls Kreuzkapelle“ konnte sich auch 2020 auf seine Mitglieder verlassen.

Für den Stadtsportverband Bad Honnef bestätigt Geschäftsführer Robert Heil, „dass unsere großen Vereine wie der TV Eiche Bad Honnef oder der ATV Bad Honnef die größten Verluste hinnehmen mussten. Aber auch kleinere Vereine wie die St. Hubertus Schützen in Rhöndorf sind massiv geschrumpft.“

Rückgang insbesondere in Abteilungen für Kontaktsportarten

Neben der Verschiebung von Hallen- zu Outdoor-Aktivitäten hat Heil festgestellt, „dass Kontaktsportarten besonders gelitten haben. Ich befürchte einen noch größeren Schwund, wenn der Lockdown länger anhält. Die Mitgliederrückgewinnung wird eine große Kraftanstrengung.“

Vorsitzender Ulrich Lauer vom Stadtsportverband Troisdorf berichtet, „dass große Vereine wie der Troisdorfer TV mehr Mitglieder verloren haben als kleine. Das hat sicherlich etwas mit der Nähe und Verbundenheit zum Verein zu tun. Schön wäre es, wenn wir bald eine verbindliche Perspektive bekämen, damit die Vereine wieder Mitglieder werben können. Womit sollen sie im Lockdown denn locken?“

„Die sinkenden Zahlen sind vor allem dadurch zu erklären, dass die Austritte kaum oder gar nicht durch Neueintritte kompensiert wurden“, so KSB-Präsident Wolfgang Müller. Ende April bietet der Sportbund daher ein Online-Seminar zum Thema „Mitgliedergewinnung“ an.

Rhein-Sieg: Zuwachs im Golfsport

Es gibt aber auch positive Beispiele: Allein der Mucher Golfclub Burg Overbach hat 104 Mitglieder dazugewonnen. Klubmanager Antonio Catalán erklärt, wieso: „Wir setzen uns schon seit ein paar Jahren dafür ein, dass Hemmschwellen sowie Vorurteile gegenüber dem Golfsport abgebaut werden. Wir machen zudem gute Jugendarbeit; Kinder bis zwölf Jahre können bei uns beitragsfrei trainieren.“ Der 62-Jährige ist optimistisch, „dass wir 2021 noch besser abschneiden. Wir betreiben intensive Öffentlichkeitsarbeit und bieten kostenlose Schnupperkurse an.“ Allerdings habe man „auch Glück gehabt, dass der Golfsport nicht so stark betroffen war von der Pandemie“.

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Auch Indoor-Vereine kämpften erfolgreich gegen den Mitgliederschwund an – etwa das Tanzcorps „TeichGirls Kreuzkapelle“ aus Much. Laut dem Vorsitzenden Roland Fiolka habe man „zahlreiche inaktive Mitglieder hinzugewonnen. Unser Nachwuchs selbst hat Omas, Opas, Tanten und Onkels an den Verein gebunden, sodass wir uns finanziell auf gesündere Füße stellen konnten.“

Die Corona-Pandemie hatte derweil nicht nur Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen. Begrüßte der KSB in 2019 noch 780 Teilnehmer bei seiner Übungsleiterqualifizierung, so waren es in 2020 nur noch knapp die Hälfte (385). Zudem erfüllten 2019 7471 Erwachsene und Jugendliche das Sportabzeichen, ein Jahr später waren es nur noch 4211 – also rund 44 Prozent weniger.

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