Zahl der Stellen sinkt deutlichIn der Pandemie wird in Rhein-Sieg weniger ausgebildet

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Die Zahl der Ausbildungsverträge ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken, nicht nur, aber auch wegen Corona.

Rhein-Sieg-Kreis – Deutlich gezeichnet von der Corona-Pandemie zeigt sich der Ausbildungsmarkt der Region, das wurde anlässlich einer gemeinsamen Video-Pressekonferenz der Agentur für Arbeit Bonn, der IHK Bonn/Rhein-Sieg, der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg und der Handwerkskammer zu Köln deutlich. Laut Halbjahresbilanz sank die Zahl der Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr um 486 auf 3593, ein Rückgang um 11,5 Prozent. Gleichzeitig schrumpfte die Zahl der Bewerber um 360 auf 3600 (9,5 Prozent).

Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, richtete daher einen Appell an Bewerber: „Komm zu uns, lass dich professionell beraten und triff dann deine Entscheidung.“ Der Markt biete Chancen, die Agentur helfe dabei, sie zu entdecken. Eine Ursache für die Rückgänge macht Krause beim Ausfall von Beratungsterminen an Schulen und Berufsorientierungsmessen aus.

Rhein-Sieg: „Thema Fachkräftemangel fällt uns auf die Füße“

Hinter den Zahlen stecke aber nicht nur die Pandemie, sondern auch ein schon länger anhaltender Trend. Verständnis habe er dafür, wenn derzeit in der Gastronomie, der Veranstaltungsbranche oder in Friseursalons keine Lehrstellen angeboten würden. „Aber irgendwann fällt uns das beim Thema Fachkräftemangel auf die Füße“, warnte er.

Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK, verzeichnet bislang 535 neue Ausbildungsverhältnisse, das sind 13 Prozent weniger als im Jahr 2020. Mit 16 Prozent sei der Rückgang bei den Dienstleistungen besonders stark, die Industrie stehe aber mit nur drei Verträgen weniger da „wie der Fels in der Brandung“.

Ausbildung: „Handwerk bietet krisensichere Arbeitsplätze“

„Das Handwerk bietet krisensichere Arbeitsplätze,“ betont Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg, es sei geradezu „ein Stabilisator der Wirtschaft“. Auch er bedauert, dass der Kontakt zu den Jugendlichen derzeit erschwert sei. In den Betrieben freue man sich umso mehr über einen Anruf, zudem sei die Azubi-App des Handwerks bei der Stellensuche hilfreich. Eine Karrierewerkstatt der Handwerkskammer zu Köln ist im persönlichen Gespräch, über Telefon, E-Mail, Videochat und Whatsapp erreichbar.

Zahlen und Fakten

Am häufigsten wurden der Arbeitsagentur im vergangenen halben Jahr diese zehn Ausbildungen gemeldet: Kaufleute Einzelhandel (290), Kaufleute Büromanagement (229), Verkäufer (175), medizinische Fachangestellte (169), zahnmedizinische Fachangestellte (151), Elektrotechniker Energie-/Gebäudetechnik (106), Handelsfachwirte (96), Diplom-Finanzwirte (90), Verwaltungsfachangestellte Bundesverwaltung (77), Fachkräfte Lagerlogistik (73).

Die meisten Bewerbungen gingen ein für: Kaufleute Büromanagement (287), medizinische Fachangestellte (198), Kraftfahrzeugmechatroniker Pkw-Technik (170), Kaufleute Einzelhandel (170), Verkäufer (162), Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizung und Klimatechnik (96), Automobilkaufleute (94), Industriekaufleute (79), Verwaltungsfachangestellte Kommunalverwaltung (75), Fachinformatiker Systemintegration (74) . (ah) 

Dr. Markus Eickhoff, Leiter der Bonner Geschäftsstelle der Handwerkskammer, geht davon aus, dass die Zahl der Betriebe, die Ausbildungsplätze anbieten, nach dem Ende des Lockdowns noch einmal deutlich steigen wird. Kammerweit gebe es mehr als 670 offene Ausbildungsstellen, in der Region Bonn Rhein/Sieg rund 120.

Derzeit kommen insgesamt auf 2294 noch unversorgte Bewerber 2340 offene Stellen. Hindenberg leitet daraus ab, dass in diesem Ausbildungsjahr „nicht unerhebliche Wachstumspotenziale“ möglich sind. Absehbar könne man jedem Bewerber zumindest rein rechnerisch ein Angebot machen.

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Als positive Entwicklung am Ausbildungsmarkt sieht Hindenberg die Verdoppelung der Ausbildungsprämie, zu der allerdings noch Fragen offen sein, um den Firmen Entscheidungssicherheit bei Vertragsabschlüssen zu geben.

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