Tote Tiere, zerstörte GehegeNiemand weiß, wie es mit dem Eifelzoo weitergeht

Lesezeit 3 Minuten
Der Löwe Malor sei ausgebrochen, hieß es zunächst. Ein Irrtum: Die Raubkatze hatte sich nur in ihrem Gehege versteckt.

Der Löwe Malor sei ausgebrochen, hieß es zunächst. Ein Irrtum: Die Raubkatze hatte sich nur in ihrem Gehege versteckt.

Lünebach – Der Sturzregen hatte den schmalen Bierbach, der mitten durch die Anlage läuft, urplötzlich in einen breiten Strom verwandelt. Die Wassermassen rissen am 1. Juni nahezu alles mit, was auf dem 30 Hektar großen Gelände des Eifelzoos nicht niet- und nagelfest war.

Auch heute, vier Wochen nach der großen Flut, weiß noch niemand, wie es mit dem etwa 60 Kilometer nördlich von Trier gelegenen Tierpark weitergehen soll. Auch nicht Eigentümerin Annemie Wallpott, Witwe des 2017 verstorbenen Kölner Kaufmanns und Karnevalisten Hans Wallpott, der den Zoo vor 46 Jahren gegründet hat. „Das ist das Lebenswerk meines Mannes“, sagt die 78-Jährige. „Und er fehlt. Sein Einsatz. Seine Ideen.“

Brücken und Wege wurden bei der Überflutung zerstört.

Brücken und Wege wurden bei der Überflutung zerstört.

Die Flut riss etliche Tiere in den Tod. Sie alle lebten bis dahin im mittleren, tiefer gelegenen Abschnitt des Zoos, durch den der Bierbach an normalen Tagen höchstens plätschert. Die kleinen Präriehunde – sie ertranken in ihren Erdlöchern. „Die Schneeeulen sind überrascht worden“, sagt Annemie Wallpott. „Die Flut kam so plötzlich, dass sie wahrscheinlich an die Wand gedrückt wurden. Und da war’s vorbei.“ Wie auch für die Hühner, mitsamt ihren Küken. Und viele Tiere aus dem „Zookindergarten“, kleine Schafe und Ziegen. Nur das junge Mufflon rettete sich noch in den nahen Hang.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

Auch die Nasenbären überlebten, die Waschbären, das Wild, die Großkatzen und die Nutrias, die sich schwimmend aus ihrem überfluteten Gehege retteten. Und die beiden Stachelschweine: „Eins saß bei mir im Keller“, sagt Annemie Wallpott, deren Haus am Rand der Anlage steht.

Der Löwe Malor sei ausgebrochen, hieß es zunächst. Ein Irrtum: Die Raubkatze hatte sich nur in ihrem Gehege versteckt.

Der Löwe Malor sei ausgebrochen, hieß es zunächst. Ein Irrtum: Die Raubkatze hatte sich nur in ihrem Gehege versteckt.

„Das ging ja so schnell“, erinnert sie sich an den Morgen. als die Wassermassen den gesamten Mittelteil der Anlage überschwemmten. „Kurz nach sechs. 20 Minuten. Es war ein Rauschen, da dachte ich: Das sind die Bäume. Und dann guckte ich am Fenster raus, da lief das Wasser schon durch das Tal.“ Schnell verbreitete sich die Nachricht, die beiden Löwen, die zwei Tiger und der Jaguar seien aus ihren Gehegen verschwunden. Alles falsch. „Wir hatten nur gesagt: Wir wissen nicht, was mit denen ist“, erzählt Annemie Wallpott. Aber eine Panikmeldung verbreitet sich eben schneller als die Wahrheit. Und bleibt länger in der Welt.

Dramatisch war es trotzdem. Für die Tiere: Die Löwen hatten sich auf Kletterelemente draußen im Gehege gerettet. Die Tiger, Fritz und Ulla, waren in ihr Haus geflüchtet und drinnen auf die Aufbauten geklettert, als das Wasser um sie herum immer höher stieg. Am Ende, sagt Annemie Wallpott, „hatten sie nur noch ein Stückchen Kopffreiheit bis zur Decke, wo sie noch Luft holen konnten“.

Kragenbär erschossen

Und dann, ja, dann habe sie den Knall gehört. Es war der Schuss, mit dem Kragenbär Mike erlegt wurde. Mike hatte sich zuerst auf den Baum in seinem Gehege gerettet, war dann aber herabgeklettert. Und durch eine Lücke im beschädigten Gatter rausgeschwemmt worden. Hätte man ihn betäuben können? Mike, so vermutet Annemie Wallpott, wäre ertrunken. Aber er durfte auch nicht aus dem Zoo hinauskommen. Es war eine schwierige Entscheidung.

Der Hochwasser-Schaden an Wegen, Brücken und anderen Bauten geht in die Hunderttausende. Aber noch gibt Annemie Wallpott nicht auf: „Ich will wenigstens einen Teil wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen.“ Es soll weitergehen, irgendwie. Ob das klappt? „Ich weiß es nicht.“

KStA abonnieren