TourismusProvinz Zeeland verbietet Übernachtungen – Grenze soll offen bleiben

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Polizei stoppt den niederländischen Verkehr an der belgischen Grenze in der Nähe der Stadt Maaseik (Provinz Limburg).

Polizei stoppt den niederländischen Verkehr an der belgischen Grenze in der Nähe der Stadt Maaseik (Provinz Limburg).

Köln – Die bei Reisenden aus Nordrhein-Westfalen beliebte niederländische Küstenprovinz Zeeland hat Übernachtungen von Touristen verboten. Alle Besucher mussten am Montag bis 12 Uhr ihre Unterkünfte verlassen, wie die Behörden mitteilten.

Sie hatten im Zusammenhang mit der Corona-Krise am Wochenende eine Notverordnung erlassen, die vorerst bis zum 10. Mai gilt. Von den jährlich rund zehn Millionen touristischen Übernachtungen in der Küstenprovinz im Südwesten des Landes werden mehr als vier Millionen von Deutschen gebucht.

Provinz Zeeland: Angst vor dem Kollaps

Die Provinz befürchtet eine Überlastung des Gesundheitssystems. „Bei einem Zustrom von Touristen, die medizinische Hilfe brauchen, können wir nicht helfen“, hieß es auf ihrer Homepage. Das Übernachtungsverbot gilt für Bungalowparks, Campings und Hotels, aber auch für Unterkünfte bei Privatleuten und in Jachthäfen. Touristen dürfen zudem nicht in ihren eigenen Ferienwohnungen übernachten.

Alle eingeleiteten Maßnahmen gelten den Angaben zufolge auch für Besucher aus den Niederlanden. Eine in den Medien bereits mehrfach diskutierte Schließung der deutsch-niederländischen Grenze hat Nordrhein-Westfalens Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner dennoch ausgeschlossen. „Offene Grenzen sind eine große Errungenschaft der Europäischen Union. Die deutsch-niederländische Grenze ist weiterhin offen, auch um Lieferketten und wichtige Versorgungsströme nicht zu unterbrechen und die Mobilität von Berufspendlern der kritischen Infrastruktur über Grenzen hinweg zu sichern“, sagte Holthoff-Pförtner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung habe gemeinsam mit den Regierungen von Belgien und der Niederlande die Situation an der Grenze im Blick und bewerte die Situation regelmäßig neu.

Über das Bestehenbleiben der Verbindung freuen dürfen sich Tausende Pendler. Nach Angaben der Landesbetriebe Information und Technik NRW pendelten 2016 rund 38 600 in Deutschland wohnende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ihrer Arbeitsstelle in den Niederlanden. 2018 waren es laut Zahlen von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, sogar 39 500 Personen. Nach Deutschland pendelten aus dem Nachbarland mit 9800 derweil deutlich weniger Personen.

8500 Niederländer arbeiten in Nordrhein-Westfalen

8500 dieser in den Niederlanden wohnenden Personen arbeiteten in NRW, die restlichen 1300 in Niedersachsen. Häufigstes Ziel der Berufspendler aus den Niederlanden war die Städteregion Aachen. Dort arbeiteten 2700 Erwerbstätige, 1500 davon hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Insgesamt waren die Anteile der Grenzpendler an den Beschäftigten eher gering. In NRW hatten nur der Kreis Kleve und die Städteregion Aachen Anteile von über einem Prozent an allen Erwerbstätigen, die in den Niederlanden wohnten und über die Grenze pendelten.

Auch die Handelswege zwischen Deutschland und den Niederlanden bleiben somit bestehen. Nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes umfasste das Handelsvolumen zwischen den beiden Staaten 2019 190,4 Milliarden Euro. Davon entfielen 91,71 Milliarden Euro auf den deutschen Export und 98,69 Milliarden Euro auf den deutschen Import. Damit liegen die Niederlande in der Rangliste der Handelspartner Deutschlands im Außenhandel hinter der Volksrepublik China auf dem zweiten Platz. (mit dpa)

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