Acht Prozent mehr FälleGewalt in Familien nahm 2020 zu

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Kinderschützer warnen davor, dass Kinder gewalttätigen Familienmitgliedern schutzlos ausgeliefert sind.

Kinderschützer warnen davor, dass Kinder gewalttätigen Familienmitgliedern schutzlos ausgeliefert sind.

Berlin/Köln – Die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt durch den Partner oder Ex-Partner ist in Deutschland während der Corona-Krise deutlich gestiegen. Wie eine Umfrage der Zeitung „Welt am Sonntag“ bei Innenministerien und Landeskriminalämtern in den 16 Bundesländern ergab, sind im vergangenen Jahr 158 477 Opfer polizeilich registriert worden. Das entspricht einem Anstieg von sechs Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Zwei Drittel der erfassten Opfer sind Frauen, doch auch das Miterleben von Gewalt kann für Kinder und Jugendliche nachweislich traumatisch sein und langfristige Folgen haben. Die Dunkelziffer dürfte groß sein, weil viele Opfer sich nicht trauen, Anzeige zu erstatten.

Fast alle Bundesländer verzeichnen laut „Welt am Sonntag“ einen Zuwachs, auch in Nordrhein-Westfalen haben die Zahlen um etwa acht Prozent zugenommen. „Die Luft wird dünner, und die Menschen explodieren schneller“, sagt der Gründer des Kinderprojekts Arche, Bernd Siggelkow. „Der Stresspegel ist hoch und die psychische Belastung für Kinder immens“, so der Leiter der Arche, die an bundesweit 27 Standorten, unter anderem in Köln-Ehrenfeld, Angebote für Kinder aus benachteiligten Familien schafft.

Kinder seien auch aggressiver untereinander und gegenüber ihren Eltern. „Wir hatten kürzlich eine Situation, in der eine Achtjährige ihre Mutter erwürgen wollte“, so Siggelkow.

Deutlich mehr Gewalterfahrungen am Sorgentelefon

Mit einer Plakat-Kampagne warnt der Verein Innocence in Danger vor den Folgen des Lockdowns für Kinder. Dabei geht es vor allem um Opfer sexuellen Missbrauchs, der häufig zuhause stattfindet. „Im Lockdown fallen gesellschaftliche Kontrollmechanismen durch Schule oder Vereine weg. Kinder sind Tätern und Täterinnen in ihren Familien schutzlos ausgeliefert“, erklärt Geschäftsführerin Julia von Weiler.

Nach dem ersten Lockdown sei laut Kinderschutzexperte Jörg Fegert bei der Medizinischen Kinderschutzhotline ein deutlicher Anstieg der Anrufe verzeichnet worden. Dort können sich Ärzte, Psychotherapeuten und Mitarbeiter der Jugendhilfe melden, wenn sie Beratung bei Verdacht auf Kindesmisshandlung wünschen.

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Auch das Sorgentelefon „Nummer gegen Kummer“ verzeichnet eine deutliche Zunahme an Anrufen von überlasteten Eltern und Kindern mit Problemen. Gewalterfahrungen seien 2020 von Kindern und Jugendlichen häufiger thematisiert worden als 2019, berichtet Sprecherin Anna Zacharias. So wandten sich rund 9200 Kinder und Jugendliche mit einer Gewaltproblematik an das Kinder- und Jugendtelefon – rund 15 Prozent mehr als 2019. (lis, dpa)

So können Sie helfen

Mit unserer Aktion „wir helfen: damit unsere Kinder vor Gewalt geschützt werden“ bitten wir um Spenden für Projekte, die sich für ein friedliches und unversehrtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserer Region einsetzen.

Die Spendenkonten lauten:

„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“

Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 370 502 990 000 162 155

Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 370 501 980 022 252 225

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