Coach e.V.Spielerischer Spracherwerb

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Über den Bau von Masken kommen sie ins Gespräch über deutsche Begriffe wie Identität und Ausdruck: Die Trainer Boris Kendlbacher und Ishak Pamuk in der Gruppe für spielerischen Spracherwerb.

Über den Bau von Masken kommen sie ins Gespräch über deutsche Begriffe wie Identität und Ausdruck: Die Trainer Boris Kendlbacher und Ishak Pamuk in der Gruppe für spielerischen Spracherwerb.

Köln – Ein Coach wächst über sich hinaus. 1991 in Ehrenfeld als Idee des Sozialpädagogen Mustafa Bayram entwickelt, berät, begleitet und fördert der Verein Coach e.V. junge Menschen sowie Familien mit Zuwanderungsgeschichte für eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft. Und es kommen immer mehr Kinder, Jugendliche und Eltern zu ihm, weil sie von seinen Erfolgen erfahren.

In den Räumen an der Oskar-Jäger-Straße suchen inzwischen 350 Familien Hilfe. Den Grundstein dafür legt der Verein bereits bei den jüngsten Kindern. Mit einer Gruppe für spielerischen Spracherwerb in der Michael-Ende-Grundschule hat er die Schulsozialarbeit übernommen. Kinder und Jugendliche werden hier individuell gefördert. Aber auch Bayram und sein Team lernen täglich dazu. Etwa, wie wichtig es ist, „den Jugendlichen Zeit zu geben“.

22 Jahre nach der Geburt der Idee und sieben Jahre nach Vereinsgründung blicken die Vereinsmitglieder zufrieden auf das bisher Erreichte. 26 Jugendliche lernen in der ersten Außenstelle Bocklemünd, und auch in Höhenberg gibt es die erste Filiale, bilanziert Bayram, der für seinen Einsatz kürzlich das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt und auch von „wir helfen“ unterstützt wird. Dienstags und donnerstags kommen Honorarkräfte, um Viert- bis Siebtklässler beim Lernen zu helfen. Mittwochs übernehmen die Senioren im Paul-Schwellenbach-Haus diesen Job. „Im Gegenzug gehen die Kinder für die älteren Leute einkaufen. So ist ein sehr schöner Generationendialog entstanden“, berichtet Koordinator Christian Gollmer. Und schon gibt es auch hier eine Warteliste – wie in der Zentrale in Ehrenfeld. „Wir können keinen mehr nehmen“, sagt Bayram traurig. „Wir haben das Ende unserer Kapazitäten erreicht.“ Dabei weiß er sehr genau: „Wir sind nur deshalb so erfolgreich mit den Kindern, weil es auch zwischen uns und den Eltern klappt.“

Eigene Väter- und Müttergruppen

Eigene Väter- und Müttergruppen sind wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Für sie gibt es eigene Bildungsseminare. „Ohne sie geht es nicht“, so Bayram. „Nur mit Aufklärung auf beiden Seiten ist eine Annäherung möglich.“ Die leiblichen Eltern ihrerseits vertrauen ihm „und lernen, ihr Kind zu Hause auch mal in Ruhe zu lassen und mehr zu loben“. Die Schulen haben den Verein ebenfalls als Partner auf Augenhöhe akzeptiert. Schüler lernen hier freiwillig sogar in den Sommerferien für ihre Nachprüfung. Aber auch eine Gruppe für Oberstufenschüler und Auszubildende hat sich etabliert. Viele galten in ihren Schulen als „Problemschüler“. Beim Coach e.V. finden sie einen neutralen Ort – und in Bayram eine Vaterfigur.

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