Erstes digitales Jugendzentrum„Es geht nicht nur ums Zocken“

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Neo und Pierre engagieren sich im neuen digitalen Jugendzentrum im Jugendpark.

Neo und Pierre engagieren sich im neuen digitalen Jugendzentrum im Jugendpark.

Köln – Wer an ein digitales Jugendzentrum denkt, stellt sich vielleicht einen Raum voller akkurat nebeneinander aufgestellter Computer vor. Oder viele junge Menschen, die stumm nebeneinander auf ihr Handy schauen. Die Anfänge des ersten digitalen Jugendmedienzentrums im Kölner Jugendpark sehen anders aus, mit einer Metall-Fräse und selbst gebauten Holzhäusern. Die Häuschen haben die Besucherinnen und Besucher am Computer geplant und zuerst ein kleines Modell mit dem 3-D-Drucker ausgedruckt. Zusammengebaut wird das Ergebnis später ganz analog.

„Wir wollen hier entwickeln, planen und produzieren“, sagt Mitarbeiter Salvatore Pendolino. Interessierte Jugendliche werden an Mathematik und Informatik herangeführt und sehen direkt, wo die Verbindung ins analoge Leben ist. „Die Kinder finden es toll, wenn wir ihre Ideen direkt umsetzen können“, sagt Marianne Bischoff, Bereichsleiterin bei den Jugendzentren Köln. Das Konzept für einen Ort, an dem Jugendliche die Berufsperspektiven der digitalen Welt kennenlernen, habe lange in der Schublade gelegen, erzählt sie.

Mehr als 50 Einrichtungen während des Lockdowns

Der unerwartete Startschuss fiel letztes Jahr im ersten Lockdown. Damals entstand quasi über Nacht eine Art Fernsehstudio, aus dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich live gestreamt haben, um die Kinder und Jugendlichen nicht alleinzulassen. Das Angebot wurde extrem gut angenommen, mehr als 50 Einrichtungen aus Köln und Umgebung beteiligten sich. Seitdem die Kontaktbeschränkungen gelockert sind, können auch Jugendliche selbst vor die Kamera.

Generell werden die Jugendlichen an allen Planungen des neuen Jugendzentrums beteiligt. Der 16-jährige Neo führt durchs Haus und zeigt, was sich hier verändern soll. Er hat kürzlich gemeinsam mit Pierre und elf weiteren Jugendlichen ein E-Sport-Event organisiert. Denn auch Computer- und Videospiele sollen im Jugendpark ihren Platz haben. „Wir spielen dann im Team wie professionelle E-Sport-Spieler“, sagt Pierre. Das heißt: gesunde Ernährung, zwischendurch mal die Finger dehnen und Strategiebesprechungen gehören dazu. „Es geht nicht nur ums Zocken“, sagt er und Salvatore Pendolino bestätigt: „Wir wollen auch aufklären und Ansprechpartner für Eltern sein, die sich um das Medienverhalten ihrer Kinder sorgen.“

Innovatives Konzept gelobt

Viele Investitionen und Anschaffungen seien nur dank „wir helfen“ und der Renner-Stiftung möglich gewesen, betont Bischoff. Die Münchner Stiftung, die eigentlich nur soziale Projekte in Bayern unterstützt, hat „wir helfen“ 30.000 Euro gespendet, von denen der größte Teil an das digitale Jugendzentrum ging.

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Mark Klob und Eckhard Bluhm, die als Stiftungsvertreter die Spende übergaben, lobten das Engagement der Mitarbeiter in der Corona-Krise und das innovative Konzept des digitalen Jugendzentrums.

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