Köln – Die ersten heißen Tage des Jahres haben gerade erst begonnen, und an der städtischen Grundschule an der Stenzelbergstraße kommt schon Ferienstimmung auf: „Wir tauchen und wir schwimmen im Meer, spielen Fußball und Verstecken“, stimmt die Klasse 2c ihr selbst geschriebenes Ferienlied an. Die Kinder tummeln sich auf dem Boden der Turnhalle vor der Bühne, die Erwachsenen sitzen auf Stühlen drum herum. Bei den Darstellern, den Kindern, steigt langsam das Lampenfieber.

Pop und Rap von  80 Schülern

Eltern, Großeltern und Lehrer sind an diesem Nachmittag in die Grundschule gekommen, um sich das kleine Konzert der 80 Schüler der zweiten und dritten Klassen anzuhören. Das Gemurmel weicht gespannter Aufmerksamkeit, als Schulleiterin Astrid Moutafidis das Konzert eröffnet. Was folgt, ist eine bunte Mischung aus Popsongs – überwiegend selbst komponierte Stücke –, Tanzchoreographien und Rap. Die Kinder erzählen dabei von allem, was sie beschäftigt: Vom Tauchen, Schwimmen und Spielen oder von „nervigen“ Hausaufgaben.

Kaum noch Zeit fürs Tanzen

Dass alle Kinder der Grundschule einen so vielseitigen Zugang zu Musik und Tanz haben, ist nicht selbstverständlich. „Heute sind viele Schüler im offenen Ganztag untergebracht, das heißt vor 16 oder 17 Uhr sind diese Kinder nicht zu Hause“, sagt Schulleiterin Moutafidis. Projekte mit außerschulischen Partnern ermöglichten es, dass die Mädchen und Jungen dennoch sportlich oder musikalisch aktiv seien.

Die Grundschule an der Stenzelbergstraße arbeitet seit vielen Jahren mit der  Offenen-Jazz-Haus-Schule in Köln im Rahmen des Projektes Jeki (Jedem Kind ein Instrument) zusammen. Ziel ist es, möglichst vielen Mädchen und Jungen einen Zugang zu musischen Ausdrucksmitteln zu verschaffen. Landesweit koordiniert wird das Projekt von einer Stiftung in Bochum.

Vorläufiges Ende abgewendet

2015  drohte das Ende der Kooperation wegen des Wegfalls kommunaler Fördermittel. Um das Aus zu verhindern, sprang die Aktion „wir helfen“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein. „Dafür sind wir immer noch sehr dankbar“, sagt Rainer Linke, Leiter der Offenen-Jazz-Haus-Schule.  Inzwischen wurde die Kooperation vom landesweiten Nachfolgeprojekt Jekits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) übernommen. Im Fall der Zusammenarbeit mit der  Grundschule Stenzelbergstraße schickt die Offene-Jazz-Haus-Schule jede Woche mehrere Dozenten, um alle zweiten Klassen im Vormittagsprogramm zu unterrichten. In der dritten Klasse ist die Teilnahme am Programm freiwillig.

10 Schulen und die Offene-Jazz-Haus-Schule

Insgesamt arbeitet die Offene-Jazz-Haus-Schule in Köln mit zehn Schulen im Rahmen des Jekits-Projekts zusammen, weitere Schulen der Stadt kooperieren mit der Rheinischen Musikschule. „Die Stadt hat uns die weitere Förderung für das kommende Jahr in Aussicht gestellt“, sagt Linke. Schulleiterin Moutafidis begrüßt das Projekt, denn durch das Musizieren und Komponieren von Liedern sammeln die Kinder nicht nur künstlerische Erfahrungen.

Projekt stärkt kindliches Selbstbewusstein

„Das Projekt stärkt  auch die Stimme der Kinder und ihr Selbstbewusstsein.“ So sind viele Schüler der Grundschule Stenzelbergstraße wohl auch nicht allzu traurig, dass  die Ferien noch ein bisschen auf sich warten lassen. Am Projekt und den damit verbundenen Auftritten scheinen sie alle großen Spaß zu haben.

Über das Projekt Jekits

150 Gemeinden mit knapp 61 200 Schülern in 814 Grund- und Förderschulen in Nordrhein-Westfalen nehmen im laufenden Schuljahr 2016/2017 an Jekits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) teil. Die Landesförderung für das Programm beläuft sich nach Angaben von Jekits für das Jahr 2017 auf knapp 10,6 Millionen Euro. Unter dem Namen Jeki (Jedem Kind ein Instrument) wurde  2007 das Projekt im Ruhrgebiet gegründet. Ab dem Schuljahr 2015/16 erhielt das Projekt ein neues Konzept und wurde auf ganz NRW ausgeweitet. Zeitgleich wurde es in Jekits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) umbenannt. (ris) www.jekits.de