Heiligabend im WohnheimWenn man Weihnachten nicht mit der Familie feiert

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Im Foyer des Jugendwohnheims Sankt Ursula ist festlich geschmückt, etwa 35 junge Frauen leben dort.

Im Foyer des Jugendwohnheims Sankt Ursula ist festlich geschmückt, etwa 35 junge Frauen leben dort.

Köln – Wie bei jeder Feier findet sich die größte Menschentraube am Buffet. Es gibt Waffeln mit Sahne und Nutella, dazu Kinderpunsch und Kakao. Damit die Aerosole möglichst verfliegen, stehen und sitzen die etwa 15 Bewohnerinnen des Jugendwohnheims St. Ursula in Porz am frühen Abend in dicken Jacken auf der Holzterrasse. Unter der eisblauen Lichterkette stimmen sie sich bei einer kleinen Adventsfeier auf die Feiertage ein.

Das erste Weihnachten im Wohnheim ist für viele junge Frauen mit großen Sorgen verbunden, beobachtet Mitarbeiterin Natalie Petrikowski. Sie haben Angst, es alleine in ihren etwa 30 Quadratmeter großen Apartments verbringen zu müssen. Und sind danach dann meist ganz erleichtert, dass es nicht so ist. Das Sankt-Ursula-Wohnheim kann man sich vorstellen, wie ein Studentenwohnheim mit pädagogischer Betreuung. Viele gehen noch zur Schule oder machen eine Ausbildung.

Sich auf ein selbstständiges Leben vorbereiten

Für manche Mädchen ist das Haus nur eine Zwischenlösung, andere bleiben drei Jahre, sagt Leiterin Ilona Schirra. Die 35 Mädchen und jungen Frauen bis 27 Jahre können oder wollen nicht mehr bei ihrer Familie wohnen und sollen hier auf ein selbstständiges Leben vorbereitet werden. Sie kochen, putzen und waschen selbst Wäsche. Es ist aber rund um die Uhr eine Betreuerin für sie ansprechbar – auch an Weihnachten.

Für diejenigen, die nicht mit Verwandten oder bei Freunden feiern, gibt es an Heiligabend eine kleine Feier. Die Mädchen dürfen sich wünschen, was gekocht wird. Kartoffelsalat mit Würstchen und zum Nachtisch Schokoladen-Fondue gab es letztes Jahr. „Natürlich ist die Zeit für viele traurig“, erzählt Betreuerin Alessia Michaelis, die selbst schon öfter an Heiligabend gearbeitet hat. „Viele verbinden mit Weihnachten schmerzhafte Erinnerungen und ziehen sich in dieser Zeit sehr zurück.“ Darüber sprechen möchte bei der Adventsfeier keines der Mädchen.

Kleine Geschenke für jede Bewohnerin

Es gibt Bewohnerinnen, die ohne ihre Familie in Deutschland leben und Weihnachten vorher nur aus Filmen kannten. Ihnen gefalle meist die festliche Dekoration in den Straßen am besten. „Natürlich tauschen wir uns dann auch aus. Welche Feste woanders gefeiert werden und wie“, sagt Petrikowski. Kleine Geschenke gibt es auch für jedes Mädchen, manchmal wurde untereinander gewichtelt.

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Sie erinnert sich auch an einen Heiligabend, an dem niemand in die Gemeinschaftsküche kam. „Das war dann halt für mich ein trauriges Fest“, sagt die Mitarbeiterin. Heißt aber auch: Die meisten Mädchen konnten irgendwo anders mitfeiern.

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