Homeschooling in einer FlüchtlingsklasseDeutsch für die ganze Familie

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So sehen gerade die meisten Klassenräume an Kölner Schulen aus.

So sehen gerade die meisten Klassenräume an Kölner Schulen aus.

Köln – Zum Thema Fernunterricht wurde schon viel geschrieben. Über Kinder, die wochenlang nicht zu erreichen sind. Über Eltern, die täglich Aufgabenblätter in der Schule abholen müssen. Über Lehrer, die Mathematik und englische Grammatik über Whatsapp-Nachrichten erklären müssen.

Bei Cristina Mondaza und Fabienne Braun läuft es besser, obwohl die Voraussetzungen ihrer Schüler für gelungenes Homeschooling alles andere als ideal sind. Die beiden Lehrerinnen leiten die Internationale Förderklasse (IFS) am Heinrich-Mann-Gymnasium in Volkhoven/Weiler. In ihre Klasse gehen neun Kinder, die teilweise erst seit einigen Monaten in Deutschland sind. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak, viele auch aus russischsprachigen Ländern, sind manchmal zehn und manchmal schon 16 Jahre alt. In der IFS haben sie zusammen zwölf Stunden Deutsch-Unterricht in der Woche, außerdem die Fächer Englisch, Mathe und Geschichte.

Langsam in die Regelklasse

Zwei Jahre dauert die Förderung, in denen die Schüler nach und nach immer mehr Stunden in die Regelklasse gehen. „Wir sind überzeugt, dass die Schüler um so besser lernen, desto öfter sie mit Gleichaltrigen in die normale Klasse gehen“, sagt Mondaza. Doch das Konzept geht während der Schulschließungen nicht auf. „Bei uns ist ein enger Kontakt zum Lehrer am Anfang sehr wichtig“, sagt Braun. Die Eltern sprechen selbst kaum Deutsch und können den Kindern nicht helfen, weil sie sich selbst in der neuen Heimat zurechtzufinden müssen.

Wie unterrichtet man Kinder per Video-Chat, die nicht die gleiche Sprache sprechen? „Zur Not machen wir Handstand“, sagt Braun lachend und meint damit: Auch im Video-Chat gilt „mit Händen und Füßen“. Sie zeigen auf den Stift, wenn geschrieben werden soll, improvisieren mit Übersetzungsapps oder Analphabeten-Programmen. Oft würden sich die Schüler auch gegenseitig in ihren Muttersprachen helfen oder die Eltern säßen mit vor dem Tablet und erklärten die Aufgaben, so gut wie sie sie eben selbst verstehen. „Manchmal machen wir Deutschunterricht für die ganze Familie“, sagt Braun.

Entscheidend für funktionierenden Fernunterricht ist auch in der IFS die technische Ausstattung. Für die ist am Heinrich-Mann-Gymnasium Informatik-Lehrer Gregor Schmitz zuständig. „Wir haben seit den Sommerferien alle Schüler im Umgang mit der nötigen Software geschult“, sagt er. Schmitz hat auch in der Flüchtlingsklasse erklärt, was ein PDF ist und wie man einen E-Mail-Anhang versendet.

Besser als im Frühjahr

Kinder aus einkommensschwachen Familien durften vor Weihnachten Geräte aus der Schule mitnehmen. Für die Kinder aus der IFS fördert „wir helfen“ die Anschaffung von eigenen Tablets, auch für die Zeit nach der Pandemie. Generell klappt der Unterricht im zweiten Lockdown wesentlich besser als während der ersten Schulschließungen, sind sich die drei Lehrer einig. „Beim ersten Lockdown hatte ich Bauchschmerzen“, erinnert sich Braun.

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Sie und ihre Kollegin hätten mit Unterstützung der Referendare ständig telefoniert, um ihre Schüler überhaupt zu sprechen. Im Moment sehen sie sich ein bis zwei Mal täglich im Video-Chat. Ein zehnjähriger Junge kam erst im Oktober neu in die IFS. Für ihn sei die aktuelle Situation natürlich besonders schwer. Doch Braun und Mondaza sind optimistisch: „Wir haben viele Schüler mit enormem Potenzial. Die werden das schaffen.“

So können Sie helfen

Mit unserer Aktion „wir helfen: damit unsere Kinder vor Gewalt geschützt werden“ bitten wir um Spenden für Projekte, die sich für ein friedliches und unversehrtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserer Region einsetzen.

Die Spendenkonten lauten:

wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“

Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 370 502 990 000 162 155

Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 370 501 980 022 252 225

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