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Interview mit Kölner Klinikclown„Auch kranke Kinder wollen spielen und lachen“

Lesezeit 3 Minuten
Fernando Vieira als „Halli Hallo“ auf der Kinderstation

Fernando Vieira als „Halli Hallo“ auf der Kinderstation

Köln – Seit 25 Jahren gibt es den Verein Kölner Klinikclowns – doch statt ein Jubiläum zu feiern, leiden die Clowns unter einem Spielverbot. Krankenhäuser und Altenheime sind abgeriegelt, ihr eigentliches Publikum mit dem Prädikat „Risikogruppe“ versehen und zur Isolation gezwungen. Was macht ein Clown ohne Zuschauer? Funktioniert Humor mit Maske? Ein Anruf bei „Halli Hallo“, mit bürgerlichem Namen Fernando Vieira, Klinikclown seit 12 Jahren.

Herr Vieira, wann waren Sie das letzte Mal als Clown im Krankenhaus?

Das muss irgendwann Mitte März in der Kölner Uniklinik gewesen sein. Wir wussten noch nicht, dass wir bald nicht mehr spielen dürfen, aber wir haben gemerkt: Es ist alles anders. Es war so ruhig auf den Fluren. Es war das gleiche Gefühl wie an den touristischen Plätzen der Stadt, die plötzlich leer waren.

Die Plätze sind mittlerweile wieder voll, spielen dürfen Sie trotzdem noch nicht. Haben Sie Verständnis für die strengen Besucherregeln?

Natürlich, die Bekämpfung des Virus hat absolute Priorität. Da wir verschiedene Stationen besuchen, ist die Gefahr zu groß, dass wir das Virus von A nach B bringen. Trotzdem ist das gerade eine Zeit, in der wir eigentlich mehr denn je gebraucht werden.

Warum?

Auch kranke Kinder wollen spielen und lachen. Das ist ein Instinkt. Das vergessen die Eltern oft, weil sie sich große Sorgen machen. Die Quarantäne auf den Stationen ist schrecklich langweilig und deprimierend für die Kinder. Wir bringen Ablenkung für alle: Patienten, Eltern, Geschwister, Pfleger und Ärzte.

Würde Ihre Arbeit auch mit Maske funktionieren?

Ja, ich male dann einfach einen lachenden Mund darauf. Kinder gucken sowieso nur auf die Augen. Schwieriger ist es, den Abstand einzuhalten, besonders in Altenheimen.

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Warum sind Sie den Patienten dort körperlich näher?

Die Isolation, die viele jetzt spüren, kennen wir bei Menschen im Altenheim schon lange. Wir anderen schaffen es nicht, ein paar Wochen zu Hause zu bleiben, doch viele alte Menschen sitzen seit Jahren alleine herum. Sie wurden vergessen. Oft sind wir Klinikclowns die einzigen, die sie umarmen. Dann lachen oder weinen wir zusammen. Wir sind nicht nur Entertainer, sondern reagieren auf die Stimmung.

Und wenn die ablehnend ist?

Dann lassen wir uns aus dem Zimmer schmeißen. Das passiert öfter bei Teenagern. Für mich ist das okay, weil wir ihnen so Autonomie zurückgeben. Den ganzen Tag laufen Ärzte und Eltern herein. Bei uns dürfen sie ruhig sagen, dass wir gehen sollen. Meistens vergesse ich allerdings etwas. (lacht) Dann muss ich zurück und wir unterhalten uns doch ein bisschen.

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