K.o-TropfenGegen das üble Erwachen

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Gegen das üble Erwachen: Bei K.o.-Mitteln ist Aufmerksamkeit gefragt!

Wer dieser Tage in Kölns Bahnen unterwegs ist und seinen Blick an die Decke schweifen lässt, wird nicht umhinkommen, auf zwei riesige Plakate zu stoßen. „Farblos, geschmacklos, K.o.!“ warnt das eine vor Knockout-Mittel-Übergriffen – „...sicher?“ fragt das zweite, und spielt damit auf Notfallverhütungsmittel an. Mit dieser, von „wir helfen“ unterstützten Kampagne möchte die Schwangerenberatung „Donum Vitae“ bereits im zweiten Jahr auf die Gefahren und Folgen von K.-o.-Tropfen in der Karnevalszeit aufmerksam machen. Und damit auch ungewollte Schwangerschaften verhindern. Weshalb die Aktion über zweierlei aufklärt: Wie man sich vor K.o.-Tropfen-Überfällen schützen kann und über die Pille danach – im Notfall!

Gefährliches Halbwissen

„Aus unseren Präventionswork-shops, die wir in Schulklassen halten, wissen wir, dass der Kenntnisstand zu K.o.-Tropfen und zur Pille danach unter jugendlichen Mädchen und Jungen noch immer sehr lückenhaft ist“, sagt die Geschäftsführerin des „Donum Vitae“-Landesverbands Bernadette Rüggeberg. „So suchen uns die meisten Opfer erst auf, wenn sie schwanger sind“, sagt Claudia Kitte-Fall, Sozialarbeiterin und Beraterin bei „Donum Vitae“ Köln. Und erzählt von Veronica (Name geändert). Verschüchtert und verängstigt suchte die 19-Jährige vor einiger Zeit Rat in der Beratungsstelle am Heumarkt. Und eine Erklärung für ihre Schwangerschaft. „Ich habe weder einen Freund noch hatte ich Sex“, versicherte die verzweifelte Teenagerin der Beraterin. Und die glaubte ihr.

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Bewusstlos schwanger

Im Laufe der folgenden Beratungsgespräche stellte sich heraus, dass Veronica einige Wochen zuvor am Neujahrsmorgen in der Wohnung von Freunden aufwachte, mit starker Übelkeit und ohne jede Erinnerung. „Die junge Frau entschied sich, trotz aller Widrig- und Widerwärtigkeiten für das Kind – mit Hilfe ihres Glaubens und dem Argument: „Es kann ja nichts dafür, dass es auf diese Art und Weise gezeugt wurde.“ Nicht alle Frauen, die nach einem K.o.-Tropfen-Überfall Hilfe in einer der bundesweit 201 „Donum Vitae“-Beratungsstellen suchen, sind in der Lage, ihr Kind auszutragen. Verständlicherweise.

Beschmutzt und erniedrigt

„Es gibt wohl keine schlimmere Demütigung, als gegen den eigenen Willen, bewusstlos, schwanger zu werden“, sagt Jutta Huppertz, Referentin für Prävention und Frühe Hilfen beim „Donum Vitae“ Köln. Es braucht kein überbordendes empathisches Talent, um nachzuvollziehen, wie beschmutzt und erniedrigt sich diese – oft jungen – Frauen fühlen müssen. „Weshalb sie in der Regel auch Tage brauchen, bis sie realisiert haben, was wirklich mit ihnen passiert ist“, sagt Huppertz und fügt an: „In diesem Schockzustand wird leider oft auch die Pille danach vergessen.“

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Gerade zur Karnevalszeit wird allerorten vor K.o-Tropfen gewarnt.

Doppelter Gewaltakt

Den anstehenden Schwangerschaftsabbruch empfinden viele Opfer als erneuten seelischen und körperlichen Gewaltakt, da er unfreiwillig geschieht und trotzdem die einzige Option für sie ist. „Wir können die Taten nicht ungeschehen machen, aber wir können den Betroffenen helfen, mit dem Trauma so umgehen zu lernen, dass es nicht ihr ganzes Leben bestimmt“, sagt Kitte-Fall. Viele Opfer leiden im Anschluss unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Unter unkontrollierbaren Ängsten und Panikattacken, Schlafstörungen, Depressionen. Die meistem brauchen jahrelange therapeutische Unterstützung. Nicht wenige müssen ihre Ausbildung abrechen, ihren Job an den Nagel hängen.

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Auch Partner sind keine seltenen Gäste in den „Donum Vitae“-Beratungsstellen. „Ich erinnere mich an ein jugendliches Paar, das gemeinsam eine Diskothek besucht hatte. Als der Kellner die junge Frau anbaggert, weist sie ihn mit den Worten ab: „Nein, Danke, ich bin mit meinem Freund hier.“ Wenig später wird der von Gästen gerufen, da seine Freundin bewusstlos im Flur vor den Toiletten lag...

Keine Ängste schüren

„Was wir keinesfalls beabsichtigen, ist Panik zu verbreiten oder Ängste zu schüren“, betont Kitte-Fall. Vielmehr sei das Ziel, potenzielle Opfer und deren Umfeld dafür zu sensibilisieren, verlässlich aufeinander zu achten – nach dem Motto: Immer da, wo gefeiert ist, besteht die Gefahr, aber Du kannst dich und andere schützen!

Hier gibt es Hilfe in Köln und der Region

Donum Vitae Köln e.V., ☎ 0221/272613, www.donumvitae-koeln.de

Frauen gegen Gewalt e.V., Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen , ☎ 0221/562035, www.notruf-koeln.de

Schwules Überfalltelefon, c/o LSVD Köln ☎ 0221/19228

Drogenhilfe Köln gGmbH ☎ 02233/709259, www.partypack.de

Frauenselbsthilfe KO-Tropfen ☎ 0221/95 15 42 16

Institut für Rechtsmedizin ☎ 0221/47888222

Arbeitskreis K.o.-Tropfen, www.ko-tropfen-koeln.de

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