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Kinderrechte„Unser Recht auf eine saubere Umwelt“

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Köln – Frieda steht auf, beißt die Zähne zusammen und lehnt sich mit ihren Handballen auf den Griff ihrer Schere. Mit der anderen Seite des Knaufes streicht die Elfjährige die Kanten eines mehrfach gefalteten Getränkekartons glatt. Die Enden sind abgeschnitten. Noch einmal falten, den Druckknopf anbringen und schon hat Frieda ihr Werk vollendet: Eine Geldbörse, hergestellt aus einem Getränkekarton.

Der Trend, aus Abfällen neue Produkte herzustellen, heißt „Upcycling“. „Es ist cool, weil die Sachen dann nicht einfach weggeschmissen werden“, sagt Frieda. Der „Upcycling“-Workshop ist eine der Aktivitäten, die im Kinder- und Jugendbüro am Alter Markt beim Umweltaktionstag angeboten wurden.

450 Jahre Halbwertszeit

An einem Infostand der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB) erfuhren die jungen Teilnehmer, wie lange Plastik zum Verrotten braucht. Viele staunten, dass sich dickes Plastik erst nach rund 450 Jahren auflöst.

Vertreterinnen der Initiative „Zero Waste Köln“ stellten Ideen vor, die helfen, im Alltag auf unnötigen Verpackungsmüll zu verzichten. Nur ein Beispiel von vielen: Mit einem aus Kastanien gewonnenen Sud herkömmliches Waschmittel ersetzen. Der Clou dabei: Bestimmte Enzyme in den Kastanien töten Bakterien ab.

Die Kinder und Jugendlichen informierten sich aber nicht nur über Umweltschutz, sie setzten sich auch selbst aktiv für ein saubereres Köln ein. Mit leuchtend orangenen Müllsäcken und Handschuhen ausgestattet, sammelten die Freiwilligen Müll im Rheingarten. „Das meiste, was wir finden, sind Alkoholflaschen, Zigarettenstummel und jede Menge Plastik. Das ist schon erschreckend, wenn man das so konzentriert auf einem Haufen sieht“, sagte Hüseyin Karabacak, 23. Im März eröffnete die Stadt Köln in Zusammenarbeit mit dem Jugendring das Kinder- und Jugendbüro am Alter Markt, um jungen Menschen in Köln eine zentrale Anlaufstelle für Teilhabe und Mitbestimmung zu bieten – Dabei sein, mitmischen und mitgestalten lautet das Credo.

Kinderfreundliche Kommune

Das kooperative Kinder- und Jugendbüro ist wesentlicher Teil eines Aktionsplans, mit dem sich die Stadt Köln bei dem Verein „Kinderfreundliche Kommunen“ (eine Initiative des Deutschen Kinderhilfswerkes und UNICEF) um das Siegel „Kinder- und Jugendfreundliche Kommune“ beworben hatte – mit Erfolg. Im Februar 2018 erhielt Köln als erste deutsche Großstadt die Auszeichnung, mit der sich die Stadt dazu verpflichtet, daran weiterzuarbeiten, kinder- und jugendfreundlicher zu werden. Dabei spielt die Einhaltung der Kinderrechte, die in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen feiern, eine wesentliche Rolle.

Der Aktionstag im Kinder- und Jugendbüro hat dazu beigetragen, dass Kölner Jungen und Mädchen ihre Rechte kennenlernen und mithelfen, dass sie eingehalten werden – in diesem Fall konkret ihr in der UN-Kinderrechtskonvention niedergeschriebenes Recht auf eine saubere Umwelt. Vinzent (9) hat der Tag gefallen: „Ich bin hergekommen, weil ich es nicht gut finde, wenn Leute die Umwelt verschmutzen – mit der wir Kinder ja noch lange leben müssen und weil ich mir mehr Grünflächen zum Spielen wünsche.“

Kinder- und Jugendbüro, Alter Markt 62-64, dienstags und donnerstags 15-18 Uhr geöffnet

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