Köln nach dem KriegNachkriegsbilder von Kölner Fotograf werden für guten Zweck verkauft

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Eine Schulklasse vor der zerstörten Kölner Hohenzollernbrücke.

Eine Schulklasse vor der zerstörten Kölner Hohenzollernbrücke.

Köln – Kinder, die in Trümmern spielen, Hungerdemonstrationen vor dem Rathaus und Fähren, die die zerstörten Kölner Rheinbrücken ersetzen. Wie kaum ein anderer Fotograf hat Walter Dick die Kölner Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentiert.

Von Tausenden Fotos, die Dick in Köln machte, sahen etwa 3000 Besucher in einer Ausstellung des Werkladens an der Luxemburger Straße 181 bis Mitte Dezember eine Auswahl aus 90 Fotos. Nun soll die gesamte Schau verkauft werden – zu einem Preis von 12.500 Euro. Ein Drittel des Erlöses kommt der Aktion „wir helfen“ zugute.

Die Idee zu der Ausstellung und zur Verkaufsaktion kommt vom Geschäftsführenden Gesellschafter der Werkladen Conzen Kunst Service GmbH, Frank Warda. Warda hatte den kompletten Nachlass Walter Dicks aufgekauft, insgesamt 80.000 Negative, von denen bislang allerdings erst ein Viertel gesichtet werden konnte. „Da lagert ein großer Schatz, der noch gehoben werden muss“, sagt Warda. Jedes Mal, wenn ein neues schönes Motiv auftauche, „ist das für uns ein bisschen wie Weihnachten“. Man kann also davon ausgehen, dass das Werkladen-Team noch einmal zu einer Ausstellung über den Kölner Bildchronisten einladen werde.

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Kamera über stand den Krieg in einer Konservendose

Walter Dick hätte im vergangenem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert. Geboren 1914, wuchs er in Köln in ärmlichen Verhältnissen auf. Bei der „Kölnischen Zeitung“ arbeitete er im Bildarchiv, bevor er nach Berlin zog, um die Olympischen Spiele im Jahr 1936 zu fotografieren. Im Zweiten Weltkrieg, er war Berichterstatter in Nordafrika, geriet er in Gefangenschaft. Anschließend musste er neu beginnen: Sein Bildarchiv ging im zerbombten Haus eines Freundes völlig verloren. Nur seine Kamera, eine Contax, überdauerte den Krieg – in einer Konservendose.

Begleitend zur Ausstellung im Werkladen ist ein Bildband entstanden, der im Emons Verlag erschienen ist. Das Buch zeigt auf 176 Seiten die schönsten Aufnahmen, die Walter Dick im Köln der Wiederaufbaujahre von 1945 bis 1960 gemacht hat. Walter Dick, „Köln. Menschen 1945-1960.“ Herausgegeben von Ulrich Hermanns, Dietrich Maguhn, Frank Warda. Emons Verlag, 176 Seiten, 126 Abbildungen, 29,95 Euro. (ksta)

Im Fokus der Sülzer Ausstellung stehen Aufnahmen, die Dick zwischen 1945 und 1960 gemacht hat und die die Nachkriegsgeschichte der Stadt einfangen. Kinder, die barfuß und mit schmutzigen Füßen durch die Stadt laufen, die Kölnische Karnevals-Gesellschaft beim Rosenmontagszug im Jahr 1949, der völlig zerbombte Kaiser-Wilhelm-Ring (1946), Arbeiter beim Bau des Ford-Turms im Jahr 1950. „Dicks Stärke lag darin, dass er kommunikativ war und so immer nah an die Menschen herankam“, sagt Warda.

Andere Szenen zeigen Boxkämpfe, Motorrad- und Autorennen und erinnern daran, dass Dick auch als Sportfotograf erfolgreich war. Er lichtete nicht nur die Olympischen Spiele ab, sondern auch die erste deutsche Radrundfahrt, zu der er ein Buch herausgab. Das größte Missgeschick seiner Karriere unterlief ihm, als er 1954 beim Weltmeisterschafts-Endspiel Deutschland gegen Ungarn den entscheidenden Siegtreffer der Deutschen verpasste.

Frank Warda hofft nun, dass die Ausstellung für etwa 12.500 Euro verkauft werden kann. Da die 90 Bilder kaum zusammenhängend in einem Privathaushalt aufgehängt werden können, werden besonders Unternehmen gesucht, die sich für die Bilder interessieren. Die Fotoausstellung ist noch eine Woche lang für potenzielle Käufer zu sehen. Alle Anfragen können direkt an Frank Warda gerichtet werden.

Kontakt zum Werkladen: info@werkladen.de

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