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Mitmachbuch über CybermobbingOnline mehr Zivilcourage zeigen

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Die Bezeichnung „Minago“ setzt sich aus den Vornamen der drei Gründerinnen Mirjam Jansen (v. l. n. r.), Nadine Nentwig und Gosia Kollek zusammen.

Die Bezeichnung „Minago“ setzt sich aus den Vornamen der drei Gründerinnen Mirjam Jansen (v. l. n. r.), Nadine Nentwig und Gosia Kollek zusammen.

Köln – In Mirjam Jansens Augen beginnt die Medienerziehung kurz nach der Geburt, mit der Still-App. Wenn ein Baby sieht, wie seine Mutter nach dem Trinken an der Brust jedes Mal zum Handy greift, Blick auf den Bildschirm statt auf ihr Kind. „Dafür, wie früh Kinder mit der digitalen Welt in Kontakt kommen, fehlt nach wie vor das Verständnis in unserer Gesellschaft“, sagt die Social-Media-Managerin. Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen Nadine Nentwig und Gosia Kollek hat sie nun das Mitmachbuch Minago konzipiert, dass Eltern, Lehrer und Kinder zwischen neun und 14 Jahren im richtigen Umgang mit einem Smartphone unterstützen soll.

In ihren digitalen und analogen Angeboten wird es zum Beispiel um das richtige Maß gehen: Wann wer wie lange sein Handy benutzen darf – die Vereinbarungen gelten für Eltern und Kinder. „Natürlich müssen Eltern Vorbilder sein, auch in der Diskussionskultur“, sagt Kollek, die als Illustratorin das Workbook gestaltet. Denn die Expertinnen sehen durchaus Parallelen zwischen einer verrohten Gesprächskultur in den Kommentarspalten und den steigenden Fällen von Cybermobbing unter Kinder und Jugendlichen.

Ausschluss aus der Whatsapp-Gruppe

Als Kolleks Tochter in die dritte Klasse ging, haben viele Mitschüler schon ein eigenes Smartphone und lästern in einer Gruppe fies über ein anderes Mädchen. „Ich war geschockt, wie früh das ein Thema bei uns wurde.“ Schon der Ausschluss aus einer Whatsapp-Klassengruppe ist für das Minago-Team eine Form des Mobbings.

Eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass bereits jeder zehnte Grundschüler einmal Opfer von Cybermobbing wurde. Befragt man 14- bis 15-Jährige, gibt etwa jeder Sechste an, online gemobbt worden zu sein. „Mobbing gab es natürlich auch früher schon, aber heute nimmt man die Beleidigungen und Demütigungen mit ins Bett“, sagt Jansen. Das Zuhause sei kein geschützter Raum mehr, wenn alles dauerhaft auf dem Smartphone dokumentiert ist.

Mehr Zivilcourage

Ein weiteres Problem: Oft fühlen sich weder Eltern noch Lehrer in der Verantwortung, etwas zu unternehmen. Deshalb sei ihr Workbook eine Ermunterung zu mehr Zivilcourage im Netz. Auch Kinder sollen wissen, wie sie ein Mobbingopfer unterstützen können. Mit Quizfragen, einem Handynutzungsvertrag und einem Smartphoneführerschein verfolgen die drei Kölnerinnen einen spielerischen Vermittlungsansatz.

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Kaufen kann man das Buch noch nicht, bis Ende Februar sammelt Minago über eine Crowdfunding-Kampagne Geld, um ihr Projekt zur Medienerziehung umzusetzen.

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