Situation in Köln und NRW spitzt sich zuStudentenbuden sind mehr denn je Mangelware

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Wohnheim an der Technischen Hochschule Köln

Wohnheim an der Technischen Hochschule Köln

  • Wohnheimplätze sind begehrt, weil sie weitaus weniger kosten als Zimmer oder Wohnungen auf dem privaten Markt.
  • Doch jetzt schlagen die Studierendenwerke in Köln und NRW Alarm: Nicht nur wird die Zahl der Bewerber um die raren Plätze immer höher und liegt weit über dem Angebot.
  • Viele der Studentenwohnheim sind auch dringend sanierungsbedürftig und könnten darum auf absehbare Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen.
  • Allerdings entstehen in Köln auch gerade Plätze in einem bei Studenten besonders begehrten Viertel.

Köln/Düsseldorf/Bochum – In Bochum dauert es bis zu sechs Monate, in Dortmund bis zu einem Jahr und in Köln sogar bis zu drei Semestern, also fast anderthalb Jahre: die Studentenwohnheime in Nordrhein-Westfalen sind voll, die Wartelisten lang. Plätze für alle Bewerber auf einmal gibt es nicht.

Am Donnerstag sind die Studierendenwerke der NRW-Universitäten mit einem gemeinsamen Jahresbericht 2018 an die Öffentlichkeit gegangen. Günstige Studentenbuden sind demnach mehr denn je Mangelware. Ende 2018 unterhielten die Studierendenwerke in über 300 Anlagen insgesamt 38.246 Wohnheimplätze – 159 weniger als 2017. Die Zahl der Bewerber lag mit mehr als 50.000 weit über dem Angebot. Die Auslastungsquote betrug 98 Prozent.

Wohnheimplätze sind begehrt

Die Wohnheimplätze sind begehrt, weil sie weitaus weniger kosten als Zimmer oder Wohnungen auf dem privaten Markt. 2018 lag die Durchschnittsmiete, die oft Strom, Heizung, TV und Internet enthält, bei 257 Euro. Allerdings: mehr als die Hälfte der Wohnheimplätze in NRW sei „dringend sanierungsbedürftig“.

Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Jörg Lüken, warnt davor, die Wohnanlagen kaputtzusparen. „Wenn es so weitergeht, muss in einigen Wohnanlagen irgendwann der Schlüssel umgedreht werden“, sagte Lüken.

Vorkassen-Modell

In Köln stehen derzeit 5031 Wohnheimplätze zur Verfügung, teilte das Studierendenwerk der Universität auf Anfrage mit. Die Warmmiete beträgt demnach pro Bewohner im Schnitt 262 Euro.

„Wir planen gerade weitere Projekte, etwa an der Ludolf-Camphausen-Straße in Ehrenfeld, dort sollen ab 2021 etwa 170 Plätze entstehen“, sagte Sprecher Klaus Wilsberg. Das Ziel sei, bis 2024 auf 6000 Plätze zu kommen. Immer noch zu wenig für alle Bewerber. Die Zahlen schwanken seit 2010 zwischen gut 9000 und fast 10500 Stundenten. Pro Jahr. Gut zwei Drittel davon versuchen ein Zimmer zum Start des Wintersemesters im Oktober zu bekommen.

Auch in Köln stehen viele Wohnheime, die Wilsberg „nicht ganz taufrisch“ nennt. Die älteren Gebäude würden kontinuierlich saniert, sodass nie ein großer Leerstand entstehe. Teilweise müssten Wohneinheiten allerdings auch aufgrund von Sanierungen ganz geschlossen werden.

Land fördert bereits

Auch Wilsberg sieht dabei durchaus noch Potenzial, was das Engagement von Stadt und Land angeht. Die Studierendenwerke seien schließlich auf erhebliche öffentliche Mittel angewiesen, wenn es um die Instandhaltung von Wohnraum geht. „Teilweise gehen wir sogar in Vorleistung, weil die Gelder erst nach Sanierungsbeginn kommen“, sagt Wilsberg.

Der Investitionsaufwand für alle Wohnanlagen in NRW liegt laut dem Bericht der Studierendenwerke in den teils noch aus den 1970er Jahren stammenden Gebäuden akut bei knapp 300 Millionen, langfristig sogar bei über 700 Millionen Euro. Die Studierendenwerke fordern deswegen vom Land mindestens 15 Millionen Euro zusätzlich. Derzeit werden aus der Politik 40 Millionen Euro für die Sanierung und Modernisierung von Studierendenwohnheimen bereitgestellt. Für die Förderung von studentischem Wohnraum stehe zudem mit dem Wohnraumförderungsprogramm bis 2022 ein Sonderkontingent in Höhe von jährlich 50 Millionen Euro zur Verfügung, heißt es auf Anfrage aus dem Kulturministerium.

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Die Studierendenwerke bekommen für ihre laufenden Kosten pro Jahr weitere 45 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, ab 2021 soll der Zuschuss auf 49 Millionen Euro erhöht werden. Man arbeite bereits mit den Studierendenwerken an einer Lösung für die angespannte Situation, schreibt Jochen Mohr, Pressesprecher des Kulturministeriums. „Ziel ist die Entwicklung von realisierbaren Handlungsoptionen, um die notwendige finanzielle Unterstützung der Studierendenwerke im Bereich der Wohnheimsanierung für die Zukunft sicherzustellen.“ (mit dpa)

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