Zunehmende Gewalt gegen HelferDüsseldorferin behindert Rettung einer Schwerverletzten

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Notarzt Symbolbild

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Düsseldorf – Weil sie an einer Unfallstelle die Einsatzkräfte bepöbelt haben soll, muss sich eine 50-jährige Düsseldorferin wohl vor Gericht verantworten.

Wie die Polizei berichtet, stand die Frau am vergangenen Mittwoch mit ihrem Auto im Stau, unmittelbar hinter der Stelle, an der sich die Feuerwehr um einen schwer verletzten Motorradfahrer kümmerte. Der 16-Jährige war von einem Sattelzug erfasst worden, sollte mit schwerem Gerät befreit werden.

Anweisungen ignoriert

Währenddessen stieg die Frau immer wieder aus ihrem Fahrzeug aus und zeigte wenig Verständnis für die Sperrmaßnahmen, so die Polizei: „Sie störte mehrfach durch penetrantes Nachfragen, wann sie endlich weiterfahren könne, da sie einen Termin habe.“

Dabei soll sie auch immer wieder in die Rettungsgasse getreten sein, die für nachfolgende Krankenwagen gesperrt war. Die Hinweise der Polizei, an ihrem Auto zu bleiben und die Bergungsmaßnahmen nicht zu behindern, habe sie ignoriert. Auch als man ihr den Ernst der Lage erläutert habe, nämlich dass die Rettungskräfte gerade um ein Menschenleben kämpfen, habe sie keinerlei Einsicht gezeigt. Im Gegenteil: Sie habe den verdutzten Beamten entgegnet, dass ihr das Verständnis für die Sperrung fehle.

Strafanzeige erstattet

Nachdem die Polizisten die Frau dann anwiesen, in ihren Wagen zu steigen, sei sie immer wieder ausgestiegen. Sie habe die Beamten laut und unüberhörbar angeschrien. Sie könne nicht mehr warten, habe einen wichtigen Termin. Als die Polizisten ihr sagten, dass sich auch Angehörige des Verunglückten vor Ort befänden und ihre Äußerungen deplatziert seien, soll die 50-Jährige erneut lautstark bemängelte haben, dass es zu lange dauern würde. Es handele sich „doch nur um einen einzigen Motorradfahrer“.

Den jetzt von der Polizei verlangten Personalausweis habe die Frau nicht ausgehändigt. Als ihre Handtasche zur Personalienfeststellung durchsucht werden sollte, habe die Düsseldorferin versucht, dies zu verhindern. Die Beamten erstatteten daraufhin eine Strafanzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.

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Studie: Gewalt gegen Helfer

Am vergangenen Samstag wurde eine Krankenwagen-Besatzung in Troisdorf mit einem Messer bedroht. Wie die Polizei berichtet, wurden die drei Rettungssanitäter und ein Notarzt von einer 63-Jährigen alarmiert, die medizinische Hilfe benötigte. In der Wohnung der Frau wurden sie dann von dem 65-jährigen Mitbewohner mit einem Brotmesser bedroht und aus dem Haus vertrieben.

Einer Studie der Uni Bochum zufolge waren bereits 26 Prozent der Einsatzkräfte Opfer von körperlicher Gewalt. 92 Prozent der befragten Notärzte, Sanitäter und Rettungsassistenten waren im Einsatz beschimpft worden, drei Viertel berichteten von nonverbalen Übergriffen wie Kehlschnittgesten oder dem Mittelfinger. Etwa 80 Prozent meldeten den letzten Übergriff auf die eigene Person schon gar nicht mehr , weil sie die Angriffe für Bagatelldelikte hielten.

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