Schätzing ist der Mann für alle Fälle

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Ein Trio mit Medaille: Udo Koppelmann, Frank Schätzing und Helge Malchow (von links)

Ein Trio mit Medaille: Udo Koppelmann, Frank Schätzing und Helge Malchow (von links)

Für Frank Schätzing hat sich der Kreis geschlossen. So sieht es der Kölner Schriftsteller selbst, dem am Samstag die „Dr. Kurt Neven DuMont Medaille“ überreicht worden ist. Bereits seit 1976 ehrt die Westdeutsche Akademie für Kommunikation (WAK) in Köln Persönlichkeiten oder Institutionen für besondere Verdienste in der Kommunikation. Nun nahm Schätzing die Ehrung im Jubiläumsjahr der Akademie entgegen, die seit 50 Jahren besteht und an der er selbst studiert hat. Udo Koppelmann, der Vorstandsvorsitzende der WAK, sagte denn auch sehr überzeugend in der Feierstunde an der Bonner Straße: „Wir sind stolz, dass Sie zu uns gehören.“

Das ist verständlich. Denn Schätzing, Mitbegründer und kreativer Geschäftsführer der Werbeagentur „Intevi“, hat nicht zuletzt bei der Vermarktung seines Bestsellers „Der Schwarm“ unter Beweis gestellt, dass er auch auf dem Feld der Kommunikation ein Meister ist. Darauf wies Helge Malchow, sein Verleger bei Kiepenheuer & Witsch, in der Laudatio nachhaltig hin. Kaum eine Buch-Etappe, bei der Schätzing nicht entscheidend mitgewirkt hätte: Das reicht von der Gestaltung des Covers über die Inszenierung von Lesungen wie den Internet-Auftritt bis zur möglichen Verfilmung des großartigen Romans. Solch ein Engagement des Autors ist nicht immer das pure Glück für einen Verlag - aber im Falle Schätzing war es doch wie ein Lottogewinn. Aus der Werbebranche leitete Malchow zwei Gründe für den Erfolg her: Zum einen ist da das weit verzweigte Netzwerk des Autors und zum anderen seine hohe Bereitschaft, Neuland zu betreten. „Frank Schätzing hat massive Probleme mit Verkehrsregeln,“ so der Laudator, „vor allem mit Gebietsbegrenzungen, weil er eine bewunderungswürdige Furchtlosigkeit gegenüber Türstehern besitzt.“ Schätzing, so der Eindruck, ist der Mann für alle Fälle.

Was er in der Werbung gelernt habe, so der Geehrte in seiner Dankesrede, das sei zunächst einmal die Kunst der Reduktion gewesen. Weil der Mensch eben immer schneller abzulenken sei, müssten die Werbesprüche immer kürzer werden. Das freilich hat dazu geführt, dass er eines Tages das heftige Verlangen verspürte, nicht kurz, sondern lang und länger zu schreiben. So lang schließlich, dass ein Zeitgenosse mindestens fünf Tage mit sehr wenig Schlaf benötigen würde, ehe er die Botschaft ganz gelesen hätte. Ziemlich sicher viel zu lange für einen Werbetext - aber genau richtig für den Roman „Der Schwarm“. Schätzing hatte Kiepenheuer & Witsch zuvor schon einmal ein 1000-Seiten-Manuskript angeboten. Doch dieses Werk, im Reich der Science-Fiction angesiedelt, fand noch nicht die Zustimmung des Verlags. Doch was ein wackerer Kommunikator ist, der lässt nicht locker - und versucht es mit einem neuen Text ein zweites Mal. Und jetzt hat er den Welterfolg.

Für den also wurde er nun geehrt. Der Verleger Kurt Neven DuMont, dessen Namen die Auszeichnung trägt, gehörte zu den Gründern der ehemals Rheinisch-Westfälischen Werbefachschule und heutigen Westdeutschen Akademie für Kommunikation. Seinem Gedächtnis soll die Auszeichnung dienen, die 1975, zum zwanzigjährigen Bestehen erstmals verliehen worden ist. Die Inhaber dieser Medaille, so heißt, werden mit der Verleihung gleichzeitig Ehrenmitglieder der WAK. So schließt sich auch in diesem Sinne der Kreis für das ehemalige und nun ehrenhalber wieder aufgenommene Mitglied Frank Schätzing.

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