NRW schließt Schulen wiederEine Woche Distanz – Die wichtigsten Fragen und Antworten

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Schüler Eingang Corona

Schülerinnen besuchen eine Schule, Schilder weisen auf die Corona-Regeln hin. (Symbolbild)

Düsseldorf – Wie geht es weiter in den Schulen nach den Osterferien, und wie in den Kindertagesstätten angesichts besorgniserregender Inzidenzwerte und einer angekündigten Teststrategie, die zuletzt darunter litt, dass die bestellten Tests erst verzögert in den Einrichtungen eintreffen werden? Im Vorfeld der Kultusministerkonferenz am Donnerstagnachmittag forderte der Deutsche Lehrerverband eine bundeseinheitliche Regelung für die Schulen. In NRW wollte Bildungsministerin Yvonne Gebauer ihre Pläne via Schulmail mitteilen – die allerdings auf sich warten ließ. Was sie dann am späten Nachmittag verkündete, klang nicht nach Bundeseinheitlichkeit: Im Unterschied zu anderen Ländern kehrt NRW zunächst für den Zeitraum einer Woche in den Distanzunterricht zurück. Ausnahmen bilden die Abschlussklassen, also Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse sowie alle, die in den kommenden Wochen ihr Abitur absolvieren. Für sie ändere sich absolut nichts, heißt es aus dem Bildungsministerium.

Wer darf in die Schule?

Die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen sowie ein möglicher Wechselunterricht vom 19. April an – sofern die Infektionszahlen es zulassen – ist gekoppelt an die Testpflicht. Nur wer sich testen lässt, darf am Präsenzunterricht teilnehmen – Tests sind die Zugangskarte zum Klassenraum, so drückt es Schulministerin Gebauer aus. Dass sich die Lieferung dieser Tests, die aus dem Hause Siemens Healthcare stammen, verzögert, liegt offenbar an logistischen Problemen, wie das Ministerium feststellt.

Wie wird getestet?

Die Tests werden in der Schule durchgeführt, beaufsichtigt von den Lehrkräften und von anderem pädagogischen Personal. Die Stadt Köln will nach den Osterferien an den Schulen zusätzlich einmal wöchentlich eigene PCR-Tests anbieten. Dabei handele es sich um Pool-Tests mit der sogenannten Lolli-Methode, bei der die Schüler eine halbe Minute lang auf einem Abstrichstäbchen lutschen, wie Schuldezernent Robert Voigtsberger am Donnerstag sagte.

Wie arbeiten die Kitas?

Familienminister Joachim Stamp (FDP) erklärt, dass „aufgrund der derzeit unsicheren Entwicklung des Infektionsgeschehens die Kindertagesbetreuung zunächst weiter im eingeschränkten Regelbetrieb bleibe. Zudem würden Kitas und Kindertagespflege mit einem umfassenden Testangebot zusätzlich abgesichert. „Nach ausführlichen Beratungen mit Wissenschaftlern und Pädagogen haben wir uns entschieden, dass die Stäbchen-Tests, die nur minimal in die Nase eingeführt werden können, bei kleineren Kindern durch die Eltern zu Hause durchgeführt werden können – bis andere, leichter handhabbare Testmöglichkeiten massentauglich und praktikabel sind“, so Stamp.

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„Die Eltern erhalten für ihre Kinder ab der kommenden Woche zwei Tests. Ebenso stehen für alle Beschäftigten wöchentlich zwei Tests zur Verfügung.“ Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW, sagt dazu: „Es drängt sich der Verdacht auf, dass nicht die erfolgversprechendste Teststrategie gewählt wurde, sondern die für Land finanziell günstigere. Bei der Sicherheit sollte jedoch nicht gespart werden.“

Was fordern die Verbände?

Der Philologenverband in Nordrhein-Westfalen sorgt sich vor allem auch um die Abiturprüfungen. Priorität habe, dass diese in der Schule durchgeführt würde, sagte dessen Vorsitzende Sabine Mistler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatte zuvor auch die Möglichkeit ins Gespräch gebracht, die Abiturnote aufgrund der zuvor erbrachten Leistungen zu ermitteln – die eigentlichen Prüfungen also ausfallen zu lassen. Die Präsenz in der Schule erfordere allerdings konsequenten Maßnahmen zur Sicherung von Hygiene und Gesundheit, sagt Mistler. Sollte es wieder zu Wechselunterricht kommen, erfordere dies Testungen durch geschultes Personal.

Wie sehen die zeitlichen Perspektiven aus?

Der Schulstart nach den Osterferien beginnt im Distanzunterricht. Dabei ist laut Schulministerium eine Notbetreuung für die Klassen 1 bis 6 sichergestellt. Mit der Testpflicht wolle man künftig die Voraussetzungen für das danach wieder einsetzende Wechselmodell schaffen. Ob es bei der angekündigten Woche Distanzunterricht und dem dann folgenden Übergang in den Wechselmodus bleibt, hängt allerdings von den Infektionszahlen ab. „Als Schul- und Bildungsministerin bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass unsere Schulen im Interesse unserer Kinder als erstes geöffnet und als letztes geschlossen werden sollen. Eine Woche der Vorsicht ist angesichts der aktuellen Lage angemessen und in den Augen der Landesregierung notwendig“, so Yvonne Gebauer.

Was sagt die Opposition?

Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion in NRW stellt fest: „Die Ministerin musste jetzt die Reißleine ziehen. Die mangelhafte Vorbereitung eines potenziellen Schulbetriebs und die absehbare Inzidenzentwicklung machen die Entscheidung zwangsläufig. „Es müsse allerdings in dieser Situation auch wieder für eine Notbetreuung in den Schulen unter gesicherten Bedingungen gesorgt werden.

Kinder, die zuhause nicht lernen können, müssten einen Lernplatz in der Schule haben. Schärfer fällt das Urteil der SPD aus. „Diese Kehrtwende ist eine schulpolitische Bankrotterklärung mit Ansage“, sagt deren schulpolitischer Sprecher, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Landtag, Jochen Ott. „Die vergangenen Tage haben vor allem eins: Verwirrung gestiftet. Ausbaden müssen es wieder einmal die Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern sowie die Lehrerinnen und Lehrer. Wie sollen die Eltern das jetzt wieder so kurzfristig organisieren? Mit welchen Urlaubstagen sollen sie das noch bewerkstelligen? Alle diese Fragen bleiben heute unbeantwortet.“

Mit Verbänden und Gewerkschaften hatte sich Yvonne Gebauer bereits am Mittwochabend zusammengesetzt. Wie von Teilnehmern zu erfahren war, sei es bei diesen Runden zu „intensiven Diskussionen“ gekommen.

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