Gastbeitrag von Schulministerin Yvonne Gebauer„Wir brauchen einen Digitalpakt 2.0“

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Yvonne Gebauer (FDP) ist Ministerin für Schule und Bildung des Landes NRW.

Köln – Mit vielen Investitionen hat die Landesregierung seit 2017 eine Aufholjagd im Bereich der Digitalisierung der Schulen in Nordrhein-Westfalen gestartet. Wie richtig das war, haben die vergangenen Monate der Pandemie deutlich gezeigt.

Schulen auf den neuesten digitalen Stand bringen

Es war mein Ziel als Bildungsministerin, die Schulträger schnell und unbürokratisch dabei zu unterstützen, die Schulen auf den neuesten digitalen Stand zu bringen, die Lehrkräfte besser auszustatten und moderne digitale Kompetenzen in den Lehrplänen zu verankern, um bestmögliches Lehren und Lernen im 21. Jahrhundert zu ermöglichen. Wenn die Pandemie sowie die Erfordernisse des Lernens auf Distanz etwas Positives mit sich gebracht haben, so ist es dieser „Digitalisierungs-Turbo“.

Nun gilt es, dieses Tempo zu halten und weiterhin auf Spur zu bleiben – und zwar in gemeinsamer Verantwortung von Bund, Land und Kommunen. Die Corona-Krise hat gezeigt, was möglich ist, wenn alle zusammenarbeiten. Dies muss auch ohne den akuten Handlungsdruck der Pandemie fortgesetzt werden. Ich bin sicher: Es geht noch mehr. Und wir müssen auch mehr erreichen.

Digitale Unterstützung dauerhaft absichern

Mit einem Digitalpakt 2.0, der die digitale Unterstützung unserer Schulen dauerhaft absichert. Dieser neue Digitalpakt darf aber nicht den Charakter eines Projekts haben, das zeitlich befristet gefördert wird. Digitalisierung ist eine Daueraufgabe und benötigt deswegen eine dauerhafte Finanzierung, die Investitionen unbürokratisch möglich macht. Unsere Maßnahmen für mehr Digitalisierung sind gekommen, um zu bleiben.

Digitale Kompetenzen sind Schlüsselqualifikationen und die Voraussetzung, um sich den Herausforderungen einer digitalen Zukunft angemessen stellen zu können. Damit diese Vermittlung gelingt, sind viele Grundlagen zu schaffen: der Ausbau der digitalen Infrastruktur und des Breitbandanschlusses von Schulen, die Ausstattung mit digitalen Endgeräten, die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte sowie die Entwicklung von pädagogischen Konzepten. An all diesen Stellschrauben hat die Landesregierung in den letzten Monaten energisch gedreht.

Waren es vor fünf Jahren erst 13 Prozent der Schulen, die an einen leistungsfähigen Breitbandanschluss angeschlossen waren, sind es Stand heute schon über 65 Prozent; zum Jahresende 2022 dann 100 Prozent. Zudem bildet die Digitalisierung jetzt einen Schwerpunkt der Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen und ist mittlerweile prüfungsrelevanter Bestandteil in der schulpraktischen Lehrerausbildung. Für eine digitale Fortbildungsoffensive zur Schulung der Lehrkräfte in den nächsten Monaten wurden zuletzt 18 Millionen Euro bereitgestellt.

Das notwendige technische Fundament

Bei der digitalen Ausstattung hat das Schul- und Bildungsministerium im Sommer 2020 die bundesweit größte Ausstattungsoffensive in der Geschichte Nordrhein-Westfalens gestartet. Rund 350 Millionen Euro wurden seitdem investiert für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Darin enthalten sind 103 Millionen Euro für digitale Endgeräte für Lehrerinnen und Lehrer sowie rund 178 Millionen Euro für digitale Endgeräte für Schülerinnen und Schüler aus bedürftigen Familien.

Zuletzt sind noch rund 105 Millionen an zusätzlichen Mitteln für die Administration und den IT-Support an den Schulen hinzugekommen. Die Digitalisierung unserer Schulen erfreut sich derzeit an einem Tempo wie noch nie zuvor. Die Ausstattung der Schulen mit digitaler Infrastruktur und Endgeräten bildet das notwendige technische Fundament.

Aufbauend darauf sind es aber die pädagogischen Konzepte in Kombination mit geeigneter Software, die die tragenden Säulen für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien formen. Dabei geht es nicht darum, den Unterricht einfach zu digitalisieren, sondern um den Anspruch und die Aufgabe, wie sich Schule und Unterricht in einer digital geprägten Welt entwickeln und verbessern können.

Schule und Unterricht qualitativ verbessern

Logineo NRW ist eines der konkreten Hilfsmittel, die das Schulministerium den Schulen kostenlos zur Verfügung stellt. Diese webbasierte Arbeits- und Kommunikationsplattform soll schulische Abläufe vereinfachen und beschleunigen, und sie unterstützt die digitale Gestaltung und Weiterentwicklung des Unterrichts. Dem Hauptsystem Logineo NRW stehen ein Lernmanagementsystem und ein Messenger-Dienst mit einem Videokonferenzsystem zur Seite.

Ich bin sicher, dass eine digitale Unterrichtsstrategie dazu führen wird, Schule und Unterricht qualitativ zu verbessern und die Motivation der Schülerinnen und Schüler sowie die Lernerfolge im Unterricht zu erhöhen.

Die Freien Demokraten sind bereits bei der letzten Landtagswahl mit einer klaren Schwerpunktsetzung für mehr Digitalisierung in allen Bereichen – insbesondere auch im Bereich der Bildung – angetreten. Beste Bildung auf der Höhe der Zeit sichert auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die Innovations- und Zukunftsfähigkeit und damit auch den Wohlstand unserer Gesellschaft und deren Möglichkeiten für einen sozialen Ausgleich.

Eine gesamtgesellschaftliche und immerwährende Aufgabe

All das funktioniert nur, wenn die Digitalisierung von uns allen als das begriffen wird, was sie ist: eine gesamtgesellschaftliche und immerwährende Aufgabe. Von den eigenen Smartphones oder Tablets sind wir es gewohnt, dass sie regelmäßig Updates brauchen und ständig neue Entwicklungen auf den Markt kommen.

Umso mehr ist zu betonen, dass die Digitalisierung an den Schulen nicht aufhören darf, sondern Schritt halten muss mit Neuerungen und aktuellen Anforderungen an einen modernen, zeitgemäßen Unterricht. Deshalb muss der Bund nach der Bundestagswahl einen auf Dauer angelegten Digitalpakt 2.0 auflegen, der die Weiterführung unserer Investitionen und Initiativen auf ein festes und dauerhaftes Fundament setzt.

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Im Sinne bester Bildung für unsere Schülerinnen und Schüler können wir uns ein Stocken des Digitalisierungsprozesses nicht leisten. Wir müssen das Tempo gemeinsam fortsetzen.

Alle Texte zur Initiative „Schule ist Zukunft“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ finden Sie hier auf einen Blick.

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