Weitere Aktion am 26. JuniKölner spenden gebrauchte Laptops für bedürfte Kinder

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Susanne Imhoff ist Vorsitzende der Imhoff-Stiftung, die den Verein „Hey, Alter!“ unterstützt.

Köln – In der Hand trägt Udo Mörsch einen schweren Laptop, auf dem Rücken einen vollen Rucksack, aus dem eine Tastatur herausragt. Der 59-Jährige ist am Samstagvormittag einer der Ersten, die ihre alten Rechner und Laptops zum Holzmarkt 2 bringen. Hier stehen zwei große Tische auf einer Terrasse, hinter ihnen engagierte Ehrenamtler des Vereins „Hey, Alter!“, der hier sein Büro hat.

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Die Initiative sammelt bundesweit alte Rechner und Laptops, stattet sie mit neuer Software aus und spendet sie an Schüler, die diese benötigen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat im Rahmen seiner Initiative „Schule ist Zukunft“ gemeinsam mit der Imhoff-Stiftung dazu aufgerufen, auch in Köln Geräte zu spenden. Der Verein nahm am vergangenen Wochenende im Rheinauhafen acht Stunden lang Elektronik entgegen, die in den Haushalten von Kölnern und Kölnerinnen keine Verwendung mehr finden – und legt die Spenden-Aktion an diesem Wochenende neu auf.

„Wollten etwas Sinnvolles“

„Meine Tochter studiert seit einem Jahr und brauchte einen neuen Laptop“, sagt Mörsch, „wir wollten, dass mit dem alten etwas Sinnvolles passiert.“ Mörsch zieht ein Netzteil aus seinem Rucksack hervor und beschreibt, was diesem fehlt. Sebastian Wasserhess steht auf der anderen Seite des Tisches und hört aufmerksam zu, er ist Systemingenieur und begutachtet jedes Teil genau. Der 55-Jährige engagiert sich ehrenamtlich in dem Verein und löscht unter anderem Daten von den gespendeten Geräten.

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Privatpersonen spendeten ihre gebrauchten digitalen Endgeräte, der Kölner Initiator von „Hey, Alter!“, Axel Sachmann, nahm sie entgegen.

„Pro Gerät brauche ich gut 20 Minuten. Je nach Modell können die Laptops dann direkt gespendet werden. Rechner brauchen länger, weil wir da oft noch Bildschirme, Webcams, Tastaturen oder Netzteile zusammensuchen müssen“, so Wasserhess.

Oft muss der Verein aber fehlende Teile kaufen, für die er auf Spenden angewiesen ist. Darum erhielt die Initiative eine Spende der Imhoff-Stiftung in Höhe von 25 000 Euro, weswegen auch Susanne Imhoff am Samstagmorgen vor Ort ist. Die Leiterin der Stiftung und Tochter des ehemaligen Kölner Schokoladenfabrikanten Hans Imhoff hat in der Nacht zuvor das Abitur ihrer jüngsten Tochter gefeiert: „Als Mutter habe ich gemerkt, wie wichtig digitale Bildung ist. Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung gehören zusammen, das wissen alle Eltern schulpflichtiger Kinder spätestens seit der Pandemie.“

Umgang mit digitalen Medien ist wichtig

Sie selbst habe gelernt, dass ein reflektierter Umgang mit digitalen Medien wichtig sei. Bei ihren älteren Kindern habe sie stark darauf geachtet, so wenige Bildschirme wie möglich in die Erziehung zu integrieren. „Das waren andere Zeiten. Wichtig ist inzwischen, dass Kinder lernen, sinnvoll mit der Technologie umzugehen. Und dazu brauchen sie ihren eigenen Rechner.“

Dass Zeit vor dem Computer Kindern nicht schaden muss, wenn sie produktiv genutzt wird, hätten viele Deutsche leider noch nicht verstanden, sagt Axel Sachmann, Kölner Initiator von „Hey, Alter!“. Auch er nimmt bei knapp 30 Grad Celsius Spenden entgegen. „Viele Deutsche sind immer noch sehr skeptisch, was die Digitalisierung angeht. Dabei ist sie die Zukunft. Wir müssen allen Kindern, unabhängig vom Einkommen der Eltern beibringen, wie sie an einem Computer arbeiten und lernen können“, sagt der Unternehmensberater.

In Köln sammelte die Initiative seit ihrem einjährigen Bestehen bereits über 1200 Rechner und Laptops. 30 weitere sind bei der ersten Spenden-Aktion in Köln hinzugekommen. 900 stehen inzwischen bei Kindern zu Hause. Sie besuchen Kölner Gesamtschulen, Grundschulen und Gymnasien.

Lehrer wenden sich an den Verein

Meist wenden sich engagierte Lehrer an den Verein. Sie ermitteln dann den Gesamtbedarf ihrer Schüler an Rechnern, woraufhin der Verein die Logistik organisiert. „Als wir angefangen haben, dachten wir nicht, dass der Bedarf so groß sein würde“, sagt Sachmann. „Wir sind aber froh, dass Kinder und Familien sich trauen, offen zu sagen, dass sie bei der Rechnerbeschaffung Hilfe brauchen.“

„Wenn ich höre, dass manche Kinder ihre Arbeiten während der Pandemie auf dem Handy schreiben mussten, bin ich schockiert“, sagt Wolf Hagemann. Er und seine Frau sind aus Porz mit dem Auto gekommen, um zwei Laptops zu spenden. Weil beide zu den ersten 500 Spendern zählen, bekommen sie Gutscheine für das Schokoladenmuseum: „Die geben wir an unsere Nichte, die hat zwei Kinder“, sagt Marie-Luise Hagemann.

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Dabei sind Sachspenden nicht alles, was der Verein weitergeben will: „Ein eigener Rechner ist der erste Schritt. Aber nicht jedes Kind hat einen Arbeitsplatz, an dem es seinen Rechner nutzen kann“, sagt Sachmann. Seine Frau ist Lehrerin und erzählt ihm regelmäßig von Schülern, die keine Ruhe in ihrem Zuhause hätten. Für den 53-Jährigen könnten Jugendzentren Abhilfe schaffen: „Vielleicht können wir gemeinsam Arbeitsräume einrichten. Dort könnten wir dann auch Kurse in Medienkompetenz anbieten. Die muss in den Kopf, da reicht ein gespendeter Rechner nicht.“

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