SchweinegrippeImpfstoff wird entsorgt

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Rund 16 Millionen von den Bundesländern gemeinsam eingelagerte Dosen des Schweinegrippe-Impfstoffs Pandemrix sollen entsorgt werden. Etwa nochmal soviele Dosen lagern bei Ärzten, Gesundheitsämtern und Apotheken. (Bild: dapd)

Rund 16 Millionen von den Bundesländern gemeinsam eingelagerte Dosen des Schweinegrippe-Impfstoffs Pandemrix sollen entsorgt werden. Etwa nochmal soviele Dosen lagern bei Ärzten, Gesundheitsämtern und Apotheken. (Bild: dapd)

BERLIN - Rasend schnell hatte sich die Erkrankung ausgebreitet. Experten warnten vor Millionen Todesopfern. Bald rief die Weltgesundheitsorganisation WHO die höchste Pandemie-Alarmstufe aus, WHO-Generaldirektorin Margaret Chan erklärte in Genf: "Das Virus ist nun unaufhaltsam." Im Sommer 2009 hatte die Schweinegrippe die Welt in Angst und Schrecken versetzt. Die Bundesregierung reagierte umgehend. Man sicherte sich beim Pharmahersteller GlaxoSmithKline (GSK) die Produktion von bis zu 82 Millionen Impfdosen. Ziel war es, mindestens ein Drittel der Bevölkerung mit je zwei Impfungen immunisieren zu können.

Zunächst bestellten die Bundesländer 50 Millionen Einheiten. Als sich herausstellte, dass schon eine einmalige Impfung ausreichenden Schutz bot, einigten sich die Länder mit GSK auf die Abnahme von 34 Millionen Dosen zum Preis von 303 Millionen Euro. Man war gewappnet.

Doch dann kann es weniger schlimm als erwartet. In den allermeisten Fällen verlief die Erkrankung harmlos. Todesfälle blieben die Ausnahme. Die Angst schwand. Nur zehn Prozent des Impfstoffs Pandemrix wurden verbraucht. Übrig blieben rund 30 Millionen Dosen, die in den kommenden Wochen entsorgt werden müssen. Denn das Haltbarkeitsdatum endet in Kürze.

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Knapp die Hälfte der überzähligen Durchstechfläschchen aus Glas lagern noch in Arztpraxen, Gesundheitsämtern und Apotheken. Die übrigen 16 Millionen Dosen schlummern in Lagern der Länder und wandern nun in Müllverbrennungsanlagen.

Die Länder werden auf den Gesamtkosten von mehr als 250 Millionen Euro für die überzählig bestellten Impfstoffe, deren Lagerung und Entsorgung sitzenbleiben. Denn Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) lehnt eine Kostenbeteiligung des Bundes strikt ab. So kommen allein auf NRW Kosten von rund 47 Millionen Euro zu. Gleichwohl hält SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach das Vorgehen von Bund und Ländern auch im nachhinein für völlig richtig. "Nach Einschätzung der Fachwelt ging von der Schweinegrippe damals eine große Gefahr aus. Es wäre unverantwortlich gewesen, keine Vorsorge zu treffen", sagte Lauterbach dieser Zeitung. Es sei besser, einen "wirtschaftlichen Schaden in Kauf zu nehmen, als das Leben von Menschen aufs Spiel zu setzen".

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