Schwul-lesbischer Ausnahmezustand in Köln

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Zwei Teilnehmer am Rande des Christopher Street Day (CSD) in Sichtweite des Kölner Doms.

Zwei Teilnehmer am Rande des Christopher Street Day (CSD) in Sichtweite des Kölner Doms.

Köln - Regenbogenflaggen, Samba-Klänge und rosa Funkenmariechen - vor mehr als 600 000 Zuschauern ist am Sonntag wieder die größte Christopher-Street-Day-Parade Europas durch Köln gezogen. Nach drei Wochen Regenwetter war den mehr als 20.000 Teilnehmern ein wolkenloser Himmel vergönnt. Weil gleich zu Beginn ein Lastwagen auf einer Rheinbrücke liegen blieb, stockte der Zug mit 84 Wagen und Fußgruppen allerdings für etwa eine Stunde.

In diesem Jahr nahmen die CSD-Veranstalter den polnischenPräsidenten Lech Kaczynski aufs Korn: Unter dem Motto "homoeuropaeicus: geht aufrecht!" prangerten sie die Diskriminierung vonHomosexuellen im östlichen Nachbarland an. Auf einem Bild wurdeKaczynski auf allen Vieren und mit Keule dargestellt. Inaufsteigender Evolutionslinie folgten dann die RegierungschefsItaliens, Großbritanniens, Deutschlands, Spaniens und derNiederlande.

Unterschiedliche Akzeptanz in den EU-Staaten

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Damit sollte ausgedrückt werden, dass die Akzeptanz von Schwulenund Lesben in den verschiedenen EU-Staaten noch sehr unterschiedlichist. "Die Hetze gegen Homosexuelle in Polen, die Polizeiknüppel gegenfriedliche Demonstranten in Moskau dürfen nicht unwidersprochenbleiben", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen,Volker Beck.

Auch in Deutschland und selbst im toleranten Köln gebe es nochProbleme, sagte Paradeleiter Ralf Wandelt. "In Köln kommt es auf denRingstraßen regelmäßig zu gewalttätigen Übergriffen, da wird direktzugeschlagen."

Vor der Parade gab es in diesem Jahr Wirbel um den Wagen einerPorno-Produktionsgesellschaft, die offenbar für Filme mitungeschütztem Sex werben wollte. Der CSD-Sprecher Markus Danusersagte dazu, die Veranstalter hätten sofort Kontakt mit der Firmaaufgenommen und ihr klargemacht, dass so etwas nicht in Frage komme.

Die CSD-Paraden erinnern an die erste große Demonstration vonHomosexuellen im Juni 1969 in der Christopher Street in New York.Mittlerweile finden an verschiedenen Wochenenden in zahlreichendeutschen und europäischen Großstädten Umzüge statt. (dpa)

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