SkolopenderHitzewelle vernichtet Hundertfüßer

Lesezeit 3 Minuten
Mit einem Heizlüfter wurde die Luft in der Wohnung für den Hunderfüßer auf tödliche 56 Grad erhitzt. (Bild: rvg)

Mit einem Heizlüfter wurde die Luft in der Wohnung für den Hunderfüßer auf tödliche 56 Grad erhitzt. (Bild: rvg)

Hennef – Der Skolopender ist tot. Obwohl ihn noch immer niemand gesehen hat, ist das jetzt amtlich. Am Donnerstag wurde das Innere des Hauses an der Bachstraße, in dem das rund 20 Zentimeter lange Insekt vermutet wurde, mit einem überdimensionalen Heizlüfter auf 56 Grad Kerntemperatur aufgeheizt. Über 60 Minuten wurde die Wärme konstant gehalten. Die körpereigenen Eiweiße des Tieres würden bei dieser Temperatur zersetzt, erklärte Schädlingsbekämpfer Heinz-Dirk Bormann. Er hatte zuvor versucht, mit Klebefallen und Kontaktgiften dem Hundertfüßer beizukommen, allerdings vergeblich.Aus einem regionalen Verbund der Schädlingsbekämpfer hatte er sich Unterstützung bei dem Heißluftexperten Thomas Weidenbacher geholt. Der baute das schwere Heißluft-Gerät, das stündlich 26 Liter Heizkraftstoff verbrennt, im Hof vor dem Gebäude auf. Sämtliche Fenster wurden abgedichtet und ein dickes Rohr hineingeleitet.

90 Grad Celsius hatte die Luft, die in die Räume strömte - Saunatemperatur. Heißer durfte es nicht sein, denn sonst hätte Gefahr für die Einrichtung bestanden, die der Mieter ja bislang nicht ausräumen konnte.

Alle 60 Minuten kontrollierte Weidenbacher in einem eigens gebohrten Loch in einem Holzbalken, ob das Haus schon auf Temperatur war. Gegen 14 Uhr war es so weit für den Countdown, danach wurde abgebaut. Schon am heutigen Freitag kann der 27 Jahre alte Besitzer des Tieres, das er in einem Reptilien-Fachgeschäft erworben hatte, wieder zurück in seine Wohnung.

Vermieter Osman Korkmaz will ihn trotz all der Umstände, die er durch den Mieter und dessen Vorliebe für exotische Tiere hatte, nicht vor die Tür setzen. „Jetzt kommt der Winter. Wo sollen die jungen Leute hin?“ sagte er. Korkmaz ist nun aber doch froh, dass der Spuk ein Ende hat. Drei Wochen habe er schlecht geschlafen. Viel Stress, unter anderem mit den Nachbarn, habe er gehabt. „Ich glaube, heute ist ein guter Tag“, sagte er gestern erleichtert.

Karl-Heinz Nentwig, Leiter des städtischen Ordnungamtes zeigte sich ebenfalls erleichtert und hofft, dass bei den Bewohnern der Bachstraße wieder Ruhe einkehren kann. Er schätzt die Kosten für die Bekämpfung des giftigen Tieres auf 7000 bis 8000 Euro. Die Stadt geht zunächst in Vorlage und holt sich das Geld beim Eigentümer zurück.

Nentwig ist zuversichtlich, dass der 27-Jährige zahlt, auch wenn es etwas dauern könne. Vor drei Wochen war der Skolopender entlaufen, vermutlich hatte eine Katze den Behälter umgestoßen, in dem er aufbewahrt wurde. Das vielbeinige Krabbeltier wurde danach nie wieder gesichtet, trotz umfangreicher Suchaktionen und Fangversuche.

Die Bisse des Hundertfüßers - es handelte sich hier nicht um ein heimisches, sondern ein exotisches Exemplar - sind sehr schmerzhaft und können Lähmungen verursachen. Lebensbedrohlich ist das Gift indes nicht.

KStA abonnieren