Sonntag, 27. August, 13 Uhr

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Das ist die Chance, die Produktvielfalt von „Made in Cologne“ kennenzulernen. Acht Klangproben präsentieren wir auf einen Streich. Wild entschlossener Indie-Rock ist dabei, Punk, zarter Pop, Elektronik und vielerlei mehr. Viel Stil also im stilvollen Ambiente des Rhein-Triadems, Konrad-Adenauer-Ufer 3-11. Start ist um 13.30 Uhr. Eintritt: drei Euro.

The Sideburns, 13.30 Uhr

So was wie die Sideburns hat die Welt noch nicht gesehen. Als Brüder mit einer filmreifen Vergangenheit machen die vier von sich reden. Von vier verschiedenen Vätern abstammend, wuchsen sie weit entfernt voneinander auf, mussten sich in Buenos Aires oder zum Beispiel in einem dänischen Zirkus durchschlagen. Erst bei der Beerdigung von Mutter Sideburn auf dem Friedhof Melaten in Köln führte sie das Schicksal zusammen. Um niemals wieder getrennt zu sein, gründeten sie die Sideburns. So lautet jedenfalls die offizielle Vita. Nun ja, sie ist erfunden: Mama Sideburn hat niemals gelebt, und verwandt ist das Quartett ebenso wenig. Doch die Musik der Kölner ist echt gut. Dreckigen Funky Bluesrock gibt es von Sänger Bob Sideburn, Gitarrist Slim Kim Sideburn, Bassist Fred Sideburn und Drummer Joe Sideburn.

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Tom Oliver, 14.30 Uhr

Es wäre gar nicht so übertrieben, Tom Oliver mit „Herr Botschafter“ anzureden. Der Mann tut viel im Ausland für die Musik aus Köln. Seine ruhigen, geschmeidigen Chill-out-Grooves sowie die rasanteren House- und Club-Werke werden auch weitab vom Rhein goutiert. Im legendären Café del Mar auf Ibiza zum Beispiel. So war er einer von vier Künstlern aus aller Welt, die dort zum 25. Geburtstag des sagenumwobenen Clubs live spielen durften. Beim Klangprobe-Heimspiel in Köln möchte der Sänger, Komponist, Produzent, Keyboarder und Pianist ganz naturbelassen akustisch grooven. Mit seiner exquisiten Begleitband - alles Jazzer - wird er nicht nur dem Chill-out frönen, sondern durchaus auch „eine höhere Taktzahl anschlagen“.

Malva, 15.30 Uhr

Wie ein Lichtstrahl fährt ein raffiniert intonierter Walzer in die düstere, gewittrige Gitarrenwand. Ein paar Augenblicke später wird eine Pop-Melodie mit Feedback-Geräuschen zerstört. Malva irritieren gern einmal mit Wucht - und all ihrer Erfahrung. Schon seit Anfang der 90er Jahre spielen Sänger und Gitarrist Schnitzel Schneider, Bassist Jacques Wolgast und Drummer Bi Digi zusammen. Und seitdem ist energetische, punkige Gitarrenmusik mit Überraschungsmomenten - seit einigen Jahren zu deutschen Texten - ihre Passion. „Wir lassen raus, was in uns brodelt“, sagt Schneider, „wir geben unseren Vibrationen einfach Freigang.“

Popnoname, 16.30 Uhr

Popnoname gibt es jetzt in vierfacher Ausführung. Die große Freiheit, elektronische Musik allein vor dem Rechner herzustellen, tauscht Jens-Uwe Beyer, der sich Popnoname nennt, gegen die unendlichen Möglichkeiten, die eine Band bietet. Begleitet von Ullrich Weiss (Beats), Tim Rohde (Bass) und Sebastian Weber will er mit Techno, Ambient, Rock und Pop jonglieren. Beyer selbst spielt Gitarre und singt, auf Englisch und Deutsch - über Erlebnisse auf Verkehrsinseln und über die großen Themen, den Wertewandel einer postmodernen Gesellschaft beispielsweise. „Dabei will ich die Leute aber nicht verurteilen, ich will sie wachküssen.“

Schmackes & Pinscher, 17.30 Uhr

Was vorm Klangprobe-Auftritt in der Garderobe bereitzustehen hat, haben Schmackes und Pinscher schon vor Monaten diktiert, schriftlich und auf Englisch: eine Flasche Wodka, eine Flasche Whiskey. Das kennt man von den „Stones“ und anderen Großen im Business. Und selbst bei denen ist es oft nur Rock-'n'-Roll-Imagepflege. Ein Keith Richards vielleicht noch greift dann tatsächlich zu. Werden die Giftstoffe also für das Kölner Nachwuchsduo bereitstehen? Nein - und Schmackes, mit bürgerlichem Namen Julian Rademacher, und Marcell Birreck alias Pinscher würden das Zeugs auch nicht anrühren. Zumindest nicht vor dem Auftritt. Die zwei machen „Indie-Rock-Electro-Spaß“. Sie begeistern mit programmierten Beats, Synthies, Gitarren, Bass, Punk-Attitüden, deutschen Texten - und haben lauter „dumme Witze“ auf Lager. Na, dann Prost.

P:lot, 18.30 Uhr

Auch Rocker können frickeln. Das Trio P:lot (sprich Pilot) hat es auf dem ersten Album, „Debüt“, bewiesen. Bis ins kleinste Detail ausgeklügelt sind die deutschsprachigen Songs. Nichts also fürs oberflächliche Konsumieren. Doch auf den „elektronisch infizierten Indie-Rock“ (P:lot über P:lot) fliegen nicht nur Kölner. Vor rund 100 000 Menschen spielten Alexander Freund (Gesang / Gitarre / Synthie), Andreas Kaufmann (Bass / Gesang / Synthie) und Drummer Ben Argandona 2005 deutschlandweit auf Club-Touren, Festivals und im Vorprogramm von Bands wie Fettes Brot. Doch der Erfolg scheint nicht zu korrumpieren: Das zweite Album, das P:lot bei der c / o pop vorstellen, soll „noch ausgetüftelter“ sein.

Monoment, 19.30 Uhr

Zuerst kommt bei Monoment die Melodie, dann die Melodie - und nochmal die Melodie. Das Quintett züchtet Indie-Ohrwürmer, und zwar von der Art, die im Ohr hängenbleiben und dort für stete Aufregung sorgen. Unverzerrt, im mittleren Tempo und durchaus tanzbar rocken die Gitarristen Mirko Bogedaly und Mario Anastasiadis, Bassist Marten Schmidt und Schlagzeuger Thomas Krömer. Auch die Texte lohnen das Hinhören. Die Botschaft von Sänger Georg Rolshoven: Es lebe der Alltag. In Songs wie „Dann kommst Du“ lässt er das scheinbar Banale mit seiner bildhaften Sprache zur Poesie werden. Schon der Weg zum Supermarkt kann ein Gedicht sein.

Eurofour, 20.30 Uhr

Geradeaus und verspielt, rau und elegant“ - so wollen Eurofour sein. Widersprüche machen ja tatsächlich nicht nur den Alltag spannend, sondern auch die Musik. Gitarrist Rainer Schütz, Bassist Zarkow, Schlagzeuger Michael Hanschmidt und Sänger Raynhard definiert ihren Stil als Postpunk. Aus den Lautsprechern kommt denn auch sehr viel Energie. Zudem pflegen Eurofour eine Kunst, die heutzutage etwas vernachlässigt wird: die wilde Show, den rotzigen Glamour eines Iggy Pop und des frühen David Bowie. Warum auch nicht ausschweifend sein, wer weiß, was morgen kommt. Im Song „I am never satisfied“ rät Raynhard: „We better swim before the water has gone, lass uns schwimmen, bevor es kein Wasser mehr gibt.“

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