Spät erhobene Vorwürfe

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Thomas Agthe über die Gewerkschaftskritik an der Telekom in Bonn

Thomas Agthe über die Gewerkschaftskritik an der Telekom in Bonn

Es ist schon erstaunlich, dass erst jetzt erstmals ein führender Gewerkschaftsvertreter öffentlich die Pläne der Telekom kritisiert, der Stadt Bonn runde 25 Millionen Euro für ein neues Festspielhaus zu spendieren. Telekom, Postbank und Post AG wollen bis zu 80 Millionen für diese spektakuläre Kulturinvestition aufwenden. Geradezu abenteuerlich aber ist, dass im Telekom-Aufsichtsrat bislang darüber, wie Lothar Schröder es bedeutet, noch nicht gesprochen worden sein soll. Vor rund einem Jahr schon haben sich die drei Unternehmen aus der Deckung gewagt und öffentlich verkündet, dass sie die Festspielhalle finanzieren wollen. Geredet wird über dieses Projekt freilich schon viel länger.

Den Arbeitnehmern der drei Konzerne muss es als skandalös anmuten, dass ein Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung von Verdi per Zufall durch ein Werbeblättchen der Stadt Bonn von den Millionen-Spenden erfahren hat. Wussten die Führer der Gewerkschaften bislang nichts von diesem außerordentlichen Sponsoren-Ehrgeiz der Bonner Konzerne? Kritik, wie sie jetzt der Verdi-Vorstand Schröder vorträgt, erscheint aus gewerkschaftlicher Sicht geradezu als Pflicht.

Die Stadt Bonn, die ihr kulturelles Ansehen mit der Festhalle aufpolieren möchte, trifft die Kritik zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Im Rathaus muss die Frage beantwortet werden, ob der Denkmalschutz der alten Beethovenhalle aufgehoben werden kann. Eine unpassendere Diskussion als die Frage, ob hier drei Konzerne ihr Geld zum Fenster hinauswerfen, während sie ihre eigenen Arbeitnehmer auf Diät setzen, kann den Befürwortern einer Festspielhalle derzeit kaum ins Haus stehen.

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