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1. FC Köln40.000 feiern den Vollgas-FC in Müngersdorf

Lesezeit 4 Minuten
Jubel mit Horn

Jubelnde FC-Spieler vor vollen Rängen in Müngersdorf

Köln – Müngersdorf war bereit. Genau 580 Tage mussten vergehen, dass der 1. FC Köln die Möglichkeit erhielt, wieder in einem prall gefüllten Rhein-Energie-Stadion zu spielen. Vor 50000 Zuschauern hatte der FC am 29. Februar 2020 den FC Schalke 04 gedemütigt (3:0), direkt danach veränderte die Pandemie den Fußball grundlegend. Am Freitagabend pilgerten 40000 Fans zum Heimspiel gegen Aufsteiger und Bundesliga-Schlusslicht Greuther Fürth in die stimmungsvolle Arena. Erst am Donnerstag hatte der FC erfahren, dass er dank der neuen Corona-Bestimmungen noch mal um 7000 Plätze aufstocken durfte. Und die waren sofort vergriffen. Fußball-Euphorie in Köln, die Fans lechzen nach dem FC. Und die Anhänger hatten ihr Kommen nach Müngersdorf nicht bereut.

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Nach einem Stotter-Start und etwas Glück sahen sie in der zweiten Halbzeit dann wieder das Spektakel, für das der neue Trainer Steffen Baumgart mit seiner mutigen Spielidee steht. Köln drehte das Spiel, gewann dank der Treffer von Sebastian Andersson (50., erstes Saisontor) und Ellyes Skhiri (55. und 89.) am Ende vollauf verdient mit 3:1. Der FC feiert mit zwölf Punkten nach sieben Spielen den besten Saisonstart seit fünf Jahren. Und auch im fünften Freitagsspiel in Folge blieb er ungeschlagen (drei Siege, zwei Remis). „Wir sind eiskalt vor dem Tor gewesen und haben das Spiel gedreht“, sagte Rafael Czichos.

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Baumgart veränderte die Startelf auf zwei Positionen

Nach dem 1:1 im Abnutzungskampf in Frankfurt hatte Baumgart seine Startelf auf zwei Positionen verändert. Die Hereinnahme von Jorge Meré in der Innenverteidigung für Luca Kilian hatte der Coach selbst verkündet, doch dass Dejan Ljubicic vorerst auf der Bank Platz nehmen musste, war nicht unbedingt erwartet worden. Ondrej Duda blieb in der Startelf, Mark Uth kehrte zudem in diese zurück.

Der FC startete zwar schwungvoll in die Partie, doch schon nach sieben Minuten folgte die kalte Dusche. Nach einem Einwurf von Willems und einem präzisen Pass von Tillmann, der zu viel Platz hatte, war Marco Meyerhöfer zur Stelle und tunnelte Torhüter Timo Horn zur Gäste-Führung. Die Hausherren brauchten Zeit, um sich von dem frühen Schock zu erholen. Und wirkten reichlich konfus. Zwar hatten sie deutlich mehr Ballbesitz, doch weder die Organisation, das Zustellen der Räume noch das Anlaufverhalten stimmte. Die Fürther befreiten sich immer wieder geschickt und waren mit ihren wenigen Möglichkeiten deutlich gefährlicher als die Kölner, die nicht zwingend genug waren. In der 32. Minute war der FC sogar mit dem Kleeblatt im Bunde. Denn Jeremy Dudziak traf innerhalb weniger Sekunden gleich zweimal den linken Innenpfosten.

Tempo kurz vor der Pause, FC wie verwandelt aus der Kabine

Doch schon in den letzten fünf Minuten vor der Pause nahm der FC Tempo auf. Die beste Chance hatte Anthony Modeste in der 43. Minute, nach seinem Kopfball stand Fürths Keeper Funk goldrichtig.

Baumgart war nach der schwächsten Halbzeit der bisherigen Spielzeit sicher nicht zufrieden, verzichtete zum zweiten Durchgang aber noch auf Umstellungen. Aber er hatte offenbar die richtigen Worte gewählt. Denn wie verwandelt kam der FC aus der Kabine. Aggressiv, gierig, griffig – plötzlich funktionierte fast alles.

Der Ausgleich ließ nur fünf Minuten auf sich warten: Nach einem feinen Zuspiel von Kainz spitzelte der Benno Schmitz den Ball auf Sebastian Andersson, der per Grätsche zum 1:1 traf.

Mit Vollgas ging es weiter. Erst hatten Uth und Andersson die Chance zur Führung, dann jubelte Müngersdorf doch. Hector verlängerte eine Ecke von Kainz mit dem Hinterkopf, Czichos und Skhiri drückten den Ball aus einem Meter über die Torlinie. Der FC hatte das Spiel gedreht. Oder doch nicht? Der VAR überprüfte die Szene. Sekunden des Wartens, Zitterns – dann der Jubel-Orkan. Und Stadionsprecher Michael Trippel sorgte für Gelächter, in dem er gleich zwei Torschützen nannte: Czichos und den tatsächlichen Skhiri.

Fürth taumelte, der FC hatte die Partie unter Kontrolle. Das i-Tüpfelchen war das 3:1: Der eingewechselte Louis Schaub dribbelte durch das Zentrum, spielte im perfekten Moment den mitgelaufenen Skhiri an. Der traf per Lupfer zum Endstand. Danach sang Müngersdorf: „Steffen Baumgart wird Kanzler.“

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