„Das macht den FC kaputt“Stephan Engels macht Stefan Müller-Römer schwere Vorwürfe

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Stephan Engels in seinem Garten in Mondorf. Der Ex-FC-Spieler und -Profi wollte als Vizepräsident des Bundesligisten kandidieren.

Stephan Engels in seinem Garten in Mondorf. Der Ex-FC-Spieler und -Profi wollte als Vizepräsident des Bundesligisten kandidieren.

  • Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat sich darauf geeinigt, dass Carsten Wettich als Kandidat zur Wahl des Vizepräsidenten antreten soll.
  • Um diese Position wollte sich auch der ehemalige FC-Profi Stephan Engels bewerben. Doch nach eigener Auskunft hatte er nie eine Chance.
  • Er spricht von einem „abgekarteten Spiel“ und macht Stefan Müller-Römer, Vorsitzender des Mitgliederrats, schwere Vorwürfe.

Köln – Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat sich festgelegt, wer der Kommission zur Wahl des Vizepräsidenten vorgeschlagen werden soll: Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat sich das Gremium auf Carsten Wettich (40) geeinigt. Der bisherige Amtsinhaber, der vorläufig bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Amt ist, hat auch erklärt, antreten zu wollen. Doch vor allem beim früheren FC-Profi und -Trainer Stephan Engels stößt der Vorgang nicht auf Gegenliebe.

Denn der 59-Jährige wollte ebenfalls als Vizepräsident kandidieren. Und fühlt sich jetzt ausgebootet, spricht von Hinterzimmer-Politik, einem „abgekarteten Spiel“, „Lügen“. Im Zentrum seiner Kritik: Stefan Müller-Römer (52), der Vorsitzende des Mitgliederrats, der nach dem Rücktritt von Präsident Werner Spinner 2019 für sechs Monate selbst dem Vorstand angehörte. Der wehrt sich.

Carsten Wettich ist der einzige Kandidat

Dem elfköpfigen Mitgliederrat kommt nach der Satzung des Vereins das Vorschlagsrecht für ein Vorstandsteam und somit auch für den Vizepräsidenten zu. Das Gremium muss bis zum 15. August der Wahlkommission, der Bodo Jost, Stephanie Piepenstock und Thomas Schönig angehören, einen Kandidaten präsentieren. Wettich, der seit 2013 dem Mitgliederrat angehörte, bis er im Dezember 2019 die Nachfolge des nach nur 100 Tagen zurückgetretenen Vizepräsidenten Jürgen Sieger übernahm, ist seine Wahl. Der Rechtsanwalt möchte dies auf Nachfrage nicht bestätigten und auch keinen Kommentar abgeben.

Doch Wettich ist der einzige Kandidat. In ihm reifte im Frühjahr der Entschluss, zu kandidieren. Am 9. Juni stellte der 40-Jährige sein Programm offiziell im Mitgliederrat vor. Am 3. August, bei der bisher letzten Sitzung des Gremiums, beantwortete er abschließende Fragen. In der Mitgliederversammlung, die Ende November nach den Vorstellungen des Mitgliederrats als Präsenzveranstaltung in der Lanxess-Arena oder gar im Rhein-Energie-Stadion stattfinden soll, geht es darum, ob die Mitglieder Wettich wählen. Eine Alternative zu ihm gibt es nicht.

„Ich mache mir große Sorgen um den FC“

Das hat auch damit zu tun, weil die Frist für eine mögliche Kampfkandidatur abgelaufen ist. Bis zum 31. Juli war es unabhängig von der Entscheidung des Mitgliederrats noch möglich, eine eigene Bewerbung auf die Beine zu stellen. Dafür wird ein Quorum von drei Prozent der Mitglieder benötigt. Doch diese Gegenkandidatur kam nicht zustande.

Stephan Engels, von 1978 bis 1989 FC-Profi und über 30 Jahre für den Verein tätig, hätte sich gerne zur Wahl als Vizepräsident gestellt. „Mir geht es einzig um die Zukunft des FC. Es geht nicht um mich, ich bin völlig unabhängig. Doch ich mache mir große Sorgen um den FC. Dort sind einige Personen am Ruder, denen persönliche Interessen vor denen des Vereins gehen“, sagt Engels im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und schildert seine Sicht der Dinge.

Das wirft Stephan Engels Stefan Müller-Römer vor

So habe er Präsident Werner Wolf im März und Müller-Römer am 11. Mai über seine Absichten mit der Bitte um Vertraulichkeit informiert. Der Ex-Nationalspieler berichtet von einem aus seiner Sicht entscheidenden Telefonat mit Müller-Römer am 11. Juni, in dem er dem Mitgliederratschef „konkret und unmissverständlich“ sein Interesse an einer Kandidatur bekundet habe.

Engels wirft Sitzungsleiter Müller-Römer vor, dass dieser ihm trotz konkreter Nachfrage verschwiegen habe, dass Wettich zwei Tage vorher dem Rat schon sein Programm vorgestellt habe: „Mir wurde ganz klar von ihm gesagt, dass noch überhaupt keine Entscheidung gefallen sei und ich auf jeden Fall vom Mitgliederrat eingeladen werde, um mich und mein Programm vorzustellen. Ich bin überzeugt, dass ich perfekt ins Anforderungsprofil gepasst hätte“, sagt der Präsident des TuS Mondorf.

Stephan Engels nach Telefonat sprachlos und wütend

Erst nach rund sieben Wochen Funkstille habe sich Müller-Römer am 30. Juli wieder bei ihm gemeldet, so Engels. Dieses Telefonat, nur einen Tag vor Fristende, habe Engels fast sprachlos und wütend zurückgelassen. Zuerst habe ihm Müller-Römer entgegnet, dass er in Corona-Zeiten und aufgrund vieler Termine „versemmelt habe“, Engels früher anzurufen.

Profil für den FC-Vorstand

Das Anforderungsprofil für eine Position im Vorstand/Präsidium des 1.FCKöln stammt aus dem Jahr 2019 und ist nicht verändert worden. Es umfasst im Kern sechs Punkte: Persönlichkeit,soziale Kompetenz, Persönliche Motivation (der Kandidat muss aktives Mitglied sein und den Willen zur Teamfähigkeit zum Wohle des FC haben ), Erfahrung und Expertise in Wirtschaft und/oder Fußballindustrie (nicht bei allen Kandidaten müssen alle Punkte erfüllt sein), Netzwerke und das Thema der Vergütung, das zu besprechen sei.

Dann habe er zu seiner Verwunderung erfahren, dass Wettich im Mitgliederrat bereits über eine „klare Mehrheit“ verfüge und er, Engels, sich aber dennoch vorstellen könne.

„Ich wurde von Herrn Müller-Römer also in dem Telefonat am 11. Juni bewusst belogen und getäuscht, denn im Prinzip war alles schon zwei Tage vorher klar. Und warum soll ich mich jetzt noch einem Gremium vorstellen, dass seine Entscheidung längst getroffen hat? Das ist Klüngel hoch zehn und ein schlechter Witz. Alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, sind empört über das Vorgehen“, echauffiert sich Engels und schließt die Wortmeldung mit düsteren Prognosen ab: „Am Ende sind die Mitglieder die Leidtragenden, die jetzt keine Alternative mehr haben. Doch so kann es im Verein nicht mehr weitergehen. Das macht ihn kaputt.“

Müller-Römer und Ho-Yeon Kim streiten Vorwürfe ab

Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ streiten Müller-Römer und Ho-Yeon Kim für den Mitgliederrat die Vorwürfe ab.

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„Wir haben Stephan Engels, nachdem er am 30. Juli den Wunsch geäußert hat, sich im Mitgliederrat für die Position des Vizepräsidenten vorzustellen, sofort das Anforderungsprofil übersandt und ihm einen Extra-Termin für den 5. August angeboten. Diese Einladung hat er nicht angenommen. Deswegen haben wir ihm angeboten, uns einen Alternativvorschlag zu unterbreiten. Davon hat er trotz mehrfacher Nachfrage bis jetzt keinen Gebrauch gemacht. Der Mitgliederrat hat noch keinen Beschluss für seinen Wahlvorschlag gefasst.“

Die Einladung an Engels bestehe weiterhin. Das Nominierungsverfahren ergebe sich aus der Satzung. „Das Verfahren ist vollkommen transparent, während Gesprächsinhalte mit Kandidaten selbstverständlich vertraulich behandelt werden.“

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