„Der 1. FC Köln ist verrückt“Gisdol schwärmt und klagt gleichzeitig

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Gisdol Jubel

Jubelnde FC-Profi und Trainer Markus Gisdol ganz oben.

Mönchengladbach – Völlig überraschend macht der 1. FC Köln durch einen knappen Erfolg im rheinischen Derby bei Borussia Mönchengladbach die Schmach aus dem peinlichen Pokal-Aus unter der Woche wett. Dank des Doppelpacks von Elvis Rexhbecaj gewinnen die Kölner beim Erzrivalen mit 2:1. 

Nach dem wichtigen Dreier für den Klassenerhalt machte Trainer Markus Gisdol aber kein Geheimnis daraus, welche persönliche Bedeutung der Derbysieg für seine Situation als Trainer beim Kölner Traditionsvereins bedeutet. Die Kritik Gisdols über die öffentliche Beurteilung seiner Arbeit war nicht zu überhören.

Gisdol beklagt fehlende Fairness

„Manchmal denkt man schon, ob alles so fair ist, was da passiert“, sagte Gisdol. Immerhin habe sein Team aus den vergangenen fünf Bundesligaspielen zehn Punkte geholt, nachdem er angeblich Anfang Januar – wieder einmal – kurz vor dem Rauswurf stand. 

Eine Liebeserklärung konnte sich der Übungsleiter am späten Samstagabend aber dann doch nicht verkneifen: „Ich sage Ihnen ehrlich: Der Klub ist verrückt, aber ich liebe diesen Klub auch.“

„Ich weiß aber natürlich schon, was wir für Möglichkeiten haben und welche Spieler uns zur Verfügung stehen“, ergänzte Gisdol nach dem 2:1-Erfolg, bei dem auch wieder etliche Stammkräfte gefehlt hatten. Selbst Gladbach-Coach Marco Rose wünschte seinem Kollegen ungefragt, „jetzt ein paar Tage in Ruhe arbeiten zu können“. Wie so oft gewinnt Gisdol eben immer zur richtigen Zeit wichtige Spiele. 

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Ismail Jakobs spielt seit seiner Kindheit beim 1. FC Köln.

Ismail Jakobs auf Krücken gesichtet

Wie der Kölner „Express“ berichtet, verließ Ismail Jakobs das Geißbockheim am Sonntagmorgen auf Krücken. Das Offensivtalent stand im Derby in der Startelf und zeigte eine gute Leistung

Weitere Stimmen zum Rheinderby:

FC-Torhüter Timo Horn: „Wir zeigen immer die richtige Reaktion in solchen Spielen, tun uns gegen größere Mannschaften ein Stück weit leichter. Heute war auch ein bisschen Glück dabei beim 2:1. Aber die kämpferische Leistung war nach alldem, was im Vorfeld passiert ist, aller Ehren wert. Der Derby-Sieg tut ganz Köln gut. Gladbach war nicht so zielstrebig wie sonst, das war heute unsere Chance, zum Erfolg zu kommen. Wir haben aber keine Zeit, uns auszuruhen, unsere Situation war und ist brenzlig. Ich bin mir sicher, dass wir da noch weiter rauskommen.“

FC-Doppeltorschütze Elvis Rexhbecaj: „Wir haben drei Punkte geholt, das ist das Wichtigste. Mich selber bewerte ich nicht. Wir wollten kompakt stehen und nach dem Dämpfer unter der Woche Wiedergutmachung leisten. Wir dürfen einfach nicht solche Schwankungen haben in unserem Spiel. Wir wollten wieder als Mannschaft auftreten – in Regensburg war es etwas leblos, auch in der Kabine in der Halbzeit. Heute ist die Party in der Kabine bestimmt schon im Gange. Ich glaube, heute feiert in Köln jeder zu Hause.“

FC-Trainer Markus Gisdol: „Für uns war es sehr wichtig, ein dominantes Zweikampfverhalten zu zeigen. Das Motto war heute: Raus dem Druck und rein in die Umschaltsituationen kommen. Wir haben heute auch gar nicht unverdient gewonnen. Heute haben wir wieder mal gezeigt, dass wir einiges können. Aber wir müssen auch damit rechnen, dass die Mannschaft nicht in der Lage ist, diese Leistung immer zu zeigen“

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Marco Rose: 1. FC Köln war galliger als Borussia Mönchengladbach

Gladbach-Trainer Marco Rose: „Wir müssen Köln gratulieren, sie haben das Spiel so gespielt und gekämpft, wie man ein Derby spielen muss. Sie waren in den Zweikämpfen galliger als wir. In den entscheidenden Momenten hatten wir zu oft das Nachsehen. Wir haben zwei Gegentore bekommen, die wir so nicht bekommen dürfen.“

Gladbach-Kapitän Lars Stindl: „Wir haben zweimal die Anfangsphase verpennt. Das Problem hatten wir schon unter der Woche in Stuttgart. So machen wir uns das Leben selbst schwer. Am Ende hat der FC dann gut verteidigt. Das waren heute viele Kleinigkeiten, die wir nicht gut gemacht haben. Es lag nicht an der Rotation.“

Christoph Kramer: „Wir haben unter Marco Rose immer viel rotiert, das hat uns immer gutgetan. Heute ist es schiefgegangen. Was wir daraus lernen: Egal, ob wir gegen Real Madrid spielen oder Köln, wir müssen die Spiele so angehen, wie das nötig ist. Wir müssen da sein, das ist ganz wichtig.“ (red/dpa)

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