„Kölscher Cafu" Benno SchmitzVom FC-Mitläufer zum Flankenkönig

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Benno Schmitz hat sich beim FC in den Vordergrund gespielt.

Köln – Der letzte Rechtsverteidiger von Format beim 1. FC Köln war gefühlt der mittlerweile 68-jährige Double-Gewinner Harald Konopka. Seit Jahren ist die rechte Abwehrseite die große Problemsituation des Bundesligisten. Viele durften sich dort versuchen, eine langfristige und gute Lösung gab es aber so gut wie nie. Ob Benno Schmitz diese dauerhaft wird, bleibt abzuwarten. Aber immerhin ist der 26-Jährige in seiner vierten Saison beim FC auf einem guten Weg, die Lücke auf der rechten Flanke zu schließen.

Schmitz, zuvor meist das Antonym von Spektakel und von vielen oft kritisch beäugt, ist unter dem neuen Trainer Steffen Baumgart kaum wieder zu erkennen und spielte zuletzt groß auf.

Spitzname: „Kölscher Cafu"

Herausragend: seine Flankenstärke. Die brachte dem gebürtigen Münchner  prompt einen neuen Spitznamen ein. Schmitz ist der „kölsche Cafu“. Dass der Vergleich mit dem zweifachen Weltmeister und brasilianischen Flankenkönig trotz der gleichen Position und Rückennummer (zwei) nicht wirklich ernst gemeint ist, damit kann Schmitz gut umgehen.

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Ist ja auch besser als „Schmitze Billa“. Die besaß laut Willi Ostermann in Poppelsdorf ihre Villa. Schmitze Benno dagegen hat eine Wohnung in Braunsfeld, hört sicherlich keine über 100 Jahre alten Karnevalslieder, aber hat durchaus Humor. „Der Spitzname kam im letzten Trainingslager auf. Ja, mei, er ist ganz witzig. Natürlich hört man das auch ab und zu auf dem Platz. Aber ich bin immer noch der Benno“, sagt der Bayer mit einem Schmunzeln. Sein Vorbild ist ohnehin ein anderer Weltmeister, mit dem er vor einigen Jahren beim FC Bayern noch zusammen trainiert hatte: Philipp Lahm.

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Während Schmitz in den vergangenen Spielzeiten meist unter dem Radar lief und beileibe kein Stammspieler war, hat er sich plötzlich in den Vordergrund gespielt. Schon in der Vorbereitung galt der Abwehrspieler als einer der Gewinner unter Baumgart. Während er in dieser aber meistens noch auf der „falschen“ linken Seite ran musste, hat er sich nunmehr  hinten rechts festgespielt. Und überzeugt nicht nur mit solider Zweikampfführung und gutem Stellungsspiel, sondern plötzlich auch mit Offensiv-Qualitäten.

Seine Vorlage auf Anthony Modeste zur 1:0-Führung in Freiburg war bereits seine zweite Torvorlage. Nimmermüde wieder versucht Schmitz, die Stürmer Modeste und Sebastian Andersson mit Flanken in Szene zu setzen. Er könne zwar ganz gut flanken, doch beide seien „herausragende Kopfspieler“, die fast jedes Luftduell gewännen.

19 Flanken sind ein Liga-Top-Wert

Doch kein  anderer Kölner brachte in den bisherigen Spielen so vielen Flanken vor das gegnerische Tor wie Schmitz (19), in der Liga sind in dieser Statistik nur der Stuttgarter Borna Sosa (22) und Frankfurts Filip Kostic (21) noch fleißiger. „Für mich ist erst einmal wichtig, dass ich fit und in meinem Rhythmus bin“, sagt Schmitz, der sich gleich zu Beginn der vergangenen Saison am Sprunggelenk verletzt hatte uns ausfiel.

Zugute käme ihm jetzt auch die mutige, offensive Spielphilosophie von Baumgart. „Wir wissen jetzt, wie es und dass es funktioniert. Wir müssen so weitermachen, haben aber auch noch Luft nach oben. Man sieht schon, dass wir mutig spielen und mit unserem eigenen Stil in jedes Spiel gehen. Genau das wollen ja auch die Fans sehen“, meint Schmitz, für den es im Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr) zum Wiedersehen mit einigen alten Weggefährten kommt, auf das er sich freue. Im Sommer 2018 war der Abwehrspieler von RB Leipzig nach Köln gewechselt. Schmitz: „Dass Leipzig eine Top-Mannschaft ist, das ist klar. Das wird für uns wieder eine neue Herausforderung. Wir wollen aber auch gegen Leipzig mutig sein und das zeigen, was uns bisher ausgezeichnet hat.“ Helfen soll dabei erneut die große Unterstützung durch die  Fans. Diese wieder im Rücken zu haben, täte dem Team überaus gut.

Im kommenden Sommer läuft Schmitz’ Vertrag beim FC aus. Im Moment gebe es keine Gespräche mit dem Klub, er konzentriere sich  nur auf seinen Job, versichert der Verteidiger. Doch wenn er so weitermacht, wird es zwangsläufig zu ihnen kommen. Und vielleicht läuft Schmitz demnächst auch des Öfteren Harald Konopka in Köln über den Weg. Der FC-Altstar kandidiert bekanntlich für den wichtigen Mitgliederrat des Klubs.

Lemperle wird untersucht

Gegen Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr) droht dem FC nach der Sperre von Florian Kainz ein weiterer Offensiv-Ausfall. Youngster Tim Lemperle (19), der beim Heimsieg gegen Bochum (2:1) sein erstes Bundesliga-Tor erzielt hatte, verletzte sich  am Mittwoch im Training am rechten Knöchel und musste  zur Untersuchung in die Mediapark-Klinik. Angreifer Sebastian Andersson fehlte komplett auf dem Platz – aus Gründen der Belastungssteuerung. Der Schwede absolvierte eine individuelle Einheit.

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