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„Mit Optimismus an Aufgabe“Neuer FC-Coach Funkel spricht über Pläne für Klassenerhalt

Lesezeit 5 Minuten
Heldt Funkel

Der neue FC-Trainer Friedhelm Funkel (l.) und Horst Heldt auf dem Weg zur Pressekonferenz.

Köln – Wie rasant die Entwicklungen beim 1. FC Köln nach der dramatischen 2:3-Niederlage gegen Mainz waren, das registrierte Friedhelm Funkel am Montag um 13.10 Uhr vor Ort, als er am Geißbockheim vorfuhr. Der Cheftrainer-Parkplatz war kurzzeitig belegt. Also blieb Funkel nur der Stellplatz des Assistenten.

Als Funkel dann knapp drei Stunden später am Grüngürtel offiziell als Interimstrainer bis zum Saisonende vorgestellt wurde, verabschiedeten sich praktisch zeitgleich Gisdol und sein ebenfalls freigestellter Assistent Frank Kaspari von ihrer bisherigen Mannschaft. Es ging auf einmal alles sehr schnell beim akut abstiegsbedrohten Bundesligisten.

1. FC Köln: Markus Gisdol verabschiedete sich von Mannschaft

Es sei wichtig gewesen, Gisdol und der Mannschaft diese Gelegenheit zur Verabschiedung zu geben, erklärte Sportchef Horst Heldt am Montagnachmittag. „So dass wir einen Cut haben. Das war uns allen wichtig.“ Heldt hatte Gisdol tags zuvor gegen 22 Uhr von seiner Freistellung informiert. Fast parallel dazu sprach sich der Sportchef mit Funkel ab, mit dem er seit den Tagen vor dem Dortmund-Spiel (2:2) in Kontakt stand, das Gisdol vorläufig den Job gerettet hatte.

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Während Heldt noch über den Abschied vom Vorgänger sprach, saß der Nachfolger bereits neben ihm. Und Rückkehrer Funkel, der bereits von Februar 2002 bis Oktober 2003 Kölner Trainer gewesen war, wirkte voller Tatendrang. Seine Augen leuchteten, als der 67-Jährige über seine wohl letzte Herausforderung als Trainer in der Bundesliga sprach. „Es ist eine tolle Aufgabe, die ich mit viel Optimismus angehe. Es ist nicht einfach, aber sicherlich nicht unmöglich“, sagte Funkel.

Seine Begeisterung wolle er auf die Mannschaft übertragen, mit vielen Gesprächen das Vertrauen der Spieler gewinnen und sie für den Schlussspurt wieder mental aufbauen. „In der Zusammenarbeit mit den Jungs gilt es ab sofort, die notwendigen Punkte zu holen, um in der Liga zu bleiben. Ich bin überzeugt davon, dass wir das schaffen können“, sagte der Routinier.

Friedhelm Funkel bleibt bis Ende der Saison FC-Trainer

Der ist eine Lösung auf Zeit, das machte Funkel selbst klar. Nach dem Saisonende werde er wieder in den Ruhestand gehen, aber er freue sich nun auf intensive sechs Wochen. „Es gibt kein Hintertürchen. Wir haben klar kommuniziert, dass wir bis Saisonende zusammenarbeiten. Danach werde ich meine Aufgabe hier hoffentlich erfolgreich beenden“, führte Funkel aus, der keine neuen Mitarbeiter nach Köln mitnimmt. Mit Ausnahme von Kaspari übernimmt der Routinier den Stab von Gisdol. „Ich werde eng mit André Pawlak zusammenarbeiten und habe großes Vertrauen zu ihm“, sagte Funkel über den Co-Trainer.

Nur sechs Saisonspiele hat Funkel noch Zeit, den FC vor dem siebten Abstieg in der Vereinsgeschichte zu bewahren. Die Situation der Kölner hatte sich nach der Partie gegen Mainz, das Heldt zum Endspiel für Gisdol ausgerufen hatte, noch mal extrem zugespitzt. Nach der Niederlage ist Köln Tabellen-17. mit drei Punkten Rückstand auf den Relegationsrang. Nach dem Mainz-Spiel sei die Entscheidung gefallen, mit Funkel einen „neuen Impuls“ zu setzen, sagte Heldt und fügte mit Blick auf den neuen Coach an: „Er ist einer der dienstältesten Trainer, mit einer unglaublichen Erfahrung. Wir sind überzeugt, dass er den Input bringt, den wir benötigen. Es sind noch sechs Spiele, in denen alles möglich ist.“

Viele Fragen und Baustellen warten auf neuen FC-Coach

Ab seinem ersten Training am Dienstagvormittag wartet viel Arbeit auf Funkel. Am Samstag (18.30 Uhr) steht das Derby bei Bayer 04 Leverkusen an, dann trifft der FC am Dienstag (18.30 Uhr) auf den Tabellenzweiten RB Leipzig. Danach folgen die wohl entscheidenden Spiele gegen Augsburg, Freiburg, Hertha und Schalke. Möglich ist, dass es für Funkel am Ende auch acht Partien werden, die Kölner also noch in der Relegation um den Ligaverbleib kämpfen werden. Funkel sprach selbst davon, dass man auch „nach dem 34. Spieltag“ noch die Möglichkeit zum Klassenerhalt habe.

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Doch bis dahin ist es noch ein beschwerlicher Weg. Seine neue Mannschaft wirkte zuletzt stark verunsichert. Trotz teilweiser guter Leistungen zuletzt war ihr offenbar der Glauben abhandengekommen, Spiele auch gewinnen zu können. In der Defensive fing sich der FC zu einfache Gegentreffer, und mit erst 27 erzielten Treffern ist die Mannschaft vorne ein Ausbund an Harmlosigkeit.

Funkel zeigte sich erfreut, dass er mit Flügelspieler Florian Kainz und Stürmer Sebastian Andersson, die von langen Verletzungen zurückkehrten und gegen Mainz erstmals wieder in der Startelf stand, wieder zwei wichtige Pfeiler für die Offensive zur Verfügung hat. „Das ganze Offensivspiel war besser, das lag auch an Andersson. Er ist als Zielspieler sehr wichtig. Ich glaube aber fest daran, dass wir mit der Mannschaft in der Liga bleiben können“, sagte Funkel.

Eigentlich schon ein Karriereende

Dass der Trainer, der sein Karriereende eigentlich schon verkündet hatte, überhaupt kurzfristig auf die Trainerbank zurückkehrt, habe mit seiner Verbundenheit zum Klub und der Pandemie zu tun. „Ich konnte meine neue Freiheit nicht so genießen. Im Herbst ist dann der Gedanke gereift, noch einmal zu arbeiten. Ich habe diese Lust verspürt, noch einmal etwas zu machen.“

Klar ist bereits jetzt, dass sich der zusehends unter Druck geratene Sportchef Heldt einen neuen Trainer für die kommende Spielzeit suchen muss. Bekannt ist, dass der FC bereits Kontakt zu Thorsten Fink und zum früheren FC-Trainer Peter Stöger aufnahm. Auch Steffen Baumgart, der seinen auslaufenden Vertrag beim Zweitligisten SC Paderborn nicht verlängern wird, zählt zu den Kandidaten. Nach Informationen dieser Zeitung trifft auf alle drei zu, dass sie unabhängig von der Ligazugehörigkeit zum FC wechseln würden, sollte sich dieser für einen von ihnen entscheiden.

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