„Wilde Horde“-Geburtstag in BelgradLeuchtraketen auf Menschen geschossen

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Die „Wilde Horde“ wütet im Block.

Belgrad – Am Donnerstag feierte die „Wilde Horde“ Geburtstag. Auf den Tag genau vor 21 Jahren hatte sich die Kölner Ultra-Gruppierung gegründet. Laut Strafgesetzbuch gilt für Erwachsene mit 21 Jahren die volle strafrechtliche Verantwortlichkeit. Die FC-Ultras hatten zu ihrem Geburtstag aber keine Gäste geladen, sondern waren in einem fremden Land zu Gast. Und sie nutzen das Auswärtsspiel im Europapokal in Belgrad (0:1) und „feierten“ auf ihre eigene, rücksichtslose und die Gesundheit anderer gefährdende Art.

Mit einer Pyro-Show in beiden Lagern war bereits vor der Partie zu rechnen. Es handelte sich um ein Hochsicherheits-Spiel, seit dem Aufeinandertreffen der Klubs 1989 sind die beiden Fangruppen verfeindet. Rund 4000 bewaffnete Polizisten sollten in der Stadt und rund um das Stadion für Sicherheit sorgen.

Dass diese Präsenz notwendig war, zeigte sich auch weit nach Mitternacht, als immer noch serbische Hooligans durch die Metropole zogen. Auf der Suche nach Kölner Gegnern und Schlägern. Im Zentrum war es zuvor wegen des Polizei-Aufgebots am Abend zuvor und tagsüber mit Ausnahmen von ein paar Scharmützeln und einer kurzen Schlägerei in der Ausgehstraße Skadarska relativ ruhig geblieben. Viele Kölner Fans waren den Anweisungen gefolgt, verhielten sich in der Innenstadt vorbildlich und verzichteten auf Trikots oder Schals. Sie erfreuten sich lieber der günstigen Preise in den Bars der Stadt und des schönen Winter-Wetters.

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Feuerwerkskörper fliegen in Richtung Spieler

Im „Marakana“ waren die Ultras dann aber kaum noch zu stoppen. Vor allem die Mitglieder der „Wilden Horde“. 450 von ihnen waren mit neun Bussen über Ungarn und Kroatien nach Belgrad gereist, an der ungarisch-kroatischen Grenze wurden sie bereits von Sicherheitsbehörden kontrolliert. Dennoch konnten sie massenweise Pyrotechnik nach Serbien einschleusen. Und die brannten sie erstmals beim Einlaufen der Mannschaften ab. Sie zündeten Bengalos und feuerten Raketen in die benachbarten Blöcke.

Ein Feuerwerkskörper flog sogar in Richtung der Mittellinie, Frederik Sörensen und Konstantin Rausch sowie ein Einlaufkind waren in unmittelbarer Nähe, sprangen gerade noch zur Seite. Damit reizten die FC-Chaoten die serbischen Hooligans, die wiederum eine Rakete in den Kölner Block zurückwarfen. In der zweiten Halbzeit brannte es nicht nur und erneut in der FC-Kurve, sondern nach dem 1:0 und dem Abpfiff auch in der von Roter Stern. Kölner Anhänger rissen zudem Sitzschalen aus den Verankerungen und fackelten diese und andere Utensilien ab. Um zu löschen, fuhren zwei Einsatzwagen der Feuerwehr in den Innenraum.

Kölner Anhänger skandieren „scheiß Wilde Horde“

Diese Aktionen gingen vor allem von Mitgliedern der Wilden Horde aus, da waren sich nicht nur die szenekundigen Beamten aus Köln sicher. Es war aber auch deutlich zu hören, dass fast alle anderen Kölner Anhänger von dieser Form der Selbstdarstellung die Faxen dicke hatten. „Scheiß Wilde Horde“ skandierten die Fans in den höheren Reihen. Die Ultras sorgen so weiter für eine Spaltung der Fanszene.

Eine Stunde und 45 Minuten mussten die Kölner Anhänger nach dem Abpfiff im Gäste-Block ausharren, bis sie das Stadion verlassen durften. Am Ende wurden nur drei Kölner vorläufig festgenommen. Die serbische Polizei wollte die Situation offenbar nicht noch weiter eskalieren lassen.

1. FC Köln droht drastische Uefa-Strafe

„Das war ein völlig inakzeptables Verhalten“, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle. Dem FC droht nun erneut eine drastische Strafe durch die Uefa. Die Kölner waren nach Vorkommnissen in der Vergangenheit auf Bewährung, mit einer Zwei-Spiele-Blocksperre auswärts und einer wieder hohen Geldstrafe muss der FC ganz sicher rechnen. „Wir müssen abwarten, was die Uefa dazu sagt und werden dann Stellung beziehen“, sagte Wehrle.

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