1. FC KölnBeierlorzer warnt vor Derby-Wahn

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Achim Beierlorzer auf dem Trainingsplatz

  • Beide Trainer stehen vor ihrem ersten rheinischen Derby.
  • Achim Beierlorzer kann wieder auf den zuletzt verletzten Jhon Córdoba zählen.
  • Marco Rose rechnet mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre.

Köln – Marco Rose hat die Sätze schon oft gehört, nun sagt er sie selbst. „Die Stimmung vor dem Derby, die spüren wir alle. Aber es ist wichtig, dass wir Herz zeigen und kühlen Kopf bewahren“, sagte der Coach von Borussia Mönchengladbach am Donnerstag zwei Tage vor dem rheinischen Derby im Rhein-Energie-Stadion und fügte an: „Das sind die Klassiker, das hören wir immer von den Trainern.“

Rose, der in diesem Sommer von RB Salzburg nach Mönchengladbach wechselte, wirkt zum ersten Mal in seiner Karriere im Rheinland. Der gebürtige Leipziger kennt die Historie des Derbys nur aus Erzählungen, er ist vorbereitet. „Fakt ist, dass eine außergewöhnliche Atmosphäre herrschen wird. Der müssen wir gewachsen sein, und dann müssen wir einfach unser Spiel spielen. Am Ende ist es ein Bundesligaspiel unter etwas anderen Umständen“, sagt der 43-Jährige.

Emotion und Kontrolle

Es ist eine Gratwanderung für die Trainer zwischen Emotion und Kontrolle, auch Achim Beierlorzer nimmt das wahr. „Wir dürfen uns nicht verwirren lassen“, sagt der Franke, der ebenfalls wenig Rheinland-Erfahrung vorzuweisen hat. Der Trainer warnt davor, den Kopf zu verlieren. „Wir dürfen im Derbywahn nichts tun, das uns nicht weiterbringt.“

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Im Training sei er nicht auf das Derby eingegangen, inhaltlich unterscheidet sich ein solches Spiel nicht von den übrigen Aufgaben einer Saison. „Wir haben nichts anders gemacht. Wir werden alles investieren, nichts zurückhalten“, sagt der 51-Jährige. Man wolle „an die 100 Prozent herankommen“, sagt Beierlorzer – allerdings wolle man das in jedem anderen Spiel auch.

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Personell konnte der Kölner Trainer nur Gutes berichten. Die Kölner Profis, die in der Abstellungsphase mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren, sind gesund zurückgekehrt – und mehr als das: Sie waren nach ihren Einsätzen „gesund, positiv und in guter Stimmung“.

Jhon Córdoba war nicht unterwegs sondern hat am Geißbockheim weiter an seiner Physis gearbeitet. Mit Erfolg: Drei Wochen nach seiner im Spiel gegen Borussia Dortmund (1:3) erlittenen Oberschenkelverletzung ist der Angreifer wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Ein dosierter Wiedereintritt sei im Fall des Kolumbianers jedoch kaum möglich gewesen, „bei Jhon ist es unheimlich schwierig, langsam einzusteigen. Er legt sofort wieder voll los. Es ist rundum gut, er ist topfit“, sagte Beierlorzer.

Erfahrung im Entscheiden von Derbys wird bei den Kölnern vor allem auf der Bank sitzen. Simon Terodde, der im Januar 2018 in der Nachspielzeit per Kopf zum Sieg traf, beginnt die Partien derzeit auf der Bank; für den Zweitliga-Torschützenkönig der vergangenen Saison beginnt zurzeit Anthony Modeste (31). Das Vertrauen des Trainers in den Franzosen ist groß, und beim 2:1-Sieg in Freiburg dankte es der Stürmer mit einem feinen Kopfballtreffer zum Ausgleich. Ein zwar brillant ausgeführtes Tor, das in seiner Entstehung jedoch keine Höchstschwierigkeit war. Daher ermutigt Beierlorzer seine Spieler, noch offensiver zu handeln. „Wenn wir uns überlegen, wie einfach unser Ausgleich in Freiburg war. Wenn wir die Chance haben, Bälle gezielt vorn reinzubringen, ist das ein Paradebeispiel.“

Risses Tor des Jahres

Marcel Risse erzielte im November 2016 den späten Derby-Siegtreffer per Tor des Jahres, doch am Ende einer starken Vorbereitung, die der Kölner Rechtsaußen verletzungsfrei überstand, erlitt Risse im Testspiel gegen Villarreal eine Muskelverletzung, die ihn zurückwarf. Derzeit kämpft der 29-Jährige um den Anschluss, im Derby dürfte ihm zu Beginn nur der Platz auf der Bank bleiben – immerhin, in den bisherigen Saisonspielen schaffte Risse es noch nicht in den Spieltagskader.

Dass die Kölner mit vielen Zugängen in der ersten Elf und einem Franken auf der Trainerbank ins Derby gehen, sieht Achim Beierlorzer nicht als Schwäche, selbstverständlich nicht. „Vielleicht ist es ganz gut, wenn man die Erfahrung nicht hat. Wir müssen uns mehr mit dem Gegner und unseren Stärken als mit dem Derby beschäftigen. Wir werden es jetzt nicht in den Himmel heben. Wir müssen nicht bereit für ein Derby sein, sondern bereit für ein Spiel gegen Borussia Mönchengladbach.“

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