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1. FC KölnChristian Keller wird neuer FC-Sportdirektor

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Christian Keller

Christian Keller

Köln – Gut drei Wochen ist es her, da warfen die Spieler des SSV Jahn Regensburg ihren scheidenden Chef in die Luft; derartige Szenen sieht man selten, wenn ein Geschäftsführer im Profifußball seinen Klub verlässt. Zwar fliegen auch beim 1. FC Köln regelmäßig die Manager. Aber unter anderen Umständen.

In Regensburg dagegen endete am 31. Oktober die achteinhalbjährige Dienstzeit eines Mannes, der vor seiner Tätigkeit im Fußball als Professor für Sportmanagement an der Hochschule Heidelberg gewirkt hatte – und nicht als Profi, was den Start in der Branche grundsätzlich erschwert. Doch Kellers Werk in Regensburg ist ein beachtliches: Auf ihn geht zurück, dass der Jahn 2017 den Sprung zurück in die zweite Bundesliga schaffte – und seither trotz bescheidener Mittel Jahr für Jahr den Klassenverbleib schaffte. In der vergangenen Saison stießen die Regensburger zudem erstmals ins Pokal-Viertelfinale vor, auf dem Weg dorthin schlugen sie den 1. FC Köln im Elfmeterschießen.

Pause bis zum 1. April

Keller werde sein Büro aufräumen, den Nachfolger einarbeiten – und anschließend pausieren, hatte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler zuletzt wissen lassen. Und viel Raum gelassen für Spekulationen darüber, wohin sein beruflicher Weg nun führen werde. Keller galt als Kandidat auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden beim VfB Stuttgart, er wäre der ideale Mann für das Profil gewesen. Doch am Dienstagnachmittag verkündete der 1. FC Köln, Keller unter Vertrag genommen zu haben: Vom 1. April 2022 an wird der 42-Jährige dem 1. FC Köln als Geschäftsführer Sport dienen. Das Winter-Transferfenster werden die Kölner also ohne den neuen Boss bestreiten müssen, doch immerhin haben sie noch im alten Jahr Fakten geschaffen.

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Kellers Verpflichtun ist ein Coup. „Er ist beeindruckend“, sagte FC-Vizepräsident Eckhard Sauren dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir waren früh genug und schnell genug, darum haben wir ihn für uns gewinnen können. Wir haben an dem Tag mit der Suche begonnen, an dem klar war, dass wir uns von Horst Heldt trennen würden. Christian Keller stand von Anfang an auf unserer Favoritenliste“, berichtete Sauren, der mit Interims-Sportchef Jörg Jakobs die Suche verantwortete.

Keller hat zwar keinen Hintergrund als Fußballprofi, nach achteinhalb Dienstjahren in Regensburg traut man ihm den Job am Geißbockheim jedoch zu. Tatsächlich scheint einer wie Keller als Sportchef glatt unterfordert. Allerdings glaubt man im Verein, der Sprung in die Erste Liga sei anspruchsvoll genug, um den neuen Mann vorerst auszulasten.

Promotion in Tübingen

Keller promovierte im Jahr 2008 an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen, sein Dissertationsthema lautete „Steuerung von Fußballunternehmen – Finanziellen und sportlichen Erfolg langfristig gestalten“. Seit dem Jahr 2013 brachte er seine Forschung als Geschäftsführer des SSV Jahn zur praktischen Anwendung, den Verein führte er aus der Dritten Liga bis in die Spitze der Zweiten Liga. Als sein Vertrag nun auslief, verlängerte er nicht. Zunächst war Keller auch bei den Fans des Jahn umstritten. Seine Laufbahn als Fußballer hatte schon im Alter von 18 Jahren wegen einer Knieverletzung ein frühes Ende genommen. Mit dem SSV Jahn Regensburg kam der gebürtige Donaueschinger in Kontakt, als er als Mitarbeiter einer Unternehmensberatung half, den Verein zu sanieren. Nach dem Abstieg des Vereins wurde Keller Geschäftsführer und Sportlicher Leiter.

Wolf sieht „herausragende Verdienste“

Mit dem nachhaltigen Erfolg in der Zweiten Liga wuchs auch das Vertrauen der Fans in den Klubchef. „Danke für alles, Christian Keller“, prangte im Oktober auf einem Transparent im Regensburger Stadion. Ein Zukunftsprojekt brachte Keller vor seinem Abschied zum Abschluss: Mit den Überschüssen der vergangenen Jahre hat sich der SSV Jahn ein Funktionsgebäude gebaut, wie es die Kölner am Geißbockheim seit Jahren gern hätten. Für Werner Wolf ein weiterer Grund, Keller nach Köln zu holen: „Seine herausragenden Verdienste in Regensburg lassen sich nicht nur an den sportlichen Ergebnissen ablesen, sondern auch an den Strukturen, die er dort aufgebaut hat. Seine Ausrichtung auf eine nachhaltige Entwicklung im Sportbereich wird auch dem FC guttun“, sagt der FC-Präsident.

„Der FC-Vorstand hat sich in außergewöhnlichem Maße um mich bemüht. Besonders haben mich dabei die Seriosität, Zuverlässigkeit und Professionalität der FC-Verantwortlichen überzeugt. Diese Vertrauensbasis ist mir eminent wichtig, weil nur damit eine effektive Zusammenarbeit möglich wird. Gleichzeitig hat der FC-Vorstand einen durchdachten strategischen Ansatz, um die Zukunft des 1. FC Köln aktiv zu gestalten. Wichtig ist mir zudem, nach rund achteinhalb tollen, aber auch sehr intensiven Jahren beim SSV Jahn Regensburg die neue Aufgabe beim FC mit 100 Prozent Identifikation und 100 Prozent Engagement anzugehen. Dazu benötige ich zunächst etwas Abstand und Pause“, sagte Christian Keller.

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