1. FC KölnDarf Trainer Ruthenbeck weitermachen?

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Ruthenbeck Fäuste

Stefan Ruthenbeck am Samstag während des Spiels gegen Wolfsburg

Köln – In der Schlussphase sickerten die Freiburg-Gefühle wieder in die Köpfe, der 1. FC Köln schien bereit für den nächsten Untergang: 90 Minuten lang hatte die junge Mannschaft des Tabellen-Letzten gegen Wolfsburg gekämpft und war in der 67. Minute sogar in Führung gegangen.

Dann aber waren die Kräfte weniger und der Gegner stärker geworden. Plötzlich wollte Wolfsburg den Ausgleich – mindestens. Denn selbstverständlich wussten die Niedersachsen, was in diesen Tagen möglich ist in Müngersdorf. Das Comeback des SC Freiburg schwebte noch über dem Stadion. 3:4 hatte Köln nach 3:0-Führung verloren.

So präsent war das Drama noch, dass auf den Anzeigentafeln zum  Spielbeginn das Freiburger Wappen aufgetaucht war, wo das der Wolfsburger hätte stehen sollen.

Die versprochene Schlacht

In der zweiten Halbzeit hatte Stefan Ruthenbeck pragmatisch gewechselt: Als nach einer Stunde Lehmanns Kräfte geschwunden waren, hatte der Trainer Marco Höger gebracht; kurz danach Clemens für den ausgebrannten Risa, dann Handwerker für Führich. Keine Experimente mit dem System, keine Umstellungen. Es ging ums Durchhalten, nicht um taktische Brillanz. Und die junge Kölner Mannschaft lebte gut damit.

Schon vor dem Spiel beim FC Bayern (0:1)  hatte Ruthenbeck von einem „Battle“ gesprochen; von einer Schlacht, die er dem Gegner liefern wolle. Die Schlussphase gegen Wolfsburg war dann tatsächlich zur Schlacht geworden: Es hatte zu schütten begonnen, und Ruthenbeck coachte auf die Art, wie er seine Mannschaft spielen sehen will: Wild, emotional – mit geballten Fäusten. Und die Kölner hielten durch. 1:0 – tatsächlich ein Sieg.

Als es vorüber war, fielen sich die Kölner in die Arme.  Die Ersatzspieler rannten aufs Feld, der Jubel beim Tabellenletzten war riesig. Plötzlich schien die Saison nicht mehr tot.

Verdoppelte Ausbeute

Die Kölner hatten damit die Punkte-Ausbeute dieser Hinrunde verdoppelt, neun Zähler beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz. Und plötzlich wächst hier und da schon wieder der Wunderglaube. Doch aus Ruthenbecks Sicht hat sich zunächst nichts verändert. Er sieht 17 Endspiele auf sich zukommen.

„Der Sieg ist hochverdient, trotzdem sollten wir jetzt nicht durchdrehen“, sagte der 45-Jährige. Sein Plan: „Herzblut, kratzen, beißen, pitschen, wenn es sein muss. Für diesen Style stehe ich: Emotional sein, alles reinhauen und dann gucken, was passiert.“

Ruthenbecks Chance

Ruthenbeck galt bislang als Interimstrainer, doch er hat nun gute Aussichten, bis zum Frühjahr weitermachen zu dürfen. Nach dem Pokalspiel auf Schalke (Dienstag, 20.45 Uhr) wird er ein Gespräch mit Armin Veh führen, der bisherige Austausch mit dem Manager sei „überragend“, sagt Ruthenbeck.

Beschlossen ist wohl, dass die Kölner keinen Versuch unternehmen werden, Markus Anfang schon im Winter aus Kiel zu holen. Man glaubt zwar, den Trainer für zwei Millionen Euro Ablöse in seine rheinische Heimat lotsen zu können, fürchtet aber eine Beschädigung des Trainers durch den Abstieg. Außerdem hatte der FC in den vergangenen Monaten genügend Konflikte auszutragen. Da muss nicht noch einer mit Kiel her.

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