Im Abstiegsfall1. FC Köln wäre der wohl reichste Zweitligist Deutschlands

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Jhon Córdoba im Zweikampf mit Frederik Sörensen

Köln – Die Forschungsgruppe „Football Observatory“ am Internationalen Zentrum für Sportstudien  in Neuchatel kam 2017 zu der – allerdings  nicht besonders erstaunlichen – Erkenntnis, dass im Profi-Fußball Geld Tore schießt. Sollten diese und andere Studien recht behalten, dann muss man sich  um den 1. FC Köln im Abstiegsfall  demnächst keine großen Sorgen machen.

„Wir hätten einen Spieleretat, der absolut wettbewerbsfähig ist und sicher zu den Top drei der Zweiten Liga zählen würde.  Nicht nur deswegen muss unser Anspruch sein, direkt wieder aufzusteigen “, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das ist zurückhaltend formuliert.

Nur HSV in ähnlichen Bereichen

Denn der FC würde nach Informationen dieser Zeitung mit einem Lizenzspieler-Etat von rund 31 Millionen Euro in die Zweite Liga  gehen – nur der Hamburger SV als möglicher Mitabsteiger könnte da mithalten.

Alles zum Thema Jonas Hector

Das sind zwar rund 18 Millionen weniger als in diesem Jahr in der  Bundesliga, aber fast doppelt so viel wie beim letzten Abstieg 2012 und auch deutlich mehr als das, was  andere Traditionsvereine zuletzt nach dem Abstieg ins Unterhaus zur Verfügung gehabt haben.

VfB und 96 hatten es schwerer

Der VfB Stuttgart und Hannover 96 investierten in ihrer Erstliga-Abstiegssaison 2015/16 noch 46 beziehungsweise 40 Millionen Euro in das Profi-Team. Nach dem Abstieg konnte der VfB aus dem wirtschaftlich starken  Stuttgart einen Lizenzspieler-Etat von 25 Millionen Euro stemmen, Hannover halbierte sich auf 20 Millionen.

Nur RB Leipzig dürfte in seinem letzten Zweitliga-Jahr 2015/16 in ähnliche Sphären wie die Kölner  vorgedrungen sein – auch wenn damals  oft nur von einem  20-Millionen-Etat die Rede war. Weitere Vergleiche: Ein ambitionierter Zweitligist wie Union Berlin investiert aktuell 14,27 Millionen Euro ins kickende Personal, der VfL Bochum 11,4 Millionen Euro.

Kein Vergleich zu 2012

Geschäftsführer Wehrle hatte schon mehrmals darauf hingewiesen, dass sich die aktuelle Finanzlage des FC nicht im entferntesten mit der von 2012 vergleichen lasse. In der Saison 2011/12 hatte der FC mit einem Profi-Etat von 33 Millionen Euro auf Biegen oder Brechen versucht, den Gang in die Zweite Liga zu verhindern. Das Resultat ist bekannt. „Mit diesem Kader und diesem Einsatz durften wir nicht  absteigen“, sagte der damalige FC-Geschäftsführer Oliver Leki.

Zum Stichtag 30. Juni 2012 stand der FC mit Verbindlichkeiten in Höhe von 27,38 Millionen Euro in der Kreide, die sich später auf 32 Millionen erhöhen sollten. Zudem besaßen im Gegensatz zu heute die meisten Spieler Zweitliga-Verträge zu Erstliga-Konditionen.

Deutliche Umsatzsteigerung

Ende September 2018 wird der FC seine Mitglieder wieder zur Jahreshauptversammlung einladen. Die werden dann sicherlich erbost über den sechsten Abstieg der Klubgeschichte sein, sie werden aber von Wehrle auch  Rekordzahlen präsentiert bekommen.

So wird der Umsatz nach Informationen dieser Zeitung von 129,2 Millionen Euro aus dem Geschäftsjahr 2016/17 auf rund 170 Millionen steigen. Das Eigenkapital des FC wird sich von 20,2 Millionen Euro auf mehr als 30 Millionen  erhöhen, der Gewinn nach Steuern  ebenfalls. Auch wenn die FC-Bosse das nicht so gern hören:  Sollte der FC runtergehen, wäre er einer der reichsten Absteiger aller Zeiten – Leipzig war ja kein Absteiger.

Begehrte Spieler können bleiben

Und das erklärt auch, weshalb begehrte Akteure wie Nationalspieler Jonas Hector oder Torwart Timo Horn nicht verkauft werden müssen und bleiben. Horn, der mit einem Gehalt von rund drei Millionen Euro der Spitzenverdiener sein soll, müsste zwar mit 1,5 Millionen Euro auskommen, Hector soll statt 2,7 Millionen  künftig ebenfalls in dieser Größenordnung verdienen.

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Allerdings wurde ihnen auch zugesichert: Im Aufstiegsfall würden sie eine nicht unerhebliche Extra-Prämie erhalten. Und sollte es wider Erwarten mit der direkten Rückkehr  ins Oberhaus nichts werden, hätten sie statt einer Ausstiegsklausel im Abstiegsfall, die sie wie Hector bisher besaßen, nun eine für den Nicht-Aufstiegsfall.

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