1. FC KölnEine Hoffnung auf Fans in Müngersdorf bleibt

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Blick ins leere Rhein-Energie-Stadion

Köln – Die Hoffnung war von kurzer Dauer. Über das Wochenende hatten die Verantwortlichen des 1. FC Köln versucht, angesichts der unter die Schwelle von 100 gesunkenen Sieben-Tages-Inzidenz in Köln ihr Stadion für das abschließende Saisonspiel am  Samstag gegen Schalke 04 für Fans zu öffnen. Der Versuch sollte ein Beitrag zum Kölner Modellprojekt sein: Grundsätzlich zählt Köln schon seit dem 26. April zu  jenen Kommunen, die laut Corona-Schutzverordnung des Landes NRW Projekte ermöglichen sollen, bei denen im „Zusammenspiel mit Testungen, Impfungen, der digitalen Kontaktnachverfolgung sowie entsprechenden Hygiene- und Durchführungskonzepten Bereiche des gesellschaftlichen und öffentlichen Lebens geöffnet werden, um digitale Lösungen zu erproben und wissenschaftliche Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen zur Pandemiebekämpfung zu gewinnen“, wie es in der Verordnung heißt.

Hoffnung am Freitag

Bislang war die Inzidenz jedoch nicht unter 100 gesunken – bis zum vergangenen Freitag. Da meldete das Landeszentrum Gesundheit NRW einen Wert von 99,6. Das eröffnete dem FC neue Möglichkeiten.

Borussia Mönchengladbach hatte bereits in der Vorwoche Bemühungen gestartet und für das letzte Heimspiel der Saison am vergangenen Samstag gegen den VfB Stuttgart ein Konzept erstellt. Ein Stadtsprecher hatte zwar erklärt, man werde „kein halbvolles oder gar volles Stadion“ sehen. Die Rede war von rund 10.000 Zuschauern im Borussia Park. Allerdings sank die Inzidenz in Mönchengladbach erst am Freitag unter die 100 und damit zu spät, um einen Spieltag mit Zuschauern noch rechtzeitig zu organisieren.

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Für Köln war die Prognose am Wochenende besser – doch am Montag stieg die Inzidenz auf 105,3. Kein ungewöhnliches Phänomen, da angesichts der vielen Feiertage derzeit viel getestet wird, um private Treffen zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass einige Labore in diesem Zeitraum Ergebnisse gebündelt verschicken, sodass auch Nachmeldungen eine Rolle spielen. Zum Beispiel meldete das Robert-Koch-Institut für Samstag zunächst 152 neue Corona-Fälle für Köln. Am Montag kamen für diesen Tag 55 dazu – dennoch blieb die Inzidenz für Samstag unter 100, nämlich bei 99,6. Die 298 Fälle, die am Montag gemeldet wurden, drückten die Inzidenz auf 105,3 und damit über die kritische Marke.

Nach der Corona-Schutzverordnung sind Modellprojekte nur zulässig, wenn in dem jeweiligen Kreis oder der jeweiligen kreisfreien Stadt zu Beginn des Modellprojekts die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen bezogen auf 100.000 Einwohner nicht mehr als 100 beträgt. Wie lange die Inzidenz unter 100 geblieben sein muss, sagt die Verordnung allerdings nicht.  Offenbar gelten für den Beginn der Modellversuche analog die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Das sieht vor, dass die bundesweiten Schutzmaßnahmen, die ab einer Inzidenz von 100 gelten, zwei Tage, nachdem an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen der Schwellenwert von 100 unterschritten war, außer Kraft gesetzt werden können. Alexander Wehrle bestätigte das am Montag. „Der Inzidenzwert 100 ist der aktuellen Corona-Schutzverordnung folgend ausschlaggebend. Da der Wert am Montag bei 105,3 lag, ist eine Teilzulassung von Zuschauern für das Heimspiel gegen den FC Schalke ausgeschlossen“, sagte der Geschäftsführer des 1. FC Köln. Dass die Regeln des Infektionsschutzes über allem stehen, ist zwar nirgendwo niedergeschrieben. Allerdings hätte es ein problematisches Zeichen an etwa die Kölner Gastronomie bedeutet, am Samstag das Stadion zu öffnen, während wegen der Montagszahlen das Pfingstgeschäft verloren geht.

Ein Sieg gegen Schalke ist Pflicht

Die Hoffnungen der akut abstiegsbedrohten Kölner richten sich nun auf ein mögliches Heimspiel in der Relegation am 26. Mai. Derzeit steht der FC auf dem vorletzten Tabellenplatz, muss am Samstag Schalke 04 besiegen und ist überdies darauf angewiesen, dass entweder Arminia Bielefeld (in Stuttgart) oder Werder Bremen (gegen Mönchengladbach) ihre Partien nicht gewinnen. Das reichte für die Relegation. Im aus Kölner Sicht besten Fall würden beide Konkurrenten nicht gewinnen, dann wäre Köln ohne Relegation gerettet. Doch will man sich bereithalten für den Fall, gegen den Dritten der Zweiten Liga um die Teilnahme an der Bundesliga vor Publikum zu spielen. „Wir bleiben im Hinblick auf ein mögliches Relegationsspiel in der kommenden Woche im engen Austausch mit dem Gesundheitsamt Köln – Stichtag für den Inzidenzwert ist in diesem Fall der Mittwoch. Sollte der Wert dann unter 100 liegen, werden wir uns auf ein Szenario mit einer Teilzulassung von Zuschauern vorbereiten“, sagt Wehrle. Die Kölner verhandeln offenbar über die Zulassung von 500 Zuschauern. Die Zahl taucht in der Corona-Schutzverordnung zwar auf, Vereine dürfen Sitzungen  unter freiem Himmel mit bis zu 500 Teilnehmern abhalten. Mit Profisport hat das jedoch nichts zu tun. Wettbewerbe in Profiligen sind zwar laut Verordnung zulässig, allerdings dürfen Zuschauer nicht zugelassen werden.

Bundesliga-Konkurrent Union Berlin ist da schon weiter. Die Köpenicker dürfen am Samstag gegen RB Leipzig anlässlich eines Pilotprojekts 2000 Zuschauer in der Alten Försterei begrüßen. Der Berliner Senat hat dem Antrag am Montag bereits zugestimmt. Die Inzidenz in Berlin liegt derzeit bei 68,6. 

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