1. FC KölnHorst Heldt muss improvisieren – Interesse an Ex-Schalker Max Meyer

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Sportchef Horst Heldt (l.) und Trainer Markus Gisdol warten mit dem FC seit 13 Bundesligaspielen auf einen Heimsieg.

Köln – Es ist nicht so, dass Horst Heldt die Augen vor bestimmten Entwicklungen verschließt und den Handlungsbedarf beim 1. FC Köln nicht erkennt. Der Sportchef weiß, dass sich der um den Klassenerhalt kämpfende FC  in Anbetracht des längerfristigen Ausfalls von Neuzugang Sebastian Andersson, des Zustands von Anthony Modeste und der allgemeinen Harmlosigkeit im Offensivspiel im Winter eigentlich verstärkten müsste. Doch ein oder mehrere Transfers sind nicht in Aussicht.

Und es stocken auch andere Personalien, etwa die beabsichtigte Vertragsverlängerung mit Eigengewächs Salih Özcan (22), die früher kein Problem gewesen wären. Der Grund ist klar: Sportliche Ungewissheit und vor allem die Finanzen  lassen es nicht zu. Heldt sind mehr oder weniger die Hände gebunden. Das hat natürlich mit den horrenden Einbußen aufgrund der Corona-Krise zu tun, aber nicht nur. Auch die Altlasten drücken den Klub. Und beides zusammen führt dazu, dass der Verein keinen Handlungsspielraum hat. Auch nicht auf dem Transfermarkt.

Weggang eines Trios brächte kaum Geld

Ein Irrglaube ist, dass der Verkauf von aussortierten Spielern dem FC diesen zurückgäbe. Zum einen gab es für Christian Clemens, Frederik Sörensen und Marco Höger bisher keine konkreten Anfragen. Ihre Verträge laufen allesamt am 30. Juni aus, sie werden sich genau überlegen, ob für sie ein Wechsel Sinn macht – auch finanziell. Denn derartige Kontrakte, wie sie diese einst beim FC zu besseren Zeiten unterschrieben haben, werden sie nicht mehr bekommen. Das kann man den Spielern nicht zum Vorwurf machen. Zum anderen wären selbst die Einsparungen des FC im Optimalfall zu gering, um beispielsweise einen Stürmer zu finanzieren, der in der Lage wäre, der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol auch aus dem Stand heraus zu helfen. Die Rechnung ist folgende: Ablösen sind ohnehin nicht zu erwarten. Und für einen Spieler, der für die restlichen sechs Vertragsmonate beim FC noch rund 800.000 bis 900.000 Euro kassiert, würde der Klub im Fall des Wechsels maximal rund 200.000 Euro einsparen. Denn der FC müsste das Gehalt des Spielers für die Restlaufzeit deutlich subventionieren. Im besten Fall könnte der Bundesligist so zusammen 500.000 bis 600.000 Euro einsparen.

Alles zum Thema Anthony Modeste

Ibišević doch wieder im Visier?

Für diese Summe ist auf dem Transfermarkt kaum etwas möglich. Der ist im Winter ohnehin kompliziert, das gilt besonders für diese Corona-Zeiten. Und so könnte Sturm-Veteran Vedad Ibišević (36) wieder ein Thema werden. Der ist nach der Auflösung seines Vertrags bei Schalke 04 vereinslos und ablösefrei. Bereits in Gelsenkirchen soll der Angreifer, der früher stets gerne gegen Köln traf, einen sehr leistungsbezogen Vertrag mit einem geringeren Grundgehalt unterschrieben haben..

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber auch im Sommer sieht die Lage nicht rosiger aus. Der FC ist im Vergleich zu den Vorjahren noch mehr gezwungen, Transfereinnahmen zu generieren. Welche Spieler am ehesten in Betracht kämen, einen Markt haben und somit Geld in die Kasse spülen könnten, das liegt auf der Hand: Sebastiaan Bornauw (25), Ellyes Skhiri (25),  Ondrej Duda (26), Ismail Jakobs (22) oder Jorge Meré (23) – wenn dieser seinen Marktwert wieder steigern kann. Natürlich gäbe es auch einen anderen Weg zur Einnahmen-Steigerung: Die Satzung des Vereins gäbe dem Vorstand die Möglichkeit zu einem Verkauf von bis zu 25 Prozent der Anteile an der KGaA, ohne dass die Mitglieder zustimmen müssten. In Zeiten der globalen Krise wäre dies vielleicht auch nicht der optimale Zeitpunkt, doch der Vorstand denkt auch nicht drüber nach und ist weiterhin gegen diesen Schritt.

Da der FC womöglich bis Mai nicht weiß, in welcher Liga er in der kommenden Saison spielen wird, er kaum Geld hat und wie alle Menschen zudem keine Ahnung hat, wann die Pandemie endet, gestaltet sich auch die zukünftige Kaderplanung ungemein schwer. Wie berichtet, hat der FC Interesse an einer Rückhol-Aktion von Mittelfeldspieler Yannick Gerhardt. Der Vertrag des 26-Jährigen läuft im Sommer aus, Gerhardt kann sich den Wechsel vorstellen – allerdings nur in die Bundesliga. Im Oberhaus bleiben will auch Max Meyer (25), an dem FC nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ebenfalls Interesse hat und dessen Vertrag auch ausläuft. Horst Heldt kennt den Silbermedaillengewinner von Rio noch bestens aus gemeinsamen Tagen bei Schalke 04 und schätzt ihn sehr. Auch mit dessen Berater Roger Wittmann versteht sich Heldt sehr gut. Meyer ist bei Crystal Palace sportlich komplett in die Sackgasse geraten und in die zweite Mannschaft verbannt worden. Doch der Mittelfeldspieler verdient beim Londoner Premier-League-Team ein sagenhaftes Gehalt. Und so müsste Meyer schon erhebliche Abstriche machen.

KStA abonnieren