Köln – 1. FC Köln Fünfter, Schalker 04 Zehnter: Auf diesen Plätzen beendeten die beiden Klubs die Bundesliga am 20. Mai 2017. So lange ist das noch gar nicht her. Wenn sich die Westrivalen am Sonntag (18 Uhr) gegenüberstehen, haben sich die Vorzeichen komplett geändert: Während Schalke als Zweiter die positive Überraschung der Liga ist, stellt der Tabellenletzte aus Köln die negative dar. Der Abstieg des FC scheint besiegelt – und dies nur elf Monate nach dem größten Erfolg der vergangenen 25 Jahre.
Auch für einen langjährigen Schalker und heutigen Kölner war diese Entwicklung nicht vorhersehbar. „Das ist natürlich bitter und traurig. Wir haben uns das alles anders vorgestellt“, sagte am Mittwoch FC-Mittelfeldspieler Marco Höger in Bezug auf seine eigene Mannschaft. Für seinen ehemaligen Klub aus Gelsenkirchen, für den der 28-Jährige von 2011 bis 2016 aufgelaufen war, fiel es Höger nicht schwer, lobende Worte zu finden. Auf der einen Seite habe ihn die starke Saison etwas überrascht, auf der anderen wiederum nicht, da der Ruhrgebiets-Klub ein „schlafender Riese“ sei. „Schalke hat unheimlich viel Potenzial – wenn mal Ruhe im Verein ist“, sagte Höger. Die herrsche nun bei Schalke. „Die Verantwortlichen und die Mannschaft haben alles richtig gemacht.“
Höger will Saison „ausbügeln"
Das war beim FC sicher nicht der Fall. Während Schalke in der nächsten Saison wohl in der Champions League antritt und Millionen scheffelt, strebt Köln aller Voraussicht nach eine Liga tiefer den direkten Wiederaufstieg an.
Marco Höger ist dabei.Der Spieler werde von einer Ausstiegsklausel keinen Gebrauch machen, teilte der Tabellenletzte mit. „Es freut uns sehr, dass Högi bleibt und unseren Weg mitgeht. Und das, obwohl ihm andere Angebote vorliegen. Mit seiner Qualität und seiner Erfahrung im Mittelfeld wird er uns beim Erreichen unserer Ziele weiterhelfen, egal ob in der ersten oder zweiten Liga“, sagte Geschäftsführer Armin Veh.
Höger wollte seine Entscheidung vorzeitig treffen. „Auch, wenn es in die 2. Liga geht, bleibe ich beim FC und werde alles geben, um das wieder auszubügeln.“ Das nimmt man dem Kämpfer getrost ab, doch seine bisherige Bilanz beim FC stellt ihn wohl selbst kaum zufrieden: In 49 Ligaspielen erzielte der verletzungsanfällig Mittelfeldspieler kein Tor, bereitete nur eines vor.
20 Millionen Euro Einnahmen für Trio
Höger kann sich vorstellen, dass noch etliche Spieler seinem Beispiel folgen und dem FC auch in der 2. Liga die Treue halten – auch wenn sich der „eine oder andere“ mit einem Wechsel beschäftige. Und das wären dann vornehmlich die Führungsspieler. Nationalspieler Jonas Hector (27) steht vor einem Wechsel nach Dortmund, Innenverteidiger Dominique Heintz (24) könnte ebenfalls beim BVB landen – oder bei Schalke 04. RB Leipzig soll am gebürtigen Leipziger Leonardo Bittencourt (24) hochgradig interessiert sein.
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Für dieses Trio würde der FC rund 20 Millionen Euro Ablöse kassieren. Das ist für einen Zweitligisten zwar viel Geld, die Spieler würden aber dennoch klar unter Marktwert gehen. Möglich machen dies Ausstiegsklauseln im Fall des Abstiegs. Ein Szenario, das vor wenigen Monaten für einige im Klub noch unvorstellbar schien.
Avdijaj: Viel Talent, schwierig zu händeln
Hector, Heintz und auch Bittencourt gelten zudem als Musterprofis – was man von Donis Avdijaj (21) nun nicht gerade behaupten kann. Laut „Express“ will der FC den Offensivspieler verpflichten. Der galt bei Schalke 04 lange als riesiges Talent, entwickelte sich dann aber zum Problem-Profi mit dem Hang zur Hybris und aufgemotzten Luxuskarossen.
Der Nationalspieler des Kosovo steht bis 2019 bei Schalke unter Vertrag und ist bis zum Saisonende an Roda Kerkrade ausgeliehen. 2014 wurde bekannt, dass Avdijaj – um mögliche Interessenten abzuschrecken – eine Ausstiegsklausel über 49 Millionen Euro in seinem Vertrag haben soll. Laut dem Fußballportal „transfermarkt.de“ soll er nun 48 Millionen Euro günstiger zu haben sein. Für Kerkrade erzielte Avdijaj in acht Spielen in der Eredivisie drei Tore und soll durchaus wieder auf einem besseren Weg sein. Ein spannendes Projekt wäre er in jedem Fall. Aber auch eines nicht ohne Risiko. Wie so vieles bei einem Umbruch.
