1. FC Köln in EuropaEine Geschichte mit Höhen und Tiefen

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Bei den Fans des 1. FC Köln herrscht große Vorfreude auf das Europapokal-Spiel.

Köln – Unter den FC-Fans grassiert in diesen Tagen wieder das Europapokal-Fieber. Am Donnerstag um 20.30 Uhr empfängt die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart den Fehervar FC im Hinspiel des Conference-League-Play-Off. Das Fieber äußert sich in Sprüchen wie: „Ich liebe den Geruch von Europapokal am Morgen.“ Gemessen an der vorherigen Wartezeit waren die fünf Jahre seit der letzten Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb ein kurzer Augenblick. Noch zu präsent ist der rauschhafte Tag in London bei vielen Anhängern. Ebenso der Kater nach der Party im Emirates-Stadion bei Arsenal London. Denn es folgte eine Saison zum Abgewöhnen. Aus in der Gruppenphase der Europa League und Abstieg aus der Bundesliga. Der Verein schien nicht bereit für die Rückkehr zu altem Glanz. Allerdings war auch in der Vergangenheit nicht immer alles so glanzvoll.

Inter Mailand

Am 27. September 1961 betrat der noch junge 1. FC Köln erstmals die europäische Fußball-Bühne. Im Messestädte-Pokal traf die Mannschaft von Trainer Zlatko „Tschik“ Čajkovski auf Inter Mailand. Nach einem 4:2 Erfolg in Müngersdorf unterlag der FC in Norditalien mit 0:2. Ein Entscheidungsspiel musste her, welches die Italiener mit 5:3 für sich entscheiden konnten.

FC Dundee

Nach dem Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft trat der FC in der Folgesaison im Europapokal der Landesmeister an. Mit 1:8 gingen die Kölner beim schottischen Meister FC Dundee unter. Vor dem Spiel hatte sich Čajkovski noch abfällig über den Gegner geäußert. Bereits zur Halbzeit, beim Stand von 5:0, war die Messe gelesen. Auf dem Rückweg äußerte der blamierte FC-Trainer in seiner unnachahmlichen Art: „Am besten, Flugzeug stürzt ab.“ Zwar konnte sich der FC beim 4:0 im Rückspiel einigermaßen rehabilitieren, doch das Aus in der ersten Runde konnte nicht mehr abgewendet werden.

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FC Liverpool

In der Spielzeit 1964/65 durfte der FC nach der zweiten Meisterschaft erneut im Landesmeister-Pokal mitmischen. Nachdem Partizan Tirana und Panathinaikos Athen aus dem Weg geräumt waren, kam es im Viertelfinale zu einer der wohl legendärsten Auseinandersetzungen der Vereinsgeschichte. Mit dem FC Liverpool lieferten sich die Kölner einen dramatischen Vergleich, der nach drei unentschiedenen Spielen (0:0 in Köln, 0:0 in Liverpool und 2:2 nach Verlängerung in Rotterdam) im Stadion De Kuip erst durch den berüchtigten Münzwurf entschieden werden konnte. Selbst dieses Glücksspiel konnte erst im zweiten Versuch Klarheit bringen, da die kleine Holzscheibe des belgischen Schiedsrichters Robert Schaut im ersten Anlauf senkrecht im Matsch stecken blieb. Und das Glück war gegen die Kölner. Sie schieden aus.

FC Barcelona

Durch ein 4:1 über den VfL Bochum feierte der FC im Juni 1968 den ersten Erfolg im DFB-Pokal. Somit gab der Verein sein Debüt im Europapokal der Pokalsieger – mit beachtlichem Erfolg. Nach den Stationen Girondins Bordeaux (1:2, 3:0), ADO Den Haag (1:0, 3:0) und Randers Freija (2:1, 3:0) zog der FC ins Halbfinale ein. Nach einem 2:2 auf eigenem Platz blieb die Mannschaft von Trainer Hans Merkle im berühmten Camp Nou beim FC Barcelona chancenlos. Nach dem 1:4 war die Reise für die Kölner beendet. Immerhin: Mit sechs Treffern wurde Carl-Heinz Rühl Torschützenkönig des Wettbewerbs in dieser Saison. Wenigstens gelang dem 1. FC Köln eine Revanche gegen die spanischen Titelsammler. In der zweiten Runden des UEFA-Pokals 1980/81 siegte der FC nach einer 0:1-Heimniederlage beim FC Barcelona überraschend mit 4:0.

Nottingham Forest

Die Euphorie des ersten und bislang einzigen Doubles der Vereinsgeschichte 1977/78 trug den 1. FC Köln durch die folgende Europapokal-Saison. Im Landesmeister-Pokal marschierte der FC erneut in ein Halbfinale. Damit hatte der FC Historisches erreicht. Als erster deutscher Verein waren die Kölner in allen vier bisher ausgetragenen europäischen Wettbewerben in die Runde der letzten Vier eingezogen. Dort wartete die Überraschungsmannschaft von Nottingham Forest. Unter Trainer Brian Clough erlebte der Verein aus den englischen Midlands seine erfolgreichste Zeit – sehr zum Leidwesen des FC. Nach einem 3:3 in Nottingham rechnete man sich in Köln gute Chancen auf das Finale im Münchener Olympiastadion aus. Ein torloses Unentschieden hätte genügt. Doch Ian Bowyer schoss in der 65. Minute das einzige Tor des Tages. Die Engländer gewannen in der Folge gleich zwei Mal den Europapokal der Landesmeister.

Real Madrid

Zur Geschichte des 1. FC Köln gehört die Wahrheit, dass der Verein einige Erfolge mehr hätte sammeln können, als die sieben erlangten Titel. Eine von vielen verpassten Gelegenheiten bot sich in der Saison 1985/86. Im Finale des UEFA-Pokals traf das „Real Madrid des Westens“ auf das namensgebende Original. Im Estadio Santiago Bernabéu brachte Klaus Allofs den FC in Führung. Doch in der Folge schlugen die favorisierten Madrilenen gnadenlos zurück. Am Ende siegte Real mit 5:1. Eine hohe Bürde für das Rückspiel, das der 1. FC Köln wegen angeblicher Ausschreitungen bei der Halbfinal-Begegnung im belgischen Waregem nicht in Köln austragen durfte. So verloren sich am 6. Mai 1986 gut 16.000 Zuschauer im weiten Rund des Berliner Olympiastadions. Der FC rannte an, doch zu mehr als einem 2:0 Erfolg reichte es nicht. Der Pokal ging nach Spanien. Im Umfeld des 1. FC Köln hält sich hartnäckig die Theorie, dass es im Müngersdorfer Stadion mit der Unterstützung des Kölner Publikums zum Titelgewinn gereicht hätte. Beweisen wird sich das nicht mehr lassen.

Juventus Turin

Den bisher letzten sportlich großen Moment auf internationalem Parkett stellt das UEFA-Pokal-Halbfinale 1989/90 dar. Das achte internationale Halbfinale der Vereinsgeschichte insgesamt. Nach dem dramatischen Viertelfinale gegen Roter Stern Belgrad, das Frank Ordenewitz mit seinem Tor zum 3:0 kurz vor Schluss entschied, kam es zum Duell mit Juventus Turin. Im Hinspiel lag der FC bei den Norditalienern schon mit 0:3 zurück, ehe Falko Götz (78.) und Ralf Sturm (89.) das Ergebnis im Delle Alpi erträglicher gestalteten. Am 17. April 1990 hätte dem 1. FC Köln also ein Treffer zum Einzug in die Endspiele gereicht. Damals wurde auch das Finale mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Doch wieder wollte das erlösende Tor nicht fallen und der FC schied aus. Gemeinsam mit Bremens Karl-Heinz Riedle teilte sich Falko Götz mit sechs Treffern die Torjägerkrone des Wettbewerbs. Ein schwacher Trost.

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Celtic Glasgow

Nach einem 2:0 im Hinspiel im Müngersdorfer Stadion wähnte sich der 1. FC Köln bereits in der zweiten Rundes des UEFA-Pokals 1992/93. Doch die Schotten drehten im Rückspiel die Begegnung. Nach einem 0:3 war der Wettbewerb für die Kölner schon wieder beendet. Dass es ein Vierteljahrhundert dauern würde, diese Bühne wieder zu betreten, hätte trotz aller Enttäuschung an diesem Abend niemand für möglich gehalten.

Tottenham Hotspur

Der UEFA Intertoto Cup, kurz UI Cup genannt, war ab 1995 eine Trostrunde für Vereine, die knapp an der Qualifikation für den UEFA-Pokal gescheitert waren. Demzufolge wurde er auch als „Strohhalm-Cup“ oder „Cup der guten Hoffnung“ bezeichnet. Da der Wettbewerb in der Vorbereitungszeit vor der neuen Saison lag, hielt sich das Engagement mancher Vereine in Grenzen. So erklärt sich das Debakel des englischen Vertreters Tottenham Hotspur im Müngersdorfer Stadion. Am 22. Juli 1995 zerlegte der FC die Londoner, die teilweise mit Jugendspielern angetreten waren, mit 8:0. Aufgrund der sich daraus ergebenden Tordifferenz belegte der 1. FC Köln in Gruppe 2 den ersten Platz. Im Achtelfinale scheiterte der FC dann etwas überraschend am FC Tirol Innsbruck. Ein kleiner Trost für die FC-Fans: Im Viertelfinale warfen die Österreicher den ungeliebten Nachbarn aus Leverkusen ebenfalls aus dem Wettbewerb.

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