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1. FC KölnLaufstark, aber im Zentrum nicht ganz dicht

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Stuttgarts Daniel Didavi (l.) im Duell mit Kölns Ellyes Skhiri

  • Was die Laufleistung angeht, hat sich der 1. FC Köln erheblich gesteigert und zählt zu den laufstärksten Mannschaften der Liga.
  • Dennoch fehlt es dem Team vor allem im Zentrum an Entschlossenheit, Kompaktheit und Konzentration.
  • Trainer Markus Gisdol hat das Problem erkannt und wartet zudem auf die Rückkehr eines Schlüsselspielers.

Köln – In der vergangenen Saison  in einer Statistik noch abgeschlagenes Schlusslicht, jetzt plötzlich auf einem Champions-League-Platz: Der 1. FC Köln hat zwar seit 15 Spielen keinen Sieg mehr in der Bundesliga errungen, doch  am Engagement der Mannschaft  kann es ganz sicher nicht liegen, dass sie seit dem 6. März (2:1 in Paderborn) so sehnlich auf den nächsten Dreier wartet.  Denn der Aufwand  stimmt ganz offensichtlich.

Vom lauffschwächsten zum fast lauffstärksten Liga-Team

In der vergangenen Spielzeit war die mangelnde Laufbereitschaft noch eines der größten Probleme des FC. Es war kein ganz neues, auch  in der 2. Bundesliga stimmte sie oft nicht. Doch in der Saison 2019/20 spulte keine Mannschaft weniger Kilometer ab als die der Kölner. Pro Partie liefen die FC-Profis im Schnitt nur 112,73 Kilometer, das bedeutete Platz 18. Der Tiefpunkt war sicherlich das Spiel gegen Union Berlin (1:2) am 13. Juni, in diesem kam die Kölner Mannschaft auf insgesamt neun Kilometer weniger als der Gegner. So konnte es nicht weitergehen, das wusste auch Markus Gisdol. Und setzte in der Vorbereitung genau dort an. Er machte seiner Mannschaft Beine und sie fitter. Resultat: Nach fünf Spieltagen stellte der FC das zweitlaufstärkste Team der Liga hinter Union. In vier von fünf Spielen liefen die Kölner Spieler mehr als die des Gegners, auch beim 1:1 in Stuttgart war dies deutlich der Fall. Nur im Derby spulten die Gladbacher insgesamt 1,3 Kilometer mehr ab als die Kölner. Im Vergleich zur letzten Saison hat der FC seine Laufleistung pro Spiel im Durchschnitt um satte fünf Kilometer gesteigert (117,82 zu 112,73).

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Dazu tragen drei Spieler im Zentrum wesentlich bei: Ellyes Skhiri (25), Elvis Rexhbecaj (22) und Ondrej Duda (25) zählen zu den laufstärksten Spielern der Liga. Der defensive Mittelfeldspieler Skhiri kommt im Schnitt auf 12,75 Kilometer pro Spiel. Insgesamt lief nur der Herthaner Lucas Tousart (63,70 km) mehr als der Tunesier (62,20 km), der allerdings ein paar Spielminuten weniger absolviert hat als der Berliner. Was die durchschnittliche Laufleistung pro Begegnung angeht, muss sich Skhiri nur Vladimir Darida (12,88 km) geschlagen geben. Skhiris  Spannmann Rexhbecaj, im Januar nach Köln gewechselt, belegt in der Gesamtstatistik einen hervorragenden vierten Platz (56,63 km, 11,99 km pro Spiel), Neuzugang Ondrej Duda (53,24 km) ist 19.. Da der offensive Mittelfeldspieler auf 388 Einsatzminuten kommt, lief er starke 12,35 Kilometer pro Partie.

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Kritik an Trio im Zentrum

Dennoch steht dieses Trio derzeit in der Kritik. Trotz des großen Laufpensums zählten Skhiri, Rexhbecaj und Duda in Stuttgart zu den schwächeren Kölnern. Beim ersten Gegentreffer des VfB durch Orel Mangala wurde das Kölner Zentrum bereits nach 24 Sekunden ausgehebelt, Skhiri ließ den balltreibenden Gonzalo Castro gewähren. „Wir dürfen bei dem frühen Gegentor nicht so hoch attackieren, wir haben unsere Anlaufhöhe nicht eingehalten“, bemängelte Teamkollege Ismail Jakobs das gesamte Defensivverhalten. Zwar war Skhiris Laufleistung wieder außerordentlich groß (13,01 km),sein Zweikampfverhalten  jedoch  mangelhaft. Er gewann nur jedes dritte Duell, der offensivere Duda 30 Prozent seiner Zweikämpfe. Rexhbecaj wiederum hatte eine zu große Streuung in seinem Spiel, agierte bisweilen hektisch und fahrig und spielte zwölf Fehlpässe. Nun ist es auch nicht die erste Aufgabe von Skhiri und Rexhbecaj, für Treffer zu sorgen. Doch ein bisschen mehr Torgefahr würde man sich schon wünschen. Skhiri erzielte in 37 Bundesligaspielen ein Tor und bereitete drei vor, das letzte allerdings im Januar. Rexhbecaj gelang in 18 Bundesligapartien ebenfalls ein Tor (zum 1:3 gegen Gladbach) und legte vier Treffer vor. Duda traf zum wichtigen 1:1 gegen Frankfurt. Es war sein erstes Pflichtspieltor seit fast einem Jahr. Zuletzt hatte er im Oktober 2019 für Hertha BSC getroffen, in zehn Spielen in der Premier League für Leihklub Norwich City  ging er komplett leer aus.

Hector fehlt an allen Ecken und Enden

Augenfällig ist, dass der weiterhin noch nicht genesene Nationalspieler Jonas Hector dem FC derzeit an allen Ecken und Enden fehlt. Zwar sorgt Hector auch nur selten für Torgefahr, doch der 30-Jährige ist stark im Duell gegen den Mann und ist zumindest auf dem Platz ein Anführer mit viel Erfahrung und Übersicht. „Natürlich sieht man auf der Position von Jonas Hector, dass wir im Zweikampfverhalten aktuell nicht gut genug sind, nicht entschlossen genug, nicht hart und konsequent genug. Das tut dir im Spiel weh. Das müssen wir besser machen“, befand Gisdol. Eine Alternative für das Zentrum hätte er mit  Salih Özcan (22). Doch der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft hat beim Coach aktuell einen schweren Stand. Etwas ändern muss sich dennoch. „Es ist ganz klar, dass wir das besser machen müssen“, forderte Gisdol. Der nächste Gegner wird die Fehler wohl noch brutaler bestrafen. Der FC Bayern kommt am Samstag nach Köln.

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