1. FC KölnMarkus Gisdol macht ein Versprechen für 2021

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Der letzte Heimsieg: Die Kölner Spieler feiern am 29. Februar den 3:0-Erfolg gegen Schalke – damals noch mit ihren Fans.

Köln – Der 29. Februar ist  ein etwas merkwürdiger Tag. Einer, den es nur alle vier Jahre, während eines Schaltjahres,  gibt. Er   gleicht die Differenz zwischen Kalender- und Sonnenjahr aus. An jenem 29. Februar 2020 gewann der 1. FC Köln sein letztes Heimspiel in der Bundesliga.

50.000 Zuschauern hatten sich noch einmal ins Rhein-Energie-Stadion aufgemacht, der überwiegende Anteil von ihnen durfte nach dem Kölner 3:0-Sieg gegen Schalke  am Ende jubeln. Doch bei einigen Verantwortlichen herrschte im Anschluss eine seltsame Stimmung, statt freudig wirkte sie eher gedrückt. „Ich glaube, das war für längere Zeit unser letztes Heimspiel vor Zuschauern“, unkte Alexander Wehrle im Anschluss an die Pressekonferenz. Die Corona-Pandemie war im Anmarsch, doch mit ihren Dimensionen und Auswirkungen hatte der FC-Geschäftsführer wohl auch damals nicht gerechnet.

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Die Kölner vermissen als Folge der vakanten Sitzreihen nicht nur die Einnahmen bei ihren Heimspielen, sondern auch die Unterstützung ihrer stimmungsvollen, leidenschaftlichen Fans. Dieses Schicksal teilt der FC freilich mit allen anderen Profiklubs, doch nicht alle werden von ihren Zuschauern so getragen wie der Traditionsverein aus Köln.

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Die Fans fehlen als Unterstützung

Es wäre nicht richtig, die große Kölner Heimmisere alleine durch das Wegbleiben ihrer Fans zu begründen, doch Fakt ist auch: In den zwölf folgenden 17 Geister-Heimspielen gelang dem FC kein einziger Bundesliga-Sieg (fünf Unentschieden, zwölf Niederlagen). Das ist ein Vereinsnegativrekord.

Zwar erkannte man bei der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol zuletzt einen Aufwärtstrend, doch vor allem durch die Siege auswärts in Dortmund (2:1) und in Mainz (1:0) und dem Punktgewinn in Leipzig (0:0) befreite sich der FC vorerst aus dem größten Schlamassel. In dieser Saison sammelte der FC bisher nur zwei seiner elf Punkte in der eigenen Arena. Auswärts, wenn der FC weniger gezwungen ist, das Spiel selbst zu gestalten, tut er sich wesentlich leichter. Gisdol misst diesen Statistiken weniger Wert bei,  gab aber zu, dass ihn die lange Negativserie nervt. „Ich mache mich da nicht verrückt. Statistiken gibt es, damit man sie mal wieder neu schreiben kann. Ich habe schon gesehen, wie oft wir jetzt dran waren“, sagte Gisdol und zeigte sich lieber zuversichtlich.

Für den Trainer ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Heimfluch besiegt ist. „2021 werden wir wieder Heimspiele gewinnen und unsere Heimstärke zeigen. Wir haben schon vieles auf den richtigen Weg gebracht, ob auswärts oder zu Hause. Es macht derzeit fast keinen Unterschied, ob man auswärts oder zu Hause spielt. Aber keine Frage, ich hätte gerne mehr Heimspiele gewonnen.“

Im Kampf um den Klassenerhalt nimmt der FC ab Samstag (15.30 Uhr) einen neuen Anlauf, seinen Heimfluch zu brechen. Gegner ist dann der Tabellenelfte FC Augsburg, vor dem der Kölner Trainer warnt. „Augsburg hat eine unglaublich dynamische Mannschaft mit hohem läuferischen Einsatz“, sagte der Coach.  Gisdol kann wieder auf Innenverteidiger Rafael Czichos zurückgreifen, bangt allerdings noch um den Einsatz des an einem grippalen Infekt erkrankten Flügelspielers Ismail Jakobs. Neben dem Langzeitverletzten Florian Kainz steht auch Stürmer Sebastian Andersson wegen seiner anhaltenden Kniebeschwerden erneut nicht zur Verfügung. Kapitän Jonas Hector drängt nach seinem Comeback zurück in die Startelf.

Ein Jahr voll mit Loopings

Das Spiel am Samstag läutet einen Monat  ein, der für die Kölner große Bedeutung hat und der zeigen wird, wohin die Reise der Mannschaft führt. Denn mit Augsburg, Freiburg (Zehnter), Hertha BSC (14.), Schalke (18.), Hoffenheim (Zwölfter) und Bielefeld (16.) treffen die Kölner auf sechs von acht Konkurrenten aus der unteren Tabellenhälfte. Außer den Augsburgern empfangen sie auch  Hertha  und Bielefeld im eigenen Stadion.   „Wir haben jetzt Spiele gegen Mannschaften auf Augenhöhe, aber wir dürfen uns nicht in die Irre führen lassen und glauben, dass wir es lockerer angehen können“, sagte Gisdol. 

Unisono froh zeigten sich Gisdol und Sportchef Horst Heldt, dass das unwirkliche Jahr 2020 in absehbarer Zeit Vergangenheit ist. „Für mich war es das anstrengendste und anspruchsvollste Jahr, seitdem ich Trainer bin. Es hat uns alle unglaublich viel Kraft und Energie gekostet“, befand der Coach. Und Heldt bewerte das Corona-Jahr als „ein Achterbahn-Jahr mit permanenten Loopings.“

Doch 2020 befand sich der 1. FC Köln noch zu oft im Sinkflug, 2021 will er auch mal wieder Höhenflüge produzieren. Und dazu gehören dann auch mal wieder Heimsiege.

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